Venom

VENOM
Originaltitel: Venom – Erscheinungsjahr: 2018 – Regie: Ruben Fleischer

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

Darsteller: Tom Hardy, Michelle Williams, Riz Ahmed, Scott Haze, Reid Scott, Jenny Slate, Melora Walters, Woody Harrelson, u.A.

Filmkritik: VENOM (2018) ist das Paradebeispiel für einen 6/10-Film. Für einen Streifen, der einige gelungene Elemente bietet und eigentlich kompetent gemacht ist, aber leider immer wieder zurückgehalten wird und deshalb gerade über das Mittelmaß (sehr) leicht hinausragt. Aber hey, ihr wollt sicherlich etwas mehr zu dem Teil lesen, also, los geht’s …

Superhelden-Klischees im Schnelldurchlauf

Eddie Brock ist ein Arschloch-Reporter, bringt sich selber in Trubel, wird zum „Loser“, bekommt Alien-Symbiont, beide müssen sich zusammenraufen und am Ende sogar – ganz überraschend – nicht nur die Welt, sondern auch ihr Herz und die holde Weiblichkeit retten. The End.
… ok, heute ist es alles anscheinend etwas flotter. Aber vielleicht liegt das auch an VENOM, der nach einem laaaangen Anfang, der sich einige Zeit lässt, mit der Einführung des titelgebenden Charakters, von einem Plotpoint zum nächsten springt und regelrecht atemlos auf das Finale zusteuert. Man hätte locker die Hälfte der ersten halben Stunde kürzen können, anstatt anscheinend danach großzügig die Schere anzusetzen. Selbst Hauptdarsteller Tom Hardy beklagte bereits für Kinostart öffentlich dieses Vorgehen, das im Schnitt stark spürbar ist.

Ebenso hindert die PG-13-Inszenierung VENOM an etlichen Stellen. Aber damit ist nicht der Gewaltverzicht gemeint, sondern eben die Art der Bebilderung. Anstatt zu in Form eines Schattenspiels zu zeigen, wie jemandem der Kopf abgebissen wird, wird hier so schnell geschnitten, dass man als Zuschauer froh ist über die folgende Erklärung, was da gerade überhaupt passiert ist.
Entweder ist Ruben Fleischer einfach nur zu inkompetent, um sich kreative Möglichkeiten der Gewaltandeutung zu überlegen, oder man hat den Streifen einfach erst einmal auf Gutdünken gedreht. Frei nach dem Motto: „Im Schnitt können wir dann nachher alles regeln.“ Doch leider ist gerade dieser Ansatzpunkt für den eigentlichen Filmgenuss nun wirklich nicht sonderlich hilfreich. Aber, interessanterweise, war es dass das schon mit den allergrößten Meckerpunkten.

Venom, der Date-Doktor

VENOM hat immer dann seine besten Momente, wenn es typische Superhelden-Elemente mit einem dreckigen Grinsen unterwandert. Böse auch mal töten? Ja, warum nicht! Nicht nur der Held wird als „Venom“ aktiv? Cool! Der außerirdische Symbiont entpuppt sich als charmanter Ratgeber in Sachen Frauen? Drollig, immer her damit! Die Effekte sind dabei auch größtenteils