Mit Drama markierte Beiträge

3096 Tage

3096 Tage
Originaltitel: 3096 Tage – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Sherry Hormann

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Darsteller: Antonia Campbell-Hughes, Thure Lindhardt, Jaymes Butler, Trine Dyrholm, Amelia Pidgeon, Vlasto Peyitch, Angelina Noa u.A.

Filmkritik: Okay, da sind wir nun also. „Der Kampusch-Film“.

In den Medien wird die etliche Jahre Entführte manches Mal ziemlich ruppig angepackt und – meiner Meinung nach – irgendwelche Unsensiblen im Internet haben warum auch immer eine Abneigung gegen die Gute. Warum? Keine Ahnung. Neid?

Ok, Scherz beiseite. Und „Scherz beiseite“ ist dann auch das Thema des folgenden Artikels. Leider hatte ich dank fiebrigem Imbettliegen die Presse-Vorstellung verpasst, was aber wohl auch ganz gut gewesen ist, da ich sonst wohl mit manch bösem Kommentar von einigen Mitkritikern der „höchst seriösen Fraktion“ wohl ungläubig beäugt worden wäre. Oder so habe ich mir das zumindest vorgestellt, bis ich schließlich den Streifen doch noch später sehen konnte, denn sonderlich viel zum zynischen Amüsieren durch etwaig inkompetent gemachten Sequenzen oder Übertreibungen gab es nicht. Da war schon das bizarre Drumherum der Sichtung eher belustigend, aber dazu später mehr.

Irgendwo zwischen Ausbeutungs- und Arthouse-Kino…

…steht das „Betroffenheitskino“. Anstatt einen Exploitation-Streifen zu drehen, der mit sichtlich zwiegespaltener Intention sowohl „die Schrecken“ illustrieren, als auch den Zuschauern das Ganze als verruchte Packung Sado-Sex verkaufen will, oder einem Arthouse-Streifen, der künstlerisch, vielleicht sogar abstrakt zu Werke geht und das Martyrium eindringlich schildert, gibt es eben das, was zu erwarten war: Das Betroffenheitskino.

Soll heißen, dass zwar durchaus der Ansatz verfolgt wurde die Begebenheiten rund um die Entführung und die jahrelange Qual der Kampusch eindringlich (apropos, zu den Sexeleien kommen wir später noch) darzustellen, aber das doch bitte auf so einem Niveau, dass die ab 1...

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Dead Man Down

Dead Man Down
Originaltitel: Dead Man Down – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Niels Arden Oplev

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Darsteller: Colin Farrell, Noomi Rapace, Dominic Cooper, Terrence Howard, Isabelle Huppert, Armand Assante, Raw Leiba, Franky G, Raymond Mamrak, Luis Da Silva Jr., Jennifer Butler, Jennifer Mudge u.A.

Filmkritik: „Verblendung“ war schon ein großer Wurf für das Krimi/Thriller-Genre. Nicht nur, weil David Fincher davon ein Remake gedreht hat, sondern auch, weil Noomi Rapace damit weltbekannt wurde. Ganz abgesehen davon, dass – besonders der erste Film – ein extrem starkes Stück Film war.

Und so wurde die Erstverfilmung auch zu Niels Arden Oplevs Einstiegsmöglichkeit ins US-Kino. Der Regisseur des ersten Teils der „Millennium“-Trilogie wollte nach eigenen Aussagen „einen amerikanischen Film“ drehen und witzigerweise wirkt „Dead Man Down“ als Endprodukt dann so, als hätte ein Ausländer alle Klischees über die Amis und ihre Kinovorlieben in einen Mix geworfen, unsicher, wie viel er von seinen eigenen Geschmacksvorlieben mit einbringen soll.

Die Geschichte dreht sich um zwei traumatisierte Menschen (Farrel und Rapace), die auf ihre Weise Rache nehmen wollen für das Leid, das ihnen angetan wurde. Farrel selbst ist der klassische „Ein Mann sieht rot“ –Typus, der die Gangster unterwandern und mit einem Master-Plan zur Strecke bringen will. Als er einen Mann tötet, bekommt dies seine Nachbarin mit und erpresst ihn daraufhin ihren Peiniger, der sie nachts angegriffen und entstellt hat, umzubringen. Aus dieser angespannten Situation entwickelt sich dann natürlich eine Beziehung und die Dinge laufen nicht mehr so ab, wie sie anfangs geplant wurden.

