Baby Driver

Baby Driver
Originaltitel: Baby Driver – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Edgar Wright

Erscheinungstermin: 27. Juli 2017

Darsteller: Ansel Elgort, Kevin Spacey, Jon Bernthal, Jamie Foxx, Lily James, CJ Jones, u.A.

Filmkritik: Oh man. Mit diesem Review mache ich mich wahrscheinlich unbeliebt. Naja. Was solls. In der Pressevorstellung waren viele Leute ziemlich angetan von Edgar Wrights „Baby Driver“. Und, ja, der Streifen hat einige nette Elemente, doch, man, ausnahmsweise weil diese derartig konsequent durchgezogen wurden, gingen sie mir mit der Zeit einfach auf die Nerven. Aber der Reihe nach …

Gangster-Heist-Standard-Story – With A Twist!

Der junge  „Baby Driver“ hat Schulden bei einem Gangsterboss (Kevin Spacey). Deshalb fährt er für ihn den Fluchtwagen und bezahlt somit seine Rechnung. Ein letzter Job steht an. „Baby“ verliebt sich in eine putzige Kellnerin mit süßem Lächeln und völlig ohne eigenen Charakter. Verfolgungsjagden. The End. So viel zur eigentlichen Geschichte, denn der Fokus bei „Baby Driver“ liegt ganz klar, zu 101%, auf der Inszenierung!

Der Kniff ist nämlich, dass „Baby“ ein Tinnitus-Problem hat und deshalb die Störgeräusche durch Musik unterdrücken will. Dies ist Edgar Wrights Ansatzpunkt dafür, dass der gesamte Streifen über und über voll mit Songs ist und – wortwörtlich – genau auf diese hin inszeniert wurde. Vom Schnitt, über Kamerafahrten, bis hin zur Länge der Einstellungen: Die jeweiligen Songs diktieren jeden Szenenablauf, sei es nun das Holen von Kaffee oder eine Sequenz, in welcher die Protagonisten vor der Polizei flüchten.

Fluch und Segen in einem – Die Inszenierung

Der große Pluspunkt und das große Problem von „Baby Driver“ sind ein und das Selbe: Denn natürlich ist es fantastisch mitanzusehen, wie eine gesamte Heist-Nummer punktegenau zum Takt eines Musikstücks eingestimmt ist. Doch nach 45, 60 Minuten setzt die erschreckende Wahrheit ein: Edgar Wright zieht dieses Konzept durch und zwar absolut 100% konsequent. Das heißt seinerseits, dass es keinerlei tonmäßige Verschnaufpausen gibt. Keinen ruhigen Moment, denn zu jeder Zeit dröhnt ein Song durch die Lautsprecher.

Die eigentliche Musikauswahl ist dabei durchaus nett, wenn auch etwas zu sehr in Richtung „Hipster-Katalog“. Etwas zu viel ist es dann vielleicht doch, dass anscheinend eigentlich jeder der Gangster natürlich sofort etwas zu den jeweiligen Stücken weiß und anfängt mit dem Philosophieren. Vielleicht haben ja alle den kleinen Katalog für angehende Alternativ-Kult-Titel? Wer weiß. Doch durch seine konsequente Beschallungstaktik verschmelzen sehr leicht die verschiedenen Songs zu einem großen Ganzen. Die Übergänge sind zu schnell, es gibt keinerlei Moment zum Durchatmen. So wird leider aus einer famosen Idee zum Ende hin sogar etwas quälendes, wenn man eigentlich irgendwann endlich mal kurz das haben möchte, was man einfach nicht bekommt: Ruhe!

Und dann hat mich noch gestört …

Kleinere weitere Ärgernisse bestehen daraus, dass etwa die Einstellungen – eben zum Takt der Musik – geschnitten sind, was schon einmal dafür sorgen kann, dass manche Bilder gefühlt eine Sekunde auf der Leinwand zu sehen und schon wieder verschwunden waren. Zudem ist der durch die Tracks bestimmte schnelle Schnittrhythmus auch bei den Verfolgungsjagden nicht soooo optimal und lässt manches Mal etwas bei der Übersichtlichkeit zu wünschen übrig. Dass dazu Wright den Streifen oftmals mit vielen Nahaufnahmen versieht, ist ein weiterer Punkt, der sowohl bei manchen Auto-, als auch Schießerei-Momenten ein gewisses episches Element vermissen lässt.

Fazit: Das Ganze hört sich nun negativer an, als es eigentlich ist. Edgar Wright ist auf jeden Fall ein absolut konsequenter Streifen gelungen und allein das ist ihm hoch anzurechnen. Dass er zudem einen R-Rated-Streifen gemacht hat, ohne mit den Blut- und Fluch-Elementen allzu wild herumzuwerfen, ist ebenfalls ein netter Pluspunkt. Alles ist genauso so hart, wie es eben sein muss.
Dass die eigentliche Liebesgeschichte flach fällt, weil die blonde Kellnerin mehr „Dream Girl Next Door“ ist, als eine reale Person, sorgt am Ende dann leider dafür, dass auch emotional das Ganze nicht so gut funktioniert.
… Mist, jetzt werde ich ja schon wieder negativ … äh … zur Sicherheit gibt es einfach die Filmbewertung 6/10 mit der Ansage, dass manch ein Zuschauer deutlich mehr begeistert war von diesem Streifen als ich. *schulterzuck*