Die Ärzte – Konzert in Oberhausen am 26.05.2012

Am Samstag, 26.05.2012, besuchten wir mit insgesamt vier Leuten das Oberhausen-Konzert der aktuellen Ärzte-Tour „Das Ende ist noch nicht vorbei“ zum neuen Album „auch“.
Da es am Tag zuvor ein Zusatzkonzert gab, wusste man ungefähr was einen erwartet. Keine Wellenbrecher und eine schreckliche Vorband. Moment, keine Wellenbrecher? Das bedeutet keine Bändchen um vor die Bühne zu kommen was wiederum bedeutet, dass man sich wohl recht zeitig anstellen sollte. Wir reisten also zu zweit gegen 15 Uhr an der Arena an. Am Haupteingang der Halle stand noch keine Menschenseele. Hm, waren wir wirklich so früh? Nach einer kurzen Stärkung mit Pizzastück und Softdrink im Centro wurde ein Ordner angesprochen, der einen darauf hinwies, das man als Innenraumbesucher doch den Innenraumeingang nutzen soll. Gesagt, getan. Dieser war auch ungleich voller als der Haupteingang.
Nun durfte wie immer gewartet werden. 17:30 Uhr war Einlass, also noch gute 2 Stunden und 15 Minuten in der Zukunft…

„Schunder approaching!“

Um knapp 17:45 Uhr fing der Einlass dann an langsam zu rollen. Kurz bevor wir am Eingang waren, klingelte mein Handy. Die zwei anderen aus unserer Vierergruppe waren dran und waren bereits in der Halle im Innenraum, dabei können sie unmöglich vor uns da gewesen sein. Doch scheinbar konnte man doch den normalen Haupteingang als Innenraumbesucher nutzen… Unnötige Gängelei mit einem Nebeneingang. Naja, Schwamm drüber, wenige Minuten später ging es auch schon in die Halle.
Nach 2 Colas für den gesalzenen Preis von 6€ (inkl. 2€ Pfand) war der Flüssigkeitshaushalt auch langsam wieder ausgeglichen. Nun hieß es: Warten auf die Vorband.

„Es wird laut werden, sehr sehr sehr sehr sehr laut“

Gegen 19:30 kam dann Farin auf die Bühne und präsentierte kurz die Band „K.I.Z.“. Es handelt sich um eine Hip Hop Kombo aus Berlin, die Farin vor allem für ihre teils derben Texte schätzt. Zudem hat Bela mit der Truppe einst mal zusammen einen Song aufgenommen. Farin bezeichnete die Entscheidung vor allem als „mit aller Macht euren musikalischen Horizont erweitern“. Okay, wenn er das sagt, hören wir mal rein.
Doch wirklich erweitert wurde da nichts, vielmehr wurde man darin bestätigt, das derbe Texte und viel Bass eben kein gutes Lied ausmachen. Doch man muss den 4 Jungs von „K.I.Z.“ zugutehalten, dass sie wirklich Humor haben. Die negative Grundstimmung in der Halle nahmen sich mit einem Grinsen und einigen feschen Sprüchen und wer einen Song mit der Textzeile „Du willst ein Liebeslied, du kriegst mein Riesenglied, Riesenglied, ein Glied wie vom Schmied“ (Melodie entliehen vom „Absolute Beginner“ Song „Liebes Lied“) hat, dem kann man wirklich seinen Sinn für Humor nicht absprechen. Ein Grinsen auf dem Gesicht hatten dabei wohl schon einige.
Aber gute 25 Minuten und einen Kurzauftritt von Bela später, war der Spuk auch schon vorbei und die Bühne wurde um- und abgebaut für die Beste Band der Welt.

„Wenns mit dem Gepoge und dem Gedränge und dem Wall of Death Gemache sehr heiß hergeht und jemand fällt hin helft ihm oder ihr auf […] Sollte es tatsächlich jetzt zu Verletzten oder gar Toten kommen, dann bei der Polizei, sagt als Zeugenaussage das ist alles bei „K.I.Z.“ passiert. Für die ist das gut für ihr Image, für uns ist das verdammt schlecht.“

Gegen 20:30 Uhr kündigte ein Sprecher vom Tonband dann die Band an. Er wäre engagiert worden, um die Band anzukündigen und wir sollten gemeinsam mit ihm von 1 bis 10 zählen. Das Zählen allerdings gestaltete sich schwierig, da er kurz vor Ende immer wieder abbrechen musste, weil die Band angeblich noch nicht fertig war. Er beschwerte sich, dass er schlecht bezahlt sei und meckerte weiter herum. Insgesamt eine sehr witzige Idee. Dann gings los!
„Die Ärzte“ begonnen die Show mit „Ist das noch Punkrock“ vom neuen Album. Der Song rockte das Publikum bereits gut durch. Es ging weiter mit „Bettmagnet“ vom neuen Album und das Song-Trio endete dann mit „Tamagotchi“, ebenfalls vom neuen Album. Jeder der 3 Frontmänner durfte also einen seiner neuen Songs spielen.

