Crysis 2

Crysis 2

Als "Crysis" vom Deutschen Entwickler Crytek vor einigen Jahren erschien, war die Spielewelt in Staunen versetzt worden. Das Spiel sah beeindruckend aus und auch spielerisch war es abwechslungsreich, gut designed und einfach ein gutes Spiel. Das einzige Manko. Nach etwas 2/3 des Spiels lies Crytek Aliens mit ins Spielgeschehen einfließen. Dies bekam "Crysis" nicht so gut, denn die tolle Action bzw. die famosen Schleicheinlagen die man zuvor im Spiel absolviert hatte, waren viel besser als der Kampf gegen seltsame Aliens. Soviel zum Vorgänger.
Vor kurzem erschien nun "Crysis 2" und da mir Teil 1, abgesehen von dem kleinen Alien-Manko richtig gut gefiel, musste ich auch natürlich den zweiten Teil spielen. Der Entwickler hat hier auf die Kritik gehört und versucht Fehler und Probleme auszumerzen. Wieder andere Dinge hat er aber leider auch verschlimmbessert. Doch der Reihe nach…
"Crysis 2" spielt nicht mehr auf einer großen, schönen Tropeninsel mit riesengroße Levels sondern ist im Stadtzentrum von New York angesiedelt. New York wurde von Aliens angegriffen und es sind komischerweise nicht die Aliens, die man noch im ersten "Crysis" bekämpft hat sondern seltsam aussehende andere Wesen, die aussehen wie Tintenfische in Metallrüstungen.
Doch Crytek verfolgt damit einen interessanten Ansatz. Man kämpft zwar erneut zunächst gegen Soldaten und dann gegen Aliens, aber die neuen Aliens verhalten sich nun ebenfalls wie Soldaten. Sie haben Waffen, können laufen anstatt zu fliegen und verhalten sich im Grunde wie ein normaler menschlicher Soldat. Dies ist ein gewaltiger Vorteil gegenüber dem ersten "Crysis", denn man wird nicht nach stundemlangen Spiel plötzlich mit uninteressanten neuen Gegnern vor den Kopf gestoßen.
Aber auch andere Sachen hat Crytek verbessert. Die Steuerung des Nanosuit, eines Spezialanzugs den der Spieler trägt, wurde verbessert. Hatte man im ersten Teil noch 4 Fähigkeiten die man über ein Kreismenü einsetzen musste, was ein wenig kompliziert war mitten im Kampf, gibt es nun nur noch 2 Fähigkeiten. "Maximum Armor" verschafft dem Spieler eine bessere Panzerung, "Stealth" macht den Spieler quasi unsichtbar. Die anderen 2 Fähigkeiten, "Maximum Speed" und "Maximum Power" sind nun immer aktiv. Man rennt immer schnell und man kann jederzeit schwere Gegenstände tragen. Klasse. Durch die Reduzierung der Fähigkeiten gelingt der Einsatz der 2 Zusatzfunktionen viel flüssiger.
In Sachen Grafik gelang Crytek erneut gute Arbeit, auch wenn das Spiel nicht mehr solch ein Staunen auslöst wie noch der Vorgänger. Der Grund ist simpel: "Crysis 2" ist auf Konsolen ausgerichtet und dort steht die grafische Entwicklung seit einiger Zeit quasi still.
Die Story von "Crysis 2" ist zweckmäßig, hat ein paar Probleme an den Vorgänger anzuschließen und funktioniert weitestgehend besser als alleinstehendes Spiel. Abwechslung wird bei "Crysis 2" jedoch groß geschrieben. Die ca. 10 Stunden lange Kampagne wird nur sehr selten langweilig. Zunächst schlägt man sich mit Soldaten rum, die man entweder wie Rambo oder wie Sam Fisher ausschalten kann, also mit Brachialgewalt oder getarnt und leise. Ich bin eher der Leisetreter, doch das geheime Vorgehen ist durch die fehlende Quicksave Funktion etwas schwieiriger geworden. Wurde ich im Vorgänger entdeckt, habe ich schnell neu geladen. Bei "Crysis 2" würde dies bedeuten den letzten Wegpunkt zu laden, was meist ein gutes Stück hinter der aktuellen Position liegt und zudem nicht aus dem laufenden Spiel heraus sondern nur aus dem Hauptmenü heraus geht. Doch die Gegner sind auch etwas genügsamer. Wird man entdeckt, gelingt es meist das man sich kurz versteckt und abwartet bis sich die Lage wieder entspannt.
Wirklich klasse ist, dass dieses Versteckspiel mit den Aliens genau so funktioniert wie mit den Aliens. Dadurch bleibt die Ernüchterung beim Kampf gegen die Aliens weitestgehend aus. Ganz so packend wie der Kampf gegen die Koreaner in "Crysis" sind die Kämpfe und Aktionen in "Crysis 2" aber leider nicht mehr. Dies liegt vor allem am beschränkten Handlungsspielraum. Waren die Arreale bei "Crysis" noch sehr groß und man konnte sich wirklich richtig tolle Wege und Taktiken überlegen, ist der Platz in "Crysis 2" meist eher beschränkt. Eine besondere Funktion weist zwar auf besondere Orte im jeweiligen Level hin (Sniperspots, Support, Klettern usw.) aber man fühlt sich in seinen Aktionen einfach eingeschränkt. Zwar ist "Crysis 2" wohl einer der Ego-Shooter auf dem Markt bei dem man am meisten entscheiden kann was man macht, aber im Gegensatz zum Vorgänger fühlt man sich beschnitten.
Etwas Ernüchterung macht sich eine ganze Zeit nach der Hälfte der Spielzeit breit. Denn für gute 2 Stunden spielt sich das Game nun wie ein X-beliebiges "Call of Duty". Man kämpft sich mit einem Trupp Marines durch New York. Auch dieser Teil des Spiels macht zwar Spaß, aber in "Crysis 2" hat sowas irgendwie nicht so viel zu suchen denkt man sich. Leider ist auch das Finale etwas ernüchternd und wirkt ein wenig aufgepfropft und losgelöst.
Insgesamt ist "Crysis 2" ähnlich gut wie sein Vorgänger, aber eben in anderen Bereichen. An die packenden Gefechte kommt das Spiel nicht heran, dafür ist das Spiel konsequent gut und bricht nicht irgendwann merklich ein. Grafisch muss sich das Game nicht verstecken, die Level bieten was fürs Auge und sind immer abwechslungsreich. Man vermisst als Fan des ersten Spiels so gut wie nichts und freut sich zudem um die verbesserte Steuerung. Kurzum: Ein gelungener, weitestgehend ebenbürtiger Nachfolger mit einigen ärgerlichen Konsolenkrankheiten(kein Quicksave).

8/10