Western, Rache, Action, Gangster = amerikanisches Kino

Dabei ist die Inszenierung der zwischenmenschlichen Momente nah an der Intensität der „Millennium“-Reihe, leidet aber etwas daran, dass die Figuren sattsam bekannt sind. In Farrels Charakter findet sich Eastwoods Figur aus „E...

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Young Adult

Young Adult
Originaltitel: Young Adult – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Jason Reitman



Darsteller:
Charlize Theron, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser, Patton Oswalt, J.K. Simmons, Emily Meade, Collette Wolfe, Brady Smith, Louisa Krause, Asun Ortega, Brian McElhaney, Ella Rae Peck

Filmkritik: Drehbuchautorin Diablo Cody zählt ohne Frage zu den besten jungen Autoren die Hollywood derzeit zu bieten hat. Ihr ehrlicher, meist ziemlich losgelöster Schreibstil brachte ihr 2007 für ihr erstes Drehbuch zum Film „Juno“ direkt den Oscar ein. Darauf folgten dann allerdings Rückschläge. Der durchweg schwache „Jennifer’s Body“ und die zwar exzellente aber leider nur wenig Zuschauer findende Serie „United States of Tara“ hatten beide nicht ganz den Erfolg, den „Juno“ damals hervorgerufen hatte. Für „Young Adult“ tat sie sich nun wieder mit Jason Reitman zusammen, der ihr Drehbuch auch bei „Juno“ schon so erfolgreich verfilmte.

Man merkt schnell, dass sich hier zwei gefunden haben. Die ersten paar Minuten in „Young Adult“ versprühen schon mehr Charme und Leben als der komplette „Jennifer’s Body“. Dabei ist die Prämisse des Films gar nicht mal so etwas Besonderes. Im Prinzip versteckt sich hinter dem etwas seltsamen Titel eine typische Homecoming-Story. Den feinen Unterschied machen wieder einmal die pfiffigen Charaktere, allen voran natürlich die glänzend aufspielende Charlize Theron.

Man fragt sich ja schon alle paar Jahre mal, was wohl aus den „coolen Leuten“ oder den „Schlampen“ aus der Schulzeit geworden ist. Eben die, die lieber mal eine Schulstunde ausfallen ließen um hinter dem Schulgebäude einen drauf zu machen. Mavis Gary (Charlize Theron) in „Young Adult“ solch ein Gewächs. Dabei hat sie es wohl noch ganz gut erwischt. Zufällig rutschte sie als Ghost-Wirterin einer Kinderbuchreihe auf die Erfolgsschiene. Doch als der Erfolg der Reihe langsam ausbleibt verfällt Mavis in Depressionen...

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Rolling Thunder – Der Mann mit der Stahlkralle

Der Mann mit der Stahlkralle
Originaltitel: Rolling Thunder – Erscheinungsjahr: 1977 – Regie: John Flynn



Darsteller:
William Devane, Tommy Lee Jones, Linda Haynes, James Best, Dabney Coleman, Lisa Blake Richards, Luke Ascew, Lawrason Driscoll, James Victor, Cassie Yates, Jordan Gerler, Jane Abbott u.A.

Filmkritik: Das Genre des „zurückgekehrter Vientman-Veteran“-Racheactioners war ziemlich groß Ende der 70er, Anfang der 80er. Wer erinnert sich schon nicht an „Missing In Action“ oder natürlich das Paradebeispiel „Rambo“. Letztgenannter schaffte es sogar entgegen der allgemeinen Meinungen einen durchaus differenzierten Blick auf das kaputte Innenleben seines Protagonisten zu werfen. Wenn man dies allerdings noch auf die Spitze treibt, dann erhält man den „Mann mit der Stahlkralle“.

