Rock the Nation Festival 2011 – Hannover – 17.06.2011


Rock the Nation Festival 2011 – Hannover – 17.06.2011

Alle paar Monate suche ich auf Seiten wie eventim.de nach Konzerten der 80s Power Ballad/Rock-Band "Journey". Als absoluter Fan des Classic-Rocks zählen für mich "Journey" mit zu den Königen dieses fantastischen Musikgenres.
Leider hieß es in der Regel bei diesen Suchanfragen immer nur "Leider konnten keine Events gefunden werden". Doch vor ein paar Monaten, als ich eine weitere Suche startete und mit der obligatorischen schlechten Nachricht gerechnet hatte, erblickten meine Augen etwas, das ich zunächst einmal kaum glauben konnte. Es wurde tatsächlich ein Musik-Event ausgespuckt.

Das ganze hört auf den Namen "Rock the Nation" und der Titel hielt was er versprach. Es war ein Event mit mehreren Stationen in Deutschland geplant, welches nicht nur "Journey" als Headliner gefeatured hat sondern nebenbei sogar noch weitere Classic-Rock Bands präsentiert. Die am schnellsten erreichbare Location war Hannover und dort sollten neben "Journey" noch "Foreigner", "Kansas" und "Night Ranger" auftreten, alle 3 ebenfalls wunderbare Bands und für Fans des Genres und der "einzig wahren Musik" wurden die Augen schon ein wenig feucht wenn man lesen durfte, das solch hochkarätige Bands endlich mal wieder den Weg nach Deutschland finden. Hektisch und vollgepumpt mit Euphorie mussten Festivalkarten, Zugtickets und Hotelplätze gebucht werden. Anschließend begann die Wartezeit….

Am Freitag, 17.06 war es dann aber endlich so weit. Der Tag des "Rock the Nation" Festivals in Hannover war gekommen. Beginn des Konzerts war 18 Uhr, für einen Freitag eine recht frühe Zeit. Der Zug wurde gegen Mittag (14 Uhr) bestiegen und dank einiger Stoßgebete zum Rock-Gott kam der ICE auch pünktlich wie ein Uhrwerk gegen 16:30 in Hannover an. Mit der U-Bahn zum Hotel, schneller Check-In, ein Konzertshirt übergestriffen und gestriegelt und voller Rock-Drang ab zum Festivalgelände, das auf den Namen "Parkbühne" hört. Mit der U-Bahn in kurzer Zeit erreicht und nach einem kurzen Fußmarsch traf man mit vielen anderen Musikbegeisterten gegen 17:20 an der Parkbühne ein.
Das Gelände fasst, soweit ich das in Erinnerung hatte, bis zu 6000 Menschen. Vor Ort war noch reichlich Platz, was entweder bedeutet hat, dass bislang nur wenige vor Ort eingetroffen waren oder aber, dass das Event nicht komplett ausverkauft war.
Zwischen den Leuten die aber bereits da waren, fühlte man sich direkt heimisch. Man konnte die unterschiedlichsten Festival- und Band-Tshirts bewundern, die man so auf den Standard-Konzerten eher selten bzw. gar nicht zu Gesicht bekommt. Shirts von Konzerten von solch erlesenen Bands wie "Rush" oder "Van Halen" oder von Rockfestivals in den USA oder Norwegen erblickt man sonst praktisch nie.

Das Gelände als solches wirkte für eine Band wie "Journey" oder "Foreigner" dann aber doch ein wenig ärmlich. Eine ganz ordentliche aber nur wenig prunkvolle Bühne auf einem kleinen Wiesengelände, in einiger Entfernung eine Tribüne für die gebrechlichen Besucher der Konzerts und eine recht großzügige Freifläche vor der Tribüne. Für gute Sicht war also gesorgt und eine recht zentrale Position vor der Bühne war schnell gefunden. Doch trotzdem wirkte das Gelände ein wenig befremdlich. Klar, die Leute die da waren sprachen alle schon die richtige Sprache aber das Gelände als solches wirkt, wenn man sich vorstellt wo diese Bands z.B. in den USA spielen, etwas befremdlich.
Aber Classic-Rock nun als Uramerikanische Musik zu bezeichnen ist wohl nicht ganz richtig, doch den großen Durchbruch gab es zumindest in Deutschland aber wohl leider nie. Das merkte man bereits, wenn man Leuten erzählte, dass man zum "Rock the Nation" Festival gehen würde und diese fragten, welche Bands denn auftreten würden. "Journey", "Kansas" oder gar "Night Ranger" waren praktisch keinem ein Begriff und mehr als Stirnrunzeln erntete man nicht. Etwas weniger runzelig wurde es zwar ab und zu bei "Foreigner" aber von einer aufgeklärten Rockgemeinde ist man in Deutschland dann doch weit entfernt.

