Red Dead Redemption

Red Dead Redemption

Titel 4 und wahrscheinlich auch schon der letzte Titel auf meiner "To Play" Liste auf der temporären Xbox 360. R*, die Macher der GTA-Serie hatten hier in ganz heißes Eisen im Feuer. Die moderne die seit etlichen Serienteilen in der GTA-Reihe abgebildet wurde, war zwar jedes Mal schwer begeisternd, aber irgendwie wurde das doch langsam langweilig. Das merkte ich bei "GTA 4", bei dem ich mir für die letzten Missionen eine riesige Auszeit gegönnt habe, einfach weil ich keine Lust mehr aufs Spiel und das Setting hatte.
Doch "Red Dead Redemption" versprach Innovation. Statt eine Großstadt zu durchfahren, spielt man einen Cowboy im wilden Westen des Jahres 1911 mit allen Vorzügen und Schwächen die einen Revolverhelden im Westen auszeichneten.
Das Spiel beginnt recht klassisch kann man sagen. Die Spielerfigur, John Marston, wird von 2 Typen in einen Zug gen Westen geschickt. Der Auftrag: Den ehemaligen Bandenkollegen Bill Williamson töten. Doch das geht gründlich schief und man liegt schnell verblutend im Staub. Doch Gott sei Dank kommt eine nette Viehhirtin vorbei die sich dem leblosen Körper annimmt und gesund pflegt. Von dann an heißt es: Erstmal langsam. Man lernt so die Grundzüge des Spiels. Dazu gehört vor allem das reiten auf Pferden und das erschießen von Gesetzlosen. Das reiten unterscheidet sich erstmal nur wenig vom Autofahren in GTA. Zwar muss man dem Pferd laufend die Sporen geben und auf klapprigen Gäulen auch oft mal eine kurze Pause einlegen, aber ansonsten geht die Steuerung locker von der Hand. Beim Waffenhandling hilft neben der Autoaim Funktion beim ziehen der Knarre auch eine Zeitlupenfunktion, das "Dead Eye" welches sich im Laufe des Spiel in 3 Stufen verbessert. Zunächst hat man es gar nicht, dann erlernt man es (Stufe 1) und kann in Zeitlupe besser zielen. In Stufe 2 werden Feinde die man mit dem Fadenkreuz streift automatisch markiert und am Ende des Dead Eye dann gekillt. In Stufe 3 schließlich kann man die Feinde dann selbst markieren. Dies ist vor allem von Vorteil, da das automatische Markieren dazu führen konnte das man auch mal auf Passanten oder sein eigenes Pferd schießt.
Sobald man die Grundregeln kennt, kann man dann auf der Ranch der von Bonny McFarlane ein bisschen Mithelfen. Kühe zusammentreiben, Hasen verjagen, Viehdiebe zur Strecke bringen und Wildpferde zureiten. Eben das was Rancher so machen. Doch halt, wir hatten ja einen Auftrag. In alter GTA-Tradition fängt nach diesen Tutorialmäßigen Aufträgen das richtige Spiel an. Zunächst kann man nur durch den Westen der USA reiten. Doch dieser ist bereits riesengroß, hat etliche Storyaufträge und noch viel mehr Nebenaufträge zu bieten. Dazu stolpert man unterwegs auf der weitläufigen Fläche auch immer wieder über kleine Zufallsaktionen. Da wird eine Person von Wölfen angegriffen oder von Banditen überfallen und man kann eingreifen und helfen. Andere wollen wetten, wer mehr Vögel abschießen kann und wieder andere brauchen dringend 5 Lorbeerblätter. Man sieht, es gibt genug zu tun. Es gibt hier denke ich auch mehr zu tun als in "GTA", bei dem mir solch eine große Anzahl an Nebenaufträgen zumindest nie aufgefallen wäre. Aber in GTA hat man schon genug damit zu tun durch die Stadt zu jockeln. In "Red Dead Redemption" gibt es bis auf ein paar kleine Dörfer im Grunde für einen lange Spielzeit nur Steppe und Büsche. Klar passiert auch dort viel und es gibt reichlich zu entdecken. Minenschächte, Häuser in der Prärie, Schätze und vieles mehr. Das macht alles einfach einen riesen Spaß.
So brauchte ich für den ersten Bereich im Spiel gute 8 Stunden. Dieser nimmt ca. 1/3 des Spiels ein sagt man. Doch im Nachhinein war dies denke ich schon der größte und auch interessanteste Bereich.