Gerade zurück nach sieben jähriger Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Major Rane muss sich nicht nur mit seinem entfremdeten Sohn, sondern auch seiner Frau auseinandersetzen, welche in der Zwischenzeit eine neue Beziehung, dieses Mal mit einem Cop, angefangen hat. Rane selbst ist ziemlich abgestumpft und lebt in seiner Gartenlaube. Diese erinnert ihn nämlich (in einer genial eingefangen Sequenz eindrucksvoll bebildert) an die engen Grenzen seiner Zelle. Auch hat seine Methode die Folterungen zu überstehen, indem er sich bemühe „seine Folterer zu Lieben“ sichtlich emotionale Schäden hinterlassen, was eine geniale Szene zwischen ihm und dem neuen Freund seiner Frau packend illustriert. Dort lässt Rane sich nämlich so fesseln wie zu seiner Gefangenschaft und lotet die Grenzen seines nicht im Krieg gewesenen Konkurrenten kurz und großartig aus. Allein die erste halbe Stunde besteht aus so vielen diskutierbaren und intelligenten Szenen, dass es einfach eine Freude ist. Ganz abgesehen von der zurückgenommenen, aber immer wieder mit originellen Eigenheiten überraschenden Inszenierung.

„Taxi Driver“ lässt grüßen!

Der im Origina...

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Lincoln

Lincoln
Originaltitel: Lincoln – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Steven Spielberg



Darsteller:
Daniel Day-Lewis, Joseph Gordon-Levitt, Tommy Lee Jones, John Hawkes, Michael Stuhlbarg, Jackie Earle Haley, Jared Harris, Sally Field, Lee Pace, James Spader, David Strathairn, Julie White u.A.

Filmkritik: Es ist schon etwas tendenziell, wenn uns als erstes auffällt, dass Bruce McGill, seines Zeichens Film- und Serienveteran, nicht nur hier eine wichtige Rolle spielte, sondern zuvor in der „Biografie“ (mit großen Anführungszeichen) rund um „American Badass“ Franklin Delano Roosevelt mitgespielt hat, wo er noch derbe Sexwitze vom Stapel lies? Ja, dies zeigt nicht nur, was wir beim Moviegeek hier für verrückte Filme schauen, sondern auch, dass es zu „Lincoln“ vom guten alten Steven Spielberg erschreckend wenig zu sagen gibt.

Anhand der letzten paar Monate in Lincolns Leben und dessen Kampf um die Freiheit für die Schwarzen wird hier nicht nur etwas Licht darauf geworfen, wer denn der Mann hinter dem Zylinder und dem Bart war, sondern ebenfalls ein gelungenes Sittengemälde der damaligen Zeit entworfen. Spielberg arbeitet nicht nur mit fantastischen Darstellern (den x-ten Oscar bitte für Mr. Day-Lewis!), hat eine ausgezeichnete, flüssige Kameraführung, sondern bedient sich gekonnt bei einigen Elementen des Gerichtsfilms um Struktur und Spannung in das Geschehen. Mit anstehender Deadline, Verraten und allem drum und dran.

Derweil fällt einzig negativ auf, dass Spielberg mal wieder nicht auf seiner leider in letzter Zeit anerzogenen Alt-Herren-Romantik verzichten kann und manches Mal einen Tick zu melancholisch wird. Dies jedoch wird auch inhaltlich dadurch abgefedert, dass wir es hier eben mit einem alten Lincoln zu tun haben. Einem Lincoln, der bereits ein Kind verloren hat, sich Sorgen um das Wohlergehen des Anderen macht und wegen seiner nach außen hin kühlen Fassade des Öfteren mit seiner Frau aneinander gerät...

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Anna Karenina

Anna Karenina
Originaltitel: Anna Karenina – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Joe Wright



Darsteller:
Keira Knightley, Aaron Johnson, Jude Law, Matthew Macfadyen, Olivia Williams, Kelly Macdonald, Michelle Dockery, Emily Watson, Holliday Grainger, Ruth Wilson, Domhnall Gleeson, Alicia Vikander,

Filmkritik: Tolstois leidenschaftliches Liebes- und Ehedrama Anna Karenina gehört zu den ergreifendsten Romanen der Weltliteratur. Im Fokus der spannungsgeladenen Handlung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Russlands feiner Gesellschaft spielt, steht die junge und bezaubernd schöne Anna Karenina (Keira Knightley), die in unwiderstehlicher Liebe dem Offizier Graf Vronskij (Aaron Taylor-Johnson) verfällt. Zerrissen zwischen dieser tiefempfundenen Leidenschaft, die ihr die Kraft gibt, aus der langjährigen glücklosen Ehe mit Aleksei Karenin (Jude Law) auszubrechen, und der Liebe zu ihrem Sohn, entscheidet sie sich schließlich für den Geliebten und verlässt ihre Familie. Als sie erkennt, dass sie für ihren „Fehltritt" von der Gesellschaft geächtet wird, und sich mit der Zeit auch Graf Vronskij immer mehr von ihr entfernt, trifft sie eine bittere Entscheidung …

