Hotline Miami

Hotline Miami

Bei „Hotline Miami“ handelt es sich auf den ersten Blick um einen klassischen Topdown-Shooter, vom Entwickler als „top down fuck’em up“ bezeichnet. In einer an das erste „GTA“ erinnernden Optik steuert man eine namenlose Spielfigur durch eine Vielzahl von Locations und muss an quasi jedem dieser Orte eine mehr oder weniger große Anzahl an Personen blutig um die Ecke bringen. Es handelt sich dabei stets um üble Gangster, soviel ist klar, doch wieso das alles?

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https://youtu.be/UgXM7ivgYTo

Jeder Einsatz beginnt gleich. Man fängt im Appartement der Spielfigur an, das Telefon leuchtet auf. Man läuft mit der Figur dort hin, hört den Anrufbeantwortet ab. Eine Nachricht erscheint als Text auf dem Bildschirm, jemand hat eine Adresse auf dem Gerät hinterlassen. Daraufhin geht man zu seinem Auto und fährt (automatisiert) los. An der Location angekommen geht es dann zumeist sofort mit Volldampf in die Fresse. Mittels diverser Nahkampfwaffen wie Baseballschläger, Messer, Rohr oder Glasflasche haut man die ersten Schurken aus den Latschen. Doch der erste Schlag streckt den Gegner meist nur zu Boden, anschließend steigt man auf sein Opfer und schlägt ihm mit weiteren Schlägen den Schädel ein.
Jede Location besteht aus mehreren Räumen und meist auch aus mehreren Etagen. Das Spiel speichert immer nach der Säuberung einer Etage und dies ist auch bitter nötig denn „Hotline Miami“ ist gnadenlos. So wie die Gegner nur einen Schlag oder einen Treffer mit einer der zahlreichen Schusswaffen aushalten, ergeht es auch der Spielfigur. Man muss sich in der Regel immer das Überraschungsmoment zunutze machen, um auch gegen mehrere Gegner in einem Raum eine Chance zu haben: Schnell die 2 am Türrahmen niederknüppeln und den dritten in der Raummitte umpusten, anschließend sich um die wieder zu sich gekommenen an der Türe kümmern.

„Hotline Miami“ ist in späteren Levels bockschwer und viele Spielabschnitt muss man bestimmt 20-mal oder öfter neu starten. Aber das Spiel erzeugt trotz bzw. gerade wegen dieses hohen Schwierigkeitsgrads eine ähnliche Sogwirkung wie z.B. „Super Meat Boy“. Man will den Level einfach schaffen, denn wirklich kompliziert ist die Steuerung nicht und das Spiel ist so fair ausgelegt, das jeder Tod der Spielfigur in der Regel immer auf die Kappe des Spielers geht, nie auf die der Gamedesigner.

Was neben der guten Spielmechanik und den fordernden Actionszenen vor allem aber die Qualität des Spiels ausmacht ist sein einzigartiger Look. Zeitlich in der 80er Jahren angesiedelt erinnert das Spiel teils an eine Abart des „Scarface“-Stils. Schrille Farbenspiele und ein toller Synthie-Soundtrack erzeugen eine Umgebung, die ganz zur teils sehr drastischen Gewalt passt, eben ganz wie im erwähnten „Scarface“, welcher ja zufällig ebenfalls in Miami angesiedelt war.

Zu Beginn jedes Spielabschnitts kann man sich für eine Tiermaske entscheiden, welche die Spielfigur aufzieht. Für Highscores schaltet man weitere Masken frei. Diese statten die Spielfigur mit mehr oder weniger nützlichen Features aus. Die Fähigkeiten sind vielfältig. Mit einer Maske kann man die Mission, anstatt wie sonst üblich völlig unbewaffnet, nun mit einem Messer starten, mit einer anderen kann man die Schüsse die man abgibt geräuschlos werden lassen, was so die Gegner aus dem Nebenraum nicht direkt auf den Plan ruft wenn man die Kollege durchsiebt.

Die Spielzeit von „Hotline Miami“ ist mit ca. 3 Stunden recht überschaubar und ist auch nur durch die teils unzähligen Versuche einen Level zu meistern so hoch. Der angepappt wirkende Epilog am Ende des Spiels, der versucht eine Auflösung für die seltsamen Anrufe zu liefern, ist zudem nicht mehr so stark wie der Rest des Spiels, vor allem weil man hier keine Waffen mehr aufsammeln kann sondern mit 3 Messern, wovon man 2 werfen kann, agieren muss. Doch abgesehen davon ist das Spiel enorm motivierend und ein ideal zum schnelle abgreagieren nach einem anstrengenden Tag. Wobei das Spiel bei weniger Frustresistenten Menschen dann doch mehr Zorn genieren könnte als diesen abzubauen.

8/10