Mit großzügigen 0,5 Liter Bierbechern gestaltete sich die kurze Wartezeit bis zum Konzertbeginn recht locker und durch das großzügige Gelände war auch schön viel Platz vorhanden. Gegen 17:40 kamen dann bereits die Rocker von "Night Ranger" auf die Bühne, somit 10 Minuten zu früh, was bei spät angereisten Besuchern für etwas Unmut sorgte. Mir war ein etwas früherer Beginn natürlich sehr recht.
"Night Ranger" legten direkt sehr gut los und fegten mit einer Freude über die Bühne das es sehr schnell bereits einen riesen Spaß machte der Band beim rocken zuzuschauen und vor allem auch zuzuhören. Besonders Gitarrist Joel Hoekstra hatte riesen Spaß und fegte mit seiner langen Matte und seinem druckvollen Gitarrenriffs über die Bühne und hat ständig ein breites Grinsen im Gesicht. Auch Drummer Kelly Keagy war wunderbar gelaunt.
Die Band erzählte, dass sie zuletzt im Jahr 1985 in Europa gewesen wären. Um diese Zeit rum waren Sie wohl dann auch das letzte mal in Deutschland. Wenn man bedenkt, dass "Night Ranger" vor allem durch den Song "Sister Christian" bekannt wurden und dieser auch kein absoluter Top-Hit war (charttechnisch gesehen zumindest) ist dies nicht sehr verwunderlich. Umso toller aber, dass die Band trotzdem bereits seit so vielen Jahren tollen Rock spielt. Selbst wenn man nicht jeden Song der Band kennt, machte dieser, mit 30 Minuten leider etwas kurze Auftritt, bereits sehr viel Freude und heizte die Menge wunderbar auf. Nach "Night Ranger" war man definitiv in Stimmung für "MEHR!".


"Night Ranger" beim rocken – Danke für das Bild an Magic Miko aus dem Bang-Your-Head-Forum


Der Keyboarder von "Night Ranger" spielte tatkräftig mit – Danke für das Bild an Magic Miko aus dem Bang-Your-Head-Forum

Nach einer Umbaupause, die zu mehr Bier einlud, kamen dann "Kansas" auf die Bühne. Der progressiven Rockband merkte man direkt den klaren Unterschied zu "Night Ranger" an. Man musste über die ersten Songs erst mal in Stimmung kommen für den doch einfach etwas anderen Stil der Band, aber mit der Ballade "Dust in the Wind" hatte Leadsinger Steve Walsh die Massen für sich gewonnen. Der Stil der Band war bei praktisch jedem Song unverkennbar, auch durch die Geigenunterstützung von David Ragsdale, der immer wieder zwischen Geige und Gitarre wechselte. Mit den späteren Songs konnten sie aber auch ein paar schmissigere Akzente setzen. Der Auftritt wurde abgeschlossen mit "Carry on my wayward son" bei dem die Menge tobte. Auch "Kansas" spielten ca. 40 Minuten.


Rich Williams von "Kansas" bearbeitet seine Gitarre – Danke für das Bild an Magic Miko aus dem Bang-Your-Head-Forum


"Kansas" Sänger Steve Walsh schmettert los Danke für das Bild an Magic Miko aus dem Bang-Your-Head-Forum

Es folgte eine weitere Umbaupause und die Menge wurde langsam unruhig, denn nun sollten "Foreigner" die Bühne erobern. Der obligatorische Bierbecher überbrückte die Umbaupause erneut sehr gut.
"Foreigner" kamen dann unglaublich schwungvoll auf die Bühne und begannen die wilde Show mit dem Song "Double Vision". Perfekter Opener der die Menge direkt in die nötige Stimmung brachte. Lead Singer Kelly Hansen, der ein ausgezeichneter Ersatz für den Jahrelangen Sänger Lou Gramm ist, fegte über die Bühne und ihm war der Spaß beim Konzert jederzeit anzusehen. Recht früh kraxelte er sogar an einer Verstrebung der Bühne empor und stellte sich vor die Boxen um die Menge anzufeuern.
Einfach klasse der Typ.

"Foreigner" feuerten praktisch jeden Top Hit ab den sie haben und boten dazu eine wunderbare Bühnenshow, einiges an Material auf einer Videoleinwand und spielten zudem einfach wunderbaren, druckvollen Rock der zum mitsingen, mitgrölen und abfeiern geradezu einlud. "Urgent", "Cold as Ice", "Feels Like the first time", "Starrider", "Hot Blooded", “I Want to Know What Love Is”. Die Menge tobte bei praktisch jedem Song, der Band gefiel es augenscheinlich richtig gut und sogar "Journey" Bassist Ross Valory schaut am Rand der Bühne zu, was "Foreigner" da für eine absolut geniale Show abfeuerten. Abgeschlossen wurde der Auftritt, nach einem kurzen Abgang der Band dann mit dem ultimativen Song "Juke Box Hero", der wohl definitiv der beste Song der Band ist. Die begeisterte Menge verabschiedete sich mit tosendem Applaus und viel Gegröle von der Band, die definitiv einen der besten Auftritte an diesem Abend abgeliefert hatten. Einfach nur stark. Der Auftritt dauerte ca. 70 Minuten.