„Tolstoi, schwere Kost“ wussten schon die beiden Klitschkos in ihrem wohl bekanntesten Werbespot. Und so wirklich unrecht hatten sie damit nicht, auch wenn viele Literatur-Kritiker sich anschließend beschwert haben, dass die beiden die Bücher des russischen Schriftstellers so für viele Generation als „unlesbar“ gebrandmarkt haben. Der Autor gibt hiermit vor dem Review zumindest freimütig zu, noch nie ein Buch von Lew Nikolajewitsch Tolstoi gelesen zu haben. Doch wenn Joe Wright („Wer ist Hanna?“) eine Tolstoi-Verfilmung inszeniert und das Ganze sogar noch für 4 (Neben-) Oscars nominiert wird, kann ja schon mal nicht alles schlecht und sperrig sein.

Die Einführung in den Film gestaltet sich schwierig aber auch höchst interessant zugleich...

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Les Misérables

Les Misérables
Originaltitel: Les Misérables – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Tom Hooper



Darsteller:
Anne Hathaway, Russell Crowe, Helena Bonham Carter, Hugh Jackman, Amanda Seyfried, Sacha Baron Cohen, Eddie Redmayne, Aaron Tveit, Samantha Barks, Isabelle Allen, Colm Wilkinson, Marc Pickering

Filmkritik: Obwohl er seine langjährige Haftstrafe verbüßt hat, wird Jean Valjean (Hugh Jackman) über Jahrzehnte vom gnadenlosen Polizeibeamten Javert (Russell Crowe) verfolgt und in den Untergrund getrieben. Nachdem Valjean das Mädchen Cosette (Amanda Seyfried), Tochter der verstorbenen Arbeiterin Fantine (Anne Hathaway), in seine Obhut nimmt, ändert sich deren Leben dramatisch.

Kaum eine Oscar-Verleihung vergeht ohne, dass nicht mindestens eine Musical-Verfilmung unter den Nominierten ist. Dieses, fast ähnlich oft wie der Western schon totgesagte Genre, lebt ebenfalls immer noch munter weiter. Dieses Jahr versucht sich „The Kings Speech“ Regisseur Tom Hooper an „Les Misérables“, dem erfolgreichen Musical von Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil.

Hooper, spätestens seit dem erwähnten „The Kings Speech“ in der obersten Garde der Filmemacher angelangt, kann sich quasi aussuchen wen er in seinen Filmen haben will. Da wundert es nicht, dass er für sein Musical nur Schauspieler mit Rang und Namen bekommen konnte. Hugh Jackman, der bereits als Host bei den Oscars sein Gesangstalent beweisen konnte, mimt hier Jean Valjean und spielt somit die Hauptrolle. Dazu gesellen sich Russel Crowe als Antagonist, Anne Hathaway als schwer gepeinigte Arbeiterin und Nebendarsteller wie Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter, die beide durch „Sweeney Todd“ ja bereits Muscial-Erfahrung vorweisen können. Auch Eddie Redmayne, bekannt aus dem letztjährigen „My Week with Marilyn“ als Marius ist erwähnenswert.
Doch können die Geschichte und das Drum-Herum bei all diesen Namen auch mithalten?

Kurze Antwort: Ja...

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The Master

The Master
Originaltitel: The Master – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Paul Thomas Anderson



Darsteller:
Philip Seymour Hoffman, Joaquin Phoenix, Amy Adams, Laura Dern, Rami Malek, Jesse Plemons, Kevin J. O’Connor, Jillian Bell, W. Earl Brown, Ambyr Childers, Lena Endre, Fiona Dourif

Filmkritik: Als Ex-Soldat Freddie (Joaquin Phoenix) den charismatischen Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffman) kennenlernt, ändert sich sein Leben schlagartig. Bisher ertränkte der heimgekehrte Kriegsveteran seine innere Leere mit Alkohol und Frauen, aber durch Dodd findet Freddie wieder Halt im Leben: Der selbsternannte Philosoph hat eine eigene, rasch wachsende Glaubensgemeinschaft gegründet und wird von seinen Anhängern nur „The Master“ genannt. Der labile Freddie ist fasziniert von seinen Lehren und steigt zu Dodds rechter Hand auf – scharf beobachtet von dessen berechnender und eiskalter Frau Peggy (Amy Adams). Doch bald entstehen bei Freddie erste Zweifel an den totalitären Methoden und Lehren des „Masters“…