Nach dem Westen gehts in den Süden, genauer nach Mexico. Dort gibt es nicht nur weniger Fläche sondern auch weniger gleichzeitig verfügbare Storymissionen. Auch nutzen sich hier langsam die freiwilligen Nebenmissionen ein kleines bisschen ab, so dass ich die uninteressanten links liegen gelassen haben und mir nur die wirklich guten ausgeguckt habe. Auch die Story mutet hier ein wenig seltsam an. Musste man im Westen noch eine Truppe zusammenstellen um das Fort in dem sich Williamson versteckt anzugreifen, ist das Ziel in Mexico nicht mehr ganz so klar und auch nicht mehr so schön umgesetzt. Williamson floh aus Amerika Tage vor der Forterstürmung nach Mexico. Hier treibt er sich nun also rum und will gefunden werden. Dazu erfüllt man Missionen für die staatliche Armee und für die Rebellen gleichermaßen. Die Referenz zu "Django" ist hier unübersehbar. Doch leider bleiben die Konsequenzen aus. In alter GTA-Tradition erfüllt man einfach nach und nach die Storymissionen, aber auch nachdem man erst alle Armee-Missionen gemacht hat und dann erst mit den Rebellen beginnt ändert sich scheinbar nichts. Dabei hat man zuvor gefühlte 300 Rebellen um die Ecke gebracht. Zwar sagt der Rebellenführer immer "Hey John, du arbeitest für die Armee oder?" und John sagt darauf "Nene, ich arbeite für keinen, ich will nur wissen wo Williamson ist". Klar, ganz tolle Erklärung. Man merkt, hier schwächelt "Red Dead Redemption" ein wenig. Zwar sind die Missionen an sich von Beginn an immer toll. Abwechslung ist gegeben, auch wenn die meisten Storymissionen aus Ballern bestehen, bringen besonders die Nebenmissionen auch mal andere Auftragsziele ins Spiel.
So war ich dann froh als es nach Mexico endlich in den Osten der USA ging. Wälder, Schnee(!), Industrialisierung, das war insgesamt eine wahre Wohltat für die Augen die sich Stundenlang(der Counter sagte irgendwas zwischen 14 und 15 Stunden) durch die Steppe schlagen mussten. Endlich mal ein komplett anderes Setting. Zwar ist der Osten nochmal halb so klein wie Mexico, aber nichts desto trotz macht es hier wieder richtig Spaß umherzureiten. Auch die Story entwickelt sich nach dem nervigen Füllmaterial in Mexico endlich richtig gut weiter und irgendwann bei Stunde 17 beginnt dann das große Finale. Hier wird "Red Dead Redemption" wunderbar emotional und weißt den Spiel gleichsam zu fesseln, zu erstaunen und zu schocken. Grandios was R* am Ende nochmal aus dem Hut zaubert.
"Red Dead Redemption" ist zwar nicht 100% perfekt aber doch nah dran und in jedem Fall besser als "GTA 4". Der Landschafts- und Zeitlinienwechsel in den wilden Westen der USA tat richtig gut. Das viel sprüht über vor tollen Ideen und man kann extremst viel machen. Poker, Würfeln, Armdrücken, Kopfgeldjäger, Jäger und was nicht noch alles. Die Auswahl ist reichlich und man kann mit dem Game locker auch 30 Stunden und mehr verbringen. Bei mir steht der Counter nach dem Abspann auf knapp über 18 Stunden und ich habe 75% geschafft. Eine Handvoll Sidequests fehlt also noch.
Zu kritisieren ist neben dem Schwachen Mexico part, der Landschaftlich zu wenig neues bietet und auch in Sachen Missionen ebenfalls schwächer daherkommt nur noch wenig. Ich hätte es toll gefunden auch die Möglichkeit zu haben für eine KI-Posse, also das man mit 1-2 KI-Cowboys umherziehen kann. Das hätte einige der langen Reitereien etwas interessanter gemacht. Es gibt zwar auch eine Schnellreise Funktion, die ich gegen Ende auch des öfteren Mal verwendet habe, aber das Reiten durch diese Welt macht einfach ebenfalls viel Spaß, da es am Wegesrand so viel zu entdecken gibt.
Insgesamt eine sehr gute Idee die grandios umgesetzt wurde. Abzüge in der B-Note sind immer drin, aber im Endeffekt eine sehr, sehr gute:

9/10