"Foreigner" Frontmann Kelly Hansen in seinem Element – Danke für das Bild an Magic Miko aus dem Bang-Your-Head-Forum


"Foreigner" Gründer Mick Jones bearbeitet Fachmännisch sein Arbeitsgerät – Danke für das Bild an Magic Miko aus dem Bang-Your-Head-Forum

Für den Auftritt von "Journey" wurde nun praktisch die gesamte Bühne umgebaut. Die bislang genutzt Videoleinwand wurde ebenfalls komplett gewechselt und ein Flügel/Klavier/Piano wurde ebenfalls auf die Bühne gestellt. Durch diese umfangreicheren Umbauten, war natürlich etwas mehr Zeit nötig, die aber mit den üblichen Weizenkaltschalen überbrückt wurden.
Gegen 21:45 kamen dann "Journey" auf die Bühne. Sie begannen den Auftritt mit der Nummer "Seperate Way (Worlds Apart)" was einen wunderbaren Opener darstellte und der Masse direkt klar machte "Journey sind da!". Doch etwas überraschend schwächelte die Band während des Auftritts ein wenig. Die Menge konnte nicht mehr ganz so begeistert werden wie noch bei "Foreigner". War es evtl. ein Fehler "Journey" erst am Ende auftreten zu lassen?
Leadsinger Arnel Pineda, der 2007 die bisherige Stimme von "Journey" (Steve Perry bzw. Steve Augeri) abgelöst hatte bemühte sich zwar nach Kräften die Menge zu begeistern und animierte auch immer wieder zum rhythmischen Klatschten, doch wirkliche Stimmung kam nur bei den absoluten Krachersongs der Band auf. "Wheel in the sky" und "Don’t Stop Believin’" feierten die Fans frenetisch und für jeden Rockfan ist es wohl eines der größten Erlebnisse diese Songs einmal Live zu hören. "Any Way You Want It" war ebenfalls eines der absoluten Highlights des Auftritts und auch die beiden tollen Balladen "Open Arm" und "Who’s Crying Now" wurden sehr gut aufgenommen und auch hervorragend vorgetragen.
Etwas enttäuschend war allerdings, dass die Band – anders als "Foreigner" oder "Night Ranger" – direkt mal 3 Songs des aktuellen Albums in den Auftritt integrieren mussten, was evtl. auch die Stimmungsschwankungen des Publikums erklären könnte. "Night Ranger" und "Foreigner" beschränkten sich – soweit ich das zumindest bemerkt habe – auf einen Song der neuen Alben. So ließ "Journey" dann Songs wie "Remember Me" oder "Lovin‘, Touchin‘, Squeezin’" leider vermissen, was dann die Stimmung zwar nicht wirklich trüben konnte aber einfach ein bisschen schade war.

Nichts desto trotz lieferten "Journey" eine tolle Show die sich kein Fan der Band entgehen lassen darf. "Journey" Live zu sehen ist einer dieser Momente, die man nie vergessen wird. Besonders der Paperschnipselregen zum Ende des Konzerts war klasse und ein toller Abschluss des "Journey" Auftritts sowie generell des ganzen Abends. Der Auftritt war gegen 23:20 beendet. Komplett gerockt, etwas abgekämpft und durch eine Nieselregenschauer oberflächlich eingenässt ging es mit der U-Bahn zum Hotel. Das Konzert war vorbei, aber im Kopf hallten die klasse Songs noch die ganze Nacht nach.

Allein für jeweils einen einzigen Song jeder Band hätte sich der Auftritt bereits gelohnt. Wer einmal "Sister Christian", "Carry on my wayward son", "Juke Box Hero" und "Don’t Stop Believin" Live gehört hat, der weiß wie absolut geil Rockmusik auch heute noch ist. Leider weiß man aber auch, dass man für derartige Rockqualität weiterhin nur in Erinnerungen schwelgen kann und darauf hoffen kann, dass einem diese Bands noch einige Jahre erhalten bleiben. Neben dem Konzert von "AC/DC" in meiner Konzerthistorie definitiv eines der ganz großen Highlights. Jederzeit sehr gerne wieder!


Ticket des Festivals und 4 Papierschnipsel von "Journey"s Papierschnipselregen