„Trommelfeuer aus der Hitkanone!“

Man merkte schnell, die 3 waren heiß wie Frittenfett. Aber auch das Publikum ging richtig gut mit. Die Berichte vom Vortag klangen ernüchternd und lahm, aber im Innenraum war richtig gut was los mit extrem großen Pogokreisen und mehreren Walls of Death.
Die Vorteile wenn es keine Wellenbrecher gibt, liegen wieder auf der Hand. Solch eine ständige Bewegung im Innenraum gab es schon lange nicht mehr.
Zudem alberte Farin herum, dass die Fans ja die Band praktisch gar nicht bräuchten, denn es würden ja so viele singen. Eine Liste und kurze Stichwörter würden ausreichen.
Prompt wurde textlich kurz der Anfang von „Westerland“ angestimmt und die Halle sang mit. Leider griffen „Die Ärzte“ das nicht auf. „Westerland“ wurde diesmal nicht gespielt.

„Die Stadt wäre verdammt stolz, wenn sie diese Halle wäre“

Es ging weiter mit den Hits „Hurra“, „Lied vom Scheitern“, „Ein Mann“ und dem Publikumsschmeichler „Ein Lied für dich“. Dazwischen gab es immer wieder die typischen „Die Ärzte“ Ansagen und Textveränderungen.
Klasse waren auch die Ausflüge in Songs von anderen Bands. Farin spielt später die ersten paar Töne von „Deine Schuld“ und die Menge tobt. Er meint daraufhin, dass es einer der schönsten Momente für einen Künstler sei, wenn dies passieren würde. Er spielt wenige Töne und die Masse tobt. Bela ergänzte, dass dies am Schlagzeug nicht so sei, doch dann fiel ihm ein Song ein wo das funktioniert. Daraufhin gabs eine kurze Runde „We Will Rock You“ mit dem Publikum. Die Jungs meinten dann, kurz bevor sie „Deine Schuld“ anfangen wollten, dass sie eigentlich „We Will Rock You“ besser können. Das würde auch keiner bestreiten 😉
Später wurde dann sogar noch kurz Pink Floyds „Wish you were here“ angestimmt. Das sind Ausflüge in großartige Live-Zeiten, so wie damals als u.a. Hits wie „Blueprint“ von „Rainbirds“ in die Livekonzerte eingebaut wurden. Ganz große Klasse.

„Habt ihr schonmal was von Rimjob gehört? Meine Großmutter war Stricherin in Bocholt.“

Im weiteren Verlauf wurde es dann schon fast nostalgisch, vor allem als „Die Ärzte“ dann plötzlich „Du willst mich küssen“ anstimmen (Rod begann im allgemeinen Bühnenchaos der Drei mit ein paar Tönen, Farin sagte dann „Lass machen Rod“), ein Oldie der nicht oft Live gespielt wird. Zudem gab es hier wohl eine der besten On-the-Fly Textänderungen denn aus „Ein Jahr war schnell vorbei, dann traf ich dich in der Bücherei – Du sagst du würdest jetzt studieren“ wurde „Ein Jahr war schnell vorbei, dann traf ich dich in der Schlachterei – Du sagst du würdest jetzt tranchieren“. Spätestens da merkte man, was für einen unglaublichen Spaß nicht nur die Zuschauer hatten sondern auch die 3 „Flitzpiepen“ (Zitat Farin) auf der Bühne. Eine denkwürdige Show.
Einige Songs später wurde dann sogar noch Belas fast vergessener Song „Tittenmaus“ ausgegraben. Den kannten wohl nur noch die wenigsten in der Halle, denn es ist ein Song tief aus den 80er Jahren. Der Text bzw. der Refrain ist einfach aber eben auch ein Mitgröhlgarant: „Hey du kleine Tittenmaus – Kommst du heut zu mir nach Haus? – Ich geb dir auch einen Jack Daniels aus – Aber dann kommst du mit zu mir nach Haus“.

„Es ist Zeit für den gefürchteten Ansagen-Pogo!“

Anschließend folgte noch „Rebell“ und damit gingen „Die Ärzte“ in die erste Pause btw. „ins Sauerstoffzelt“ (Zitat Farin).
Die ersten Zugage wurde mit „M&F“ eingeläutet (eine Tourpremiere!), der zweiten Singleauskopplung des aktuellen Albums. Die Jungs hatten sich dafür eine kleine Choreografie fürs Publikum ausgedacht die auch die meiste Zeit gut funktionierte.
Weiter ging es mit „Cpt. Metal“, ebenfalls erneut vom aktuellen Album. Und nach dem sehr rockigen „Unrockbar“ ging es erneut in eine kurze Sauerstoffpause.

