Solo: A Star Wars Story

SOLO: A STAR WARS STORY
Originaltitel: SOLO: A Star Wars Story – Erscheinungsjahr: 2018– Regie: Ron Howard

Erscheinungstermin: Seit dem 24. Mai 2018 im Kino

Darsteller: Alden Ehrenreich, Joonas Suotamo, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Donald Glover, Thandie Newton, Phoebe Waller-Bridge, Paul Bettany, Jon Favreau, Linda Hunt, Ian Kenny, John Tui, Warwick Davis

Filmkritik: Was hat Disney vorab SOLO: A STAR WARS STORY sabotiert … Erst hatten die beiden 21 JUMP STREET Regisseure das Ruder übernommen und sich in zahllosen Improvisationen ergangen, bis sie schließlich „gegangen wurden“. Dann kamen Kritiken an Alden Ehrenreich auf, der angeblich nicht so recht schauspielern konnte und so gar nicht wirkte wie Harrison Ford vor ihm in der Rolle.
Nun ist SOLO: A STAR WARS STORY in den Kinos und es sieht so aus, als würde der Streifen erst einmal etwas auf der Nase landen, wenn man die Finanzen angeht, doch wie verhält es sich mit der Qualität des endgültigen Werkes, das scheinbar von Ron Howard größtenteils noch einmal gedreht wurde?

Back to the Space-Roots

Hand aufs Herz: SOLO: A STAR WARS STORY ist wahrscheinlich der beste KRIEG DER STERNE-Film seit der klassischen Trilogie. Boom. Ich habe es gesagt! Doch wie komme ich zu dieser Einsicht? SOLO ist der erste Film der neuen Disney-Reihe, der jenen „Swashbuckling Adventure“-Charme hat, jene klassische Space-Opera-Glorie, die einfach nur tolle Abenteuer mit charmanten Figuren auf fremden Planeten bietet! Größtenteils gibt es kaum irgendwie weltenumspannenden Verschwörungen, oder mythologische Begründungen, für die gesamten Vorkommnisse.
Es gibt Leute in gefährlichen Situationen, die um ihr Überleben kämpfen und damit immer wieder erneut auf phantastische Art und Weise auf die Probe gestellt werden. Dazu wird von einem Planeten zum anderen gejagt, um Jobs für bestimmte Gruppen zu erfüllen, während Alden Ehrenreich immer mehr zu jenem Han Solo wird, wie man ihn aus den ursprünglichen Filmen kannte. Natürlich ist diese Entwicklung nicht komplett – und es darf gerne noch weitere Werke mit ihm geben – doch im Endeffekt ist eben SOLO: A STAR WARS STORY genau das: Einfach nur eine Star-Wars-Geschichte!

Klassischer Serial-Adventure-Charme

Der Humor bei SOLO: A STAR WARS STORY ist ebenfalls viel besser als der aus STAR WARS: DIE LETZTEN JEDI und passt mit seinen trockenen Sprüchen, sowie eigenwilligen Figuren viel besser zum Feeling der klassischen Trilogie. Großen Anteil daran haben auch Jonathan und Lawrence Kasdan, die Drehbuchautoren. Lawrence Kasdan war für JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES und den glorreichen DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK verantwortlich, den STAR WARS-Erfinder George Lucas ja nie so recht mochte. Elemente beider Produktionen finden sich nun auch bei Solos erstem Abenteuer wieder. Von Lawrences Sohn Jonathan kommt dabei anscheinend ein guter Schwung jugendlicher Actionlust, die aber immer zu dem passt, was in den ursprünglichen Filmen etabliert wird.
Und ja, ich weiß, wie oft ich hier „klassische Trilogie“ oder „ursprüngliche Star Wars-Filme“ schreibe, denn genau an jene Werke erinnert eben SOLO am meisten: Inspiriert von den Abenteuer-Serials der 30er Jahre, entwickelte George Lucas ja seine Werke und nun scheint auch diese neue „Star Wars Story“ von eben jenen Adventure-Geschichten inspiriert zu sein. Es gibt angenehm inszenierte und höllisch spannende Verfolgungsjagden, Rettungen in letzter Sekunde und natürlich eine schöne Frau, wegen der unser Held überhaupt in all die Geschehnisse hineingezogen wird.

