Das Zeiträtsel

Das Zeiträtsel
Originaltitel: A Wrinkle in Time – Erscheinungsjahr: 2018 – Regie: Ava DuVernay

Erscheinungstermin: 5. April 2018

Darsteller: Oprah Winfrey, Reese Witherspoon, Mindy Kaling, Storm Reid, Gugu Mbatha-Raw, Michael Peña, Zach Galifianakis, Chris Pine, Levi Miller, Deric McCabe, u.A.

Filmkritik: Man weiß, dass man es mit einem ganz speziellen Film zu tun hat, wenn einem direkt die Worte: „Hirn erodierendes, cineastisches Seelen-AIDS!“ einfallen. Aber vielleicht ist das als Einstieg auch ein klein wenig zu radikal. Vielleicht. Also betrachten wir das Ganze doch mal aus einer etwas … differenzierteren Perspektive.

DAS ZEITRÄTSEL ist anscheinend die aktuelle Disney-Verfilmung eines Romans aus den 60ern? 70ern? Ok, man merkt, nach Recherche war mir nicht zu Mute, aber mir wurde von Leuten, die den Roman gelesen haben gesagt, dass man eigentlich sämtliche religiösen Elemente entfernt hat und die esoterisch-hippie-artigen Elemente beibehalten hat. So weit, so besorgniserregend. Aber worum geht es eigentlich? DAS ZEITRÄTSEL handelt von einem Mädchen, dessen Vater eines Tages verschwunden ist … und später wird ihr und ihrem Adoptivbruder klar, dass ihr Erzeuger, der meinte, dass man mit der richtigen Geisteseinstellung durch die Dimensionen reisen kann, irgendwo festhängt. Drei magische Damen/interdimensionale Entitäten helfen den Kindern dabei ihren Vater zu finden und ein sensibler Footballspieler ist auch mit dabei.

Aggressive Langeweile, voller schlechter Botschaften

Uff. Zuerst einmal die rohen Fakten: DAS ZEITRÄTSEL braucht geschlagene 60 Minuten(!!!) bis seine eigentliche Handlung an Fahrt aufnimmt. Davor und danach besteht der Inhalt eigentlich nur aus einer Sache: Konsequenter, emotionaler Bestätigung! Die Protagonistin ist so super, ihre Gefühle sind so viel Wert und alle haben sich immer ganz doll lieb. Wer denkt, dass einem das nach 60 Minuten auf die Nerven geht, der liegt falsch. Denn bereits die halbgare Pre-Titel-Sequenz überdehnt dieses Gehabe und bringt eine dermaßen aggressive Langeweile hervor, dass man sich noch nicht einmal aus dem Geschehen herausschlafen kann. Glaubt mir, ich habe es versucht.

Die drei kosmischen Damen sind … nett gesagt „ungebrochen mutig-albern“ gestaltet. Manche „Sets“ sind ebenfalls durchaus echte Hingucker. Die meisten Kostüme sind aber leider eher in der Richtung „überraschend lächerlich“ angesiedelt. Bösere Zungen würden behaupten, dass Oprah Winfrey in ihrem Dress aussieht wie eine fette Meerjungfrau, Reese Witherspoon wirkt, als hätte sie ein paar Quaaludes zu viel eingeworfen und Nummer 3 redet nur in Zitaten, die meist aus den plattesten Sprüchen irgendwelche tollen Botschaften ziehen sollen, aber bereits zu schlecht sind für eine Postkarte.

Konsequente emotionale Bestätigung: Der Film

Es gibt genau zweieinhalb (!) Bedrohungsmomente im gesamten Geschehen, die binnen weniger Minuten wieder vorüber sind, dabei die Protagonisten sich gegenseitig erzählen können, wie toll ihre Energien doch sind. DAS ZEITRÄTSEL ist für all jene, denen die Teletubbies zu „edgy“ und „hardcore“ waren. Wenn am Ende dann auch noch „das Böse“ Besitz ergreift vom kleinen Adoptivbruder, dessen Darsteller, wie auch sein Charakter im Film, ohnehin schon stark auf die Nerven geht, will man nur noch lachen ein Benzinfass über sich leeren und ein Feuerzeug anmachen.

Chris Pine als zu suchender Vater wirkt derweil so, als hätte man ihn für die letzten drei Wochen in einem Irrgarten aus Green-Screenes alleine gelassen … ok, wahrscheinlich ist auch genau das passiert. Gut, da hab ich mir selber die Antwort darauf gegeben, warum er immer mit einem Blick auf Verwirrung und Herzschmerz aus der Wäsche glotzt. Die anderen Darsteller sind meist … ok. Aber es ist ohnehin dermaßen viel transzendenter Mumpitz, der hier serviert wird, dass man ohnehin schlecht bewerten kann, was da abläuft.