„Wisst ihr was mir original grad passiert ist? Ich hab darauf gewartet das Campino singt“ (Farin Urlaub im Anschluss an „Schrei nach Liebe“)

Danach kam Rod allein auf die Bühne, stellte sich an ein Keyboard und stimmte „Dinge von Denen“ an. Das Publikum sang den Refrain quasi alleine und Rod war schwer begeistert.
In Strophe 2 kamen dann auch Bela und Farin dazu, verkleidet als Elefant und Schwein. Eine witzige, überraschende Idee.
Anschließend folgte „Geld“ und der Gassenhauer „Zu Spät“. Bei Letzterem fingen sofort alle an zu klatschen. Farin stoppte den Song zunächst und bemerkte, dass dabei wirklich immer alle anfangen zu klatschen. Er wollte mal etwas neues probieren, die Zuschauer sollten „ohne Hände klatschen“. Also machte man nun mit dem Mund „Klatsch“ Geräusche. Wirklich gut funktionierte das nicht, woraufhin Farin einfach mal „Zu Spät“ als Reggea-Nummer begonn. Das klang überraschend gelungen, aber nach kurzer Zeit begann dann doch endlich der richtige Song. Verfeinert wurde „Zu Spät“ wieder gegen Ende, bei dem sich Farin und Bela ihre schon legendären Reim-Orgien liefern. Rod war unterdessen gar nicht mehr auf der Bühne. Farin und Bela riefen ihn dann, er sollte doch wieder kommen und mitmachen beim reimen, er hätte das ja schon so oft gehört von ihnen und müsste wissen wie es geht. Rod blieb dabei ganz Rod und beendet das Ganze einfach nur mit den finalen Worten aus dem richtigen Songtext: „…und dann ist alles viel zu spät“. Wenn man Rod „kennt“, ein echter Brüller.
Anschließend verschwanden „Die Ärzte“ für eine letzte Zugabe noch einmal Hinter der Bühne.

„Der Comedyblock ist zu Ende und es kommen jetzt wieder 100 Lieder“

Das letzte Set wurde dann wieder recht aktuell. Es begann mit dem launigen Kracher „Himmelblau“ und ging weiter mit „ZeiDverschwÄndung“, der ersten Single des neuen Albums. Anschließend meinte Farin: „So, die drei Stunden sind überschritten, wir liefern euch jetzt den Rausschmeißer!“. Es folgte „Junge“ vom letzten Album „Jazz ist anders“. Anschließend verbeugten und bedankten sich die 3 artig beim Publikum und verschwanden ein letztes Mal hinter der Bühne. Das Licht ging an, die Show war zu Ende. Man war offiziell gerockt worden!

„…und dann ist alles viel zu spät“

Festzuhalten bleibt, dass man merkt wenn eine Tour abgehalten wird zu einem Album das auch wirklich gut ist. Denn „auch“ ist definitiv um einiges besser als dessen Vorgänger „Jazz ist anders“. Wahrscheinlich werden auch wieder nur wenige Songs hängen bleiben für spätere Tourneen, aber für die aktuelle Tour sind die neuen Songs einfach tolles, rockiges, unverbrauchtes Futter. Klasse.

Die Playlist:
Ist das noch Punkrock?
Bettmagnet
Tamagotchi
Hurra
Lied vom Scheitern
Ein Mann
Ein Lied für dich
Wir sind die Besten
We will Rock you (angespielt)
Deine Schuld
Anti-Zombie
Sohn der Leere
Das finde ich gut (angespielt)
1/2 Lovesong
Freundschaft ist Kunst
Heulerei
Schunder-Song
Fiasko
Wie es geht
Mein kleiner Liebling
Lasse Redn
Du willst mich küssen
Perfekt
Meine Freunde
Ignorama
Schrei nach Liebe
Ist das alles?
Rebell
——————
Tittenmaus
M&F
Cpt. Metal
Unrockbar
——————
Dinge von Denen
Geld
Zu Spät
——————–
Himmelblau
ZeiDverschwÄndung
Junge

Artikel bei „Der Westen“

Die ersten 20 Minuten:

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https://youtu.be/eo5mAx7bpGQ

Klassiker „Tittenmaus“:

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https://youtu.be/1h3s1xilKr8

„Zu spät“:

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https://youtu.be/Jd-amuTbS7M

„Dinge von denen“:

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https://youtu.be/zhW4E8cMPfc