Paul Thomas Andersons „There Will Be Blood” war 2007 ohne Frage einer der großen Oscar-Anwärter und ein einfach fantastischer Film, der für jede seiner Nominierung den Oscar verdient hätte. Leider reichte es dann „nur“ für die Oscars des besten Hauptdarstellers und der Cinematography.
Nach „There will be Blood“ wurde es lange Still um Regisseur und Autor Anderson, bis es einige Monat vor Kinostart plötzlich hieß das er einen neuen Film Entwickelt hat, „The Master“, in dem es grob um eine Sekte gehen sollte. Die Vorfreude war natürlich immens. Doch wie das oft so ist, leider kann der Film der Vorfreude nicht so ganz gerecht werden und Anderson nicht an „There will be Blood“ anknüpfen. Der Film ist bei der diesjährigen Oscarverleihung auch „nur noch“ für seine Darstellerleistungen nominiert worden, dies aber sogar ganze dreimal...

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Amour – Liebe

Liebe
Originaltitel: Amour – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Michael Haneke



Darsteller:
Isabelle Huppert, Jean-Louis Trintignant, William Shimell, Emmanuelle Riva, Rita Blanco, Laurent Capelluto

Filmkritik: Georg (Jean-Louis Trintignant) und Anna (Emmanuelle Riva) sind um die 80, kultivierte Musikprofessoren im Ruhestand. Die Tochter, ebenfalls Musikerin, lebt mit ihrer Familie im Ausland. Eines Tages erleidet Anna einen leichten Schlaganfall. Eine Operation zur Vermeidung eines zweiten, schlimmeren Schlaganfalls geht schief. Als sie aus dem Krankenhaus nach Hause kommt, ist sie rechtsseitig gelähmt. Es beginnt eine Bewährungsprobe für die Liebe des alten Paares.

„Älter werden“, man kann wohl davon ausgehen das jeder der dazu sagt „habe ich keine Angst vor“ sich das Leben im Alter rosiger ausmalt als es wahrscheinlich für viele sein wird. Wie Michael Haneke zu Beginn von „Amour“ das liebenswerte Pärchen Georg und Anna darstellt, so oder so ähnlich kann sich fast jeder wohl seinen Lebensabend vorstellen. Gemütlich mit dem Ehepartner in den eigenen Vier Wänden sitzen, gemeinsam das Theater oder ein Konzert besuchen und die Früchte des arbeitsamen Lebens zuvor genießen.

Doch jäh hält die Realität Einzug in diese traute Zweisamkeit. Mit gewohnt wenig Ankündigung und entsprechend kühler Härte, rückt Haneke die Voraussetzungen in seinem Film zurecht. Der Schlaganfall von Anna kommt trotz zuvor bekanntem Kurzinhalt überraschend, da Haneke besonders Wert auf eine schockierende aber auch realistische Darstellungsweise legt. Wie Anna plötzlich apathisch in der Küche sitzt, wirkt einfach schaurig.
Als dann zunächst alles gut gegangen zu sein scheint, scheut sich Haneke nicht die Keule ein weiteres Mal rauszuholen. Der unaufhaltsame Strudel kommt so immer schneller in die Gänge.

Wie Anna nach und nach die Lebensqualität entzogen wird, sie die zuvor große Lust am Leben mit jedem Tag mehr und mehr verliert und dabei auch ihren Liebend...

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The Impossible

The Impossible
Originaltitel: Lo Imposible – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Juan Antonio Bayona

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Darsteller: Ewan McGregor, Naomi Watts, Geraldine Chaplin, Marta Etura, Tom Holland, Bruce Blain, Dominic Power, Sönke Möhring, Taio Quintavalle, Olivia Jackson, Ploy Jindachote, Nicola Harrison

Filmkritik: Thailand, Dezember 2004. Henry (Ewan McGregor) und Maria Bennett (Naomi Watts) freuen sich auf den gemeinsamen Urlaub mit ihren drei Söhnen in einem malerischen Ferienressort direkt am Meer. Begeistert von den ersten Eindrücken und dem Weihnachtsabend am Strand, verbringt die Familie einen entspannten Tag am Pool, als die Erde jäh zu beben beginnt und ein Tsunami unmittelbar zuschlägt. Durch die gewaltigen Flutwellen wird die Familie getrennt, Maria und ihr ältester Sohn Lucas (Tom Holland) werden von der Flut ins Landesinnere geschleudert, Henry und seine beiden jüngsten Söhne finden sich im zerstörten Hotel wieder. Eine erschütternde Odyssee beginnt und ein Kampf ums Überleben…

Nachdem sich zunächst Clint Eastwood in seinem Film „Hereafter“ zu einem kleinen Teil bereits der Tsunami-Katastrophe im Jahre 2004 annahm, dauerte es nochmal 2 Jahre bis es schließlich ein Katastrophendrama gibt, dass sich ausschließlich um die Katastrophe und eine einzelne Familie dreht, die zum Zeitpunkt der Katastrophe vor Ort Urlaub gemacht hat. Der Spanische Regisseur Juan Antonio Bayona, der den Film als spanisch-amerikanische Co-Produktion verwirklicht hat, entschloss sich mit seinem Drehbuchautor dazu, die zugrunde liegende, wahre Geschichte einer spanischen Familie auf eine amerikanische Familie umzuschreiben. Zunächst als potentiell möglicher Kritikpunkt ausgemacht, ist die Nationalität der Familie im Film sehr schnell ziemlich bedeutungslos.

Nach einer ruhigen Einführung, in der sich „The Impossible“ ausreichend Zeit nimmt um seine Darsteller einzuführen und zu festigen, widmet sich der Regisseur dann ausgiebig der Katastrophe...

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The Sessions – Wenn Worte berühren

The Sessions – Wenn Worte berühren
Originaltitel: The Sessions – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Ben Lewin

Darsteller: John Hawkes, Helen Hunt, William H. Macy, Moon Bloodgood, Annika Marks, W. Earl Brown, Blake Lindsley, Adam Arkin, Lo Ming, Jennifer Kumiyama, Robin Weigert, Jarrod Bailey

Filmkritik: „The Sessions“ basiert auf der Autobiografie des kalifornischen Journalisten und Poeten Mark O’Brien. Seit O`Brien (John Hawkes) in früher Kindheit an Kinderlähmung erkrankte, ist er bewegungsunfähig und muss die meiste Zeit des Tages in einer Eisernen Lunge verbringen. Doch in der Lage, Berührungen zu spüren, ist er – im Alter von 38 Jahren – entschlossen, seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Zunächst wendet der gläubige Mark sich mit seinem erotischen "Problem" an den großherzigen Pfarrer Brendan (William H. Macy). Dieser verdammt ihn nicht für sein Verlangen, sondern versichert ihm, dass Gott gegebenenfalls in die andere Richtung schaut, denn immerhin ist Mark unverheiratet. Derart bestärkt, macht sich Mark auf die Suche nach "professioneller" Hilfe – und hat das Glück, Cheryl (Helen Hunt) zu finden. Als Sex-Therapeutin ist sie eine wortgewandte, reife und geduldige Frau, die Mark einfühlsam dabei hilft, seinen Körper und seine Sexualität zu finden. Dabei entdecken beide, dass sie viel mehr miteinander verbindet, als es auf den ersten Blick erscheint…

Hinter dem etwas sperrig wirkenden Titel „The Sessions“ verbirgt sich ein ruhig inszeniertes und jederzeit berührendes Drama um einen an Kinderlähmung erkrankten Mann, der sich nach der Nähe einer Frau sehnt und sein „Erstes Mal“ erleben möchte.

Der ohne Frage anzügliche Stoff kann in den falschen Händen schnell nach hinten losgehen, aber der erfahrene Ben Lewin sorgt dafür, dass man in seinem „The Sessions“ immer mit den Figuren mitgeht...

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Beasts of the Southern Wild

Beasts of the Southern Wild
Originaltitel: Beasts of the Southern Wild – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Benh Zeitlin

Darsteller: Quvenzhané Wallis, Dwight Henry, Jonshel Alexander, Marilyn Barbarin, Kaliana Brower, Nicholas Clark, Henry D. Coleman, Levy Easterly, Pamela Harper, Kendra Harris, Jovan Hathaway, Amber Henry

Filmkritik: Tief in den Sümpfen der Südstaaten, jenseits der Deiche, liegt Bathtub, wo es die weltweit meisten Feiertage gibt (und in Bathtub weiß man noch Feiertage zu feiern). Als ein Jahrhundertsturm das Wasser über der Bayou-Siedlung zusammenschlagen lässt und prähistorische Monster aus ihren eisigen Gräbern erwachen und über den Planeten jagen, wird Hushpuppy zu den wenigen Verwegenen gehören, die sich dem scheinbar Unabwendbaren stellen.

„Beasts of the Southern Wild“ gilt als die Oscar-Überraschung 2013. Mit seinen 4 Nominierungen in den Bereichen Regie, Film, Drehbuch und Hauptrolle hat sich der kleine Indie-Titel in den wichtigsten Kategorien platziert und stellt zudem den Rekord für die jüngste nominierte Hauptdarstellerin auf, denn Quvenzhané Wallis ist gerade mal 10 Jahre alt.

Der Film versteht sich von Beginn an als eine Art modernes Märchen. Eine fantastische Welt namens Bathtub mit mehr Feiertagen als der Rest der Welt, bedroht von dunklen, millionen Jahre alten Kreaturen, einer alles verschlingenden Flut und nur ein kleines Mädchen stellt sich all dem entgegen. Man merkt schnell, der Film wird aus Sicht des kleinen Mädchens erzählt, weswegen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion fließend sind.

Dabei folgt Regisseur und Benh Zeitlin nicht immer einer festgelegten Richtung. Der Film plätschert immer mal wieder vor sich hin, hält mit der einen oder anderen Information hinterm Berg und gibt keine genaue Storyvorgabe vor. Es gibt kein Ziel auf das der Film zusteuert, alles entwickelt sich während der Laufzeit, was diese allerdings somit auch immer wieder etwas in die Länge zieht.
Zudem...

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Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger

Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Originaltitel: Life of Pi – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Ang Lee

Darsteller: Suraj Sharma, Irrfan Khan, Ayush Tandon, Gautam Belur, Adil Hussain, Tabu, Ayan Khan, Mohd Abbas Khaleeli, Vibish Sivakumar, Rafe Spall, Gérard Depardieu, James Saito

Filmkritik: Pi Patel ist der Sohn eines indischen Zoodirektors. Eine Katastrophe führt dazu, dass er mitten auf dem Ozean, abgeschnitten von der Außenwelt, in einem Rettungsboot dahintreibt. Dieses teilt er sich mit dem einzigen anderen Überlebenden: einem furchteinflößenden bengalischen Tiger namens Richard Parker, zu dem er eine wundersame und unerwartete Verbindung aufbaut.
Pi nutzt seinen ganzen Einfallsreichtum, um den Tiger zu trainieren, seinen Mut, um den Elementen zu trotzen, und schlussendlich seinen Glauben, um die Kraft aufzubringen, sie beide zu retten. Die schicksalhafte Reise des Teenagers wird dabei zunehmend ein episches Abenteuer voller gefährlicher Entdeckungen und Erlebnisse.

Die Trailer zu „Life of Pi“ können den Eindruck eines Kammerspiels auf hoher See vermitteln. Ein Junge auf einem Rettungsboot muss nicht nur der Umwelt trotzen sondern auch einem Tiger, der sich beim Sinken des Frachtschiffes zusammen mit ihm auf das Boot gerettet hat. Der dazugehörige Film aber offenbart direkt zu Beginn, das „Life of Pi“ viel mehr ist als ein simples Kammerspiel.

„Life of Pi“ ist eingebettet in einen Dialog der in der Gegenwart, in Kanada stattfindet, Ein Autor sucht Inspiration für ein neues Buch und sucht dafür Pi Patel auf, der eine faszinierende Geschichte zu erzählen hat, so sagt man zumindest. Im Laufe dieses Gesprächs erzählt Pi dem Autor seine Lebensgeschichte. Wie er seinen Namen bekam, was seine Eltern gemacht haben und wie er schließlich auf dem Rettungsboot mit dem Tiger endete.
Blendet der Film zunächst noch recht häufig zwischen Gegenwart und Erzählung hin und her, spart sich Regisseur Ang Lee diese Schwenks mit fortschreitender...