Wenn gerade nicht nur weniger Ego-Masturbation-Deluxe betrieben wird, darf zum x-ten Male erklärt werden, wie man sich von einer Welt zur nächsten faszinieren kann, während man als Zuschauer nur hofft eine geladene Waffe herbeizuträumen, um seinem Elend endlich ein Ende zu machen.

Eine besorgniserrgende Visitenkarte der kommenden Kuschelgesellschaft

Richtig übel wird es, wenn man die Politik hinter DAS ZEITRÄTSEL betrachtet. Abgesehen von dem typischen Trara um die Tatsache, dass hier nicht nur eine Frau, sondern auch eine afroamerikanische Frau über 100 Millionen Dollar für diesen Quatsch durch den Schornstein rauchen darf, ist es der eigentliche Inhalt, der viele schlechte Botschaften hat. Zach Galifianakis, einer der wenigen Akteure, der ansatzweise mit so etwas wie einer Würde aus dem ganzen Geschehen herauskommt, darf als Orakel konsequent seine Botschaften untergraben.
Wenn das suchende Mädel fragt, ob ihr Vater sie überhaupt vermisst hat, sagt er: „Fragen zu stellen ist wichtig, auch wenn es schwer ist und man sollte nie Angst vor der Antwort haben, auch wenn es kompliziert wird:“ (Oder so.) Eine gute Botschaft, doch dann kommt die 180 Grad Wendung und er erzählt dem Kind, „dass dein Vater immer an dich gedacht hat, denn wer könnte jemand so wunderbares vergessen“ und bliblablubb und ich kotz gleich.

Diese konsequente Überbehütung, dieses permanente Bestätigen des eigenen Wertes macht die Figuren nicht stark, es bringt den Zuschauern nichts und es zeigt einzig, wie extrem unsicher anscheinend die Macher sind. Sowohl was sie selbst betrifft, als auch ihre anscheinend infantile Zielgruppe, die wohl von zu Hause aus keinerlei Selbstwertgefühl vermittelt bekommt. Jene ständige emotionale Bestätigung wird leider in der aktuellen „politisch korrekten“ Weltsicht immer überbordender. Gerade in Anbetracht der Probleme, die anscheinend das mental begabte Mädel auf der Erde lösen soll, fragt man sich ernsthaft, was das Ganze soll. Nein, mit Gruppenkuscheln werden nicht direkt irgendwelche Rassenprobleme aus der Welt geschaffen. Aber das ist nur einer der „lustigen“ Eckmomente. Wenn etwa der sensible Football-Spieler und Love-Interest (und absolut charakterlose Milchbrötchenfresse) am Ende sagt, dass er nun gelernt hat, dass er seinem verbal aggressiven und extrem ablehnenden Vater einfach nur mal die Meinung sagen sollte, dann hofft man insgeheim die nächste Szene zu sehen. In dieser würde dann der sensible Sportler mit einem blauen Auge und einem Arm in Gips wohl merken, dass man vielleicht mehr als nur positive Energie braucht, um einem Vater gegenüberzutreten, der einen runtermacht, wenn man nur eine 2+ hat.

Der erschreckendste Film des Jahres?

DAS ZEITRÄTSEL baut seine Figuren konsequent so dermaßen überzogen auf, dass man einzig daraus Freude ziehen kann, dass alle Charaktere später ein rüdes Erwachen haben werden, wenn sie den entgeisterten Schwachsinn, denn sie von drei Costplay-Entitäten eingetrichtert bekommen haben, auch mal in der Realität versuchen wollen. Aber dann gibt es hoffentlich genug Safe-Spaces und „No Free Speech“-Zones, um die kleinen Prinzen und Prinzessinnen zu beschützen, bis wieder die tollen Dimensionsfrauen kommen, um ihnen zu sagen wie toll sie sind.

Im Endeffekt ist DAS ZEITRÄTSEL so vieles: Bedrohlicher Weckruf einer besorgniserregenden Sozialbewegung. Furchtbarer Disney-Film voller Langeweiler. Babys erste LSD-Erfahrung und noch einiges mehr. Das Schlimmste ist, dass durch die abgrundtief problematische Art und Weise von das ZEITRÄTSEL der Streifen an sich schon wieder interessant ist, da er interpretiert werden sollte, nein, muss. Nur als normale Kinogänger sollte man sich den Streifen auf gar keinen Fall geben.
… aber Hand aufs Herz: Was sind die Chancen, dass ein „normaler Kinogänger“ diese Zeilen lesen wird?

Fazit: Du wurdest gewarnt! -> Filmbewertung: 2/10