The Kids Are All Right

The Kids Are All Right
Originaltitel: The Kids Are All Right – Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Lisa Cholodenko

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Darsteller: Annette Bening, Julianne Moore, Mia Wasikowska, Mark Ruffalo, Josh Hutcherson, Yaya DaCosta, Kunal Sharma, Rebecca Lawrence, Amy Grabow, Eddie Hassell, Joseph Stephens Jr., Joaquín Garrido

Filmkritik: Es ist eine Familie wie jede andere auch, mit dem kleinen Unterschied, dass die 18jährige Joni (Mia Wasikowska) und ihr 15jähriger Bruder Laser (Josh Hutcherson) 2 Mütter und keinen Vater haben. Sie sind die Kinder von Jules (Julianne Moore) und Nic (Anette Benning), die schon viele Jahre als Paar zusammenleben, doch momentan scheint es in der Beziehung ein wenig zu krieseln. Im Bett stimmt es nicht mehr und auch im Alltag laufen Diskussionen öfter auf einen Streit hinaus als sonst.
Da kommt es auch eher ungelegen, dass Laser ausgerechnet jetzt seine erwachsene Schwester dazu überredet hatte bei der Samenbank nach ihrem gemeinsamen biologischen Vater nachzufragen. Es kommt zu einem Treffen mit Paul (Mark Ruffalo), der zuvor sein Einverständnis zur Weitergabe seiner Daten gegeben hatte. Joni war von ihrem "Vater" ziemlich angetan, doch Laser reagierte skeptisch auf den sehr von sich eingenommenen Restaurantbesitzer und Junggesellen der viele Teile seines Lebens „einfach so“ gelebt hatte.
Nic und Jules fehlinterpretieren das etwas verstörte Verhalten ihres Kindes als Anzeichen, dass es sich evtl. in seinen Freund verliebt hat. Durch Klarstellung des Sachverhalts kommt dann heraus, dass ihre Kinder den ehemals anonymen Samenspender getroffen hatten, und sie bestehen darauf, ihn vor einem möglichen weiteren Treffen erst einmal kennenzulernen…

Unsichtbar steht in großen, dick gedruckten Lettern über dem Filmplakat: „Wir sind soooo unkonventionell!“ Man kann sich regelrecht ausmalen, wie eine Schar Produzenten das Drehbuch abgefeiert haben und sich gegenseitig auf die Schultern klopften, um sich zu gratulieren solch einen „gewagten Film“ ins Kino zu bringen. Doch schnell wird klar, dass „The Kids Are All Right“ gar nicht so „total frisch“ und „mutig“ ist wie er gerne sein würde. Klar, Annette Bening und Julianne Moore spielen ein lesbisches Pärchen mit Kindern, wie es sicher viele gibt. Sie haben Sex, sie küssen sich, sie dichten ihren Kindern homosexuelle Gefühle an. Doch so quirlig wie es sich auf dem Papier angehört haben muss, so verklemmt wirkt das alles dann auf der Leinwand. Der lesbische Sex passiert unter der Bettdecke(während bei der Hetero-Variante voll draufgehalten wird), die Küsse enden an den Lippen und die angedichteten homosexuellen Gefühle sind nur heiße Luft. Im Grunde ist „The Kids Are All Right“ unter den meisten Gesichtspunkten direkt zum Scheitern verurteilt.

Doch Gott sei Dank gibt es noch die zweite Hälfte des Films. Denn Mark Ruffalo als Paul bringt endlich Feuer in die Beziehung und in den Film. Unvermeidbar kommt es dazu, dass sich die etwas unglückliche Jules mit Paul einlässt und die beiden im Bett landen. Damit lösen die zwei eine ganze Kette von Ereignissen aus. Die Beziehung zwischen Nic und Jules steht auf der Kippe und auch die Kinder wissen nicht mehr so recht, was sie von ihrer Mutter und ihrem zunächst liebgewonnenen Vater halten sollen.

Die Frage die mich wohl am meisten beschäftigt hat, hat nur indirekt etwas mit dem Film zu tun. Vielmehr lautet sie: „Wieso ist dieser Film nun für 4 wichtige Oscars nominiert?“. Es stehen Goldjungen in Aussicht für das Drehbuch, Haupt-(Benning) und Nebenrolle(Mark Rufallo) sowie „Bester Film“. Entweder gingen die Qualitäten des Films, aus Gründen des etwas verschobenen Interessenfelds, an mir vorüber, oder die Academy hat sich erneut mal wieder blenden lassen von einer „ach so frisch fröhlich freien“ Inszenierung. Einzig Mark Rufallo fällt durch seine extremst lockere Performance etwas aus dem Rahmen doch die restlichen Preise währen wohl eher geschmeichelt. Auch das Drehbuch lässt an den richtigen Stellen eine Prise Humor vermissen und originell oder pfiffig geschrieben sieht in der Regel auch anders aus. Aber gut, ist ja nicht das erste Mal das ich mit der Academy nicht einher gehe.

Insgesamt ist „The Kids Are All Right“ wohl weder Fisch noch Fleisch. Die Inszenierung lässt dringend erforderlichen Humor vermissen, doch auch das Drama funktioniert nur bedingt. Der an ein Melodram erinnernde Soundtrack erweist sich überdies immer wieder zum Stolperstein, da er viele Szenen in ein total falsches Licht drängt. Das kappen von losen Handlungsfäden im Finale(z.B. Pauls Schicksal) ist zudem recht unspiriert. Abgesehen von den ganz ordentlichen schauspielerischen Leistungen, besonders von Mia Wasikowska als Joni und der zwar biederen aber immerhin recht kurzweiligen Performance, ist „The Kids Are All Right“ dann doch eher enttäuschend.

Filmbewertung: 5/10