Die Schmuggler-Bande gibt sich die Ehre

Ob nun Woody Harrelson als Schmuggler, Paul Bettany als vernarbter Schurke, oder auch Donald Glover als erstklassig dargestellter junger Lando: Bis in kleine Rollen sind die Nebenfiguren exzellent und dass Alden Ehrenreich die Harrison Ford-Manierismen nur selten hinbekommt, das fällt nach fünfzehn Minuten kein bisschen mehr auf.
Emilia Clarke ist ebenfalls nicht nur ein Hingucker, sondern auch der emotionale Anker des Geschehens, der angenehm vielschichtig daherkommt. Generell gibt es bei SOLO nur wenige durch und durch gute Charaktere, denn eigentlich hat ein jeder mit inneren Dämonen zu kämpfen und ist kein strahlender Held.

Nachdrehs, Improvisationen und andere Probleme

Doch SOLO: A STAR WARS STORY hat natürlich auch Probleme. Dazu kommt, dass die Titelfigur doch etwas zu gut ist, etwas zu idealistisch, wobei auch ein Großteil des Films davon handelt, dass ihm eben jene Naivität ausgetrieben wird. Ebenfalls wirkt die erste halbe Stunde extrem rasant und hakt schnell drei großartige Action-Setpieces ab.
Einzig richtig unnötig ist dabei das Auftauchen eines Subplots im letzten Drittel, das anscheinend unbedingt dann doch nicht die Rebellion mit einbringen wollte und „Boris Beckers Tochter“ präsentiert. Leute die den Film gesehen haben, werden wohl wissen, welche Figur ich meine. Dass dieses kleine Mädchen zudem wieder übertrieben „BadAss“-ig daherkommt, ist wohl ebenfalls der aktuellen Star-Wars-Richtung geschuldet. Dabei zeigt Emilia Clarke parallel dazu, wie eine wirklich starke Frauenfigur zu sein hat, ohne dass man das Ganze beim Skript überzieht.

Was die Nachdrehs angeht, so gibt es an zwei, drei Stellen, besonders einmal am Anfang und dann wieder am Ende, Momente, die scheinbar noch aus jener bewusst improvisatorischen Phase der 21 JUMP STREET-Macher übriggeblieben sind. Glücklicherweise reißen sie nicht aus dem eigentlichen Geschehen, doch wenn man den Rest des Streifens betrachtet, merkt man durchaus, dass hier anscheinend kurz ein anderer Geist die Inszenierungsrichtung übernommen hat.

Das Fazit ist ganz leicht: SOLO: A STAR WARS STORY ist, wie bereits gesagt, einfach nur ein erstklassiger Space-Adventure-Spaß und passt dahingehend vom Feeling einfach perfekt zu jenen unbekümmerten, klassischen Teilen der Reihe. Bevor die dick aufgetragenen Prequels zu sehr in megalomanische Richtungen gegangen sind und bevor Disney – vor allem die Hauptteile der Reihe – wie bis zum Erbrechen designte Produkte hat erscheinen lassen.
Während STAR WARS Teil 7 und erst recht Teil 8 extrem viel nach der ersten Sichtung verlieren, kann SOLO: A STAR WARS STORY nur gewinnen. Nach der Selbstsabotage durch die endlose Negativberichterstattung ist es schon ein Wunder – und eben den Drehbuchautoren geschuldet – dass hier so ein rundum unterhaltsamer Film dabei herausgekommen ist.
SOLO: A STAR WARS STORY wird – im heftigen Kontrast zu den Teilen 7 und 8 – mit den weiteren Jahren sicher populärer werden, gerade wenn eben der Negativhype abgeflaut ist. Denn die tollen Abenteuersequenzen stehen für sich selbst und lassen SOLO: A STAR WARS STORY jetzt schon etwas zeitloser erscheinen, als seine anderen Fließbandkollegen aus dem KRIEG DER STERNE-Universum.

Filmbewertung: 7/10