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Moonrise Kingdom

Moonrise Kingdom
Originaltitel: Moonrise Kingdom – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: Wes Anderson



Darsteller:
Bruce Willis, Edward Norton, Tilda Swinton, Bill Murray, Frances McDormand, Jason Schwartzman, Harvey Keitel, Kara Hayward, Jared Gilman, Bob Balaban, Charlie Kilgore, Tommy Nelson

Filmkritik: Im Sommer 1965 auf einer kleinen Insel vor der Küste Neuenglands. Ausgestattet mit allem, was man zum Überleben in der Wildnis benötigt, büchst der junge Pfadfinder Sam (Jared Gilman) aus dem Sommercamp aus, um mit seiner heimlichen Freundin Suzy (Kara Hayward) durchzubrennen. Schon bald stehen nicht nur die Erziehungsberechtigten, sondern der ganze Ort Kopf, und eine fieberhafte Suche nach den 12-jährigen Ausreißern beginnt. An ihr beteiligen sich neben den hysterischen Eltern des Mädchens (Frances McDormand und Bill Murray) auch der Dorf-Sheriff (Bruce Willis), der Oberpfadfinder des Ferienlagers (Edward Norton) und eine überambitionierte Sozialarbeiterin (Tilda Swinton). Je schwieriger sich die von großem Tumult begleitete Aktion gestaltet, desto mehr dämmert allen Beteiligten, dass die Liebe zwischen den flüchtigen Teenies doch wohl sehr groß sein muss…

Our daughter’s been abducted by one of these beige lunatics!”

Wer Wes Anderson Filme kennt, weiß das diese oft alles andere als zugänglich sind. Sie spielen meist in ihrer ganz eigenen, spleenigen Welt voll schräger Vögel, dessen Schrägheit aber von den Beteiligten nie so richtig thematisiert wird sondern als Gott gegeben und Normal hingenommen werden. Diese Art und Weise muss man mögen, oder eben nicht. Etwas herausstechen aus Andersons Werken tut dabei aber sein „The Darjeeling Limited“ der die Spleenigen Eigenheiten seiner Figuren etwas zurückfährt und lieber Handlung und Taten sprechen lässt, was dem Film sehr gut tut. Irgendwo in dieser Ebene ordnet sich auch sein neustes Werk, „Moonrise Kingdom“, ein.

 „Moonrise Kingdom“ hat zwar ganz klar auch die eine oder andere E...

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Silver Linings Playbook – Silver Linings

Silver Linings
Originaltitel: Silver Linings Playbook – Erscheinungsjahr 2012 – Regie: David O. Russell



Darsteller:
Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Robert De Niro, Jacki Weaver, Julia Stiles, Chris Tucker, Shea Whigham, Dash Mihok, John Ortiz, Anupam Kher, Montana Marks, Bonnie Aarons

Filmkritik: Pat Solatano (Bradley Cooper) hat alles verloren: sein Haus, seinen Job und seine Frau. Und so findet er sich, nachdem er gerade auf gerichtliche Anweisung acht Monate in einer psychiatrischen Anstalt verbracht hat, plötzlich zuhause bei Mutter (Jacki Weaver) und Vater (Robert De Niro) wieder. Pat ist fest entschlossen, positiv zu denken und damit sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und seine Frau zurückzuerobern. Doch dann lernt Pat die rätselhafte Tiffany (Jennifer Lawrence) kennen und alles beginnt, sich erneut zu verkomplizieren… denn Tiffany bietet ihm ihre Hilfe bei der Rückeroberung seiner Frau an. Einzige Bedingung: ein Tanzkurs. Im Zuge ihres ungewöhnlichen Deals kommen sich die beiden auf überraschende Weise näher – und plötzlich tun sich am Horizont unerwartete Silberstreifen auf…

„Can we get through one fucking conversation without you reminding me that my goddamn husband’s dead?”

Da staunten viele Oscar-Fans nicht schlecht, als im Januar die Nominierungen für die diesjährige Verleihung bekannt gegeben wurden und die Dramedy „Silver Linings Playbook“ von David O. Russell dabei mit insgesamt 8 Nominierungen richtig abgeräumt hat. Schnell wurde dann aber der Rückwärtsgang eingelegt und die Nominierung wurde vielerorts mit „die typische Romantische Drama Comedy Nominierung“ abgetan. Und es stimmt oberflächlich, denn es gab die letzten Jahre immer wieder ähnliche Beispiele wie „Up in the Air“ oder „The Kids are all right“, doch „Silver Linings Playbook“ stammt von David O. Russel, bei dem man dann doch gewohnt ist etwas mehr zu bekommen als den typischen 08/15 Film. Das hat er mit seinem bissigen „Three Kings“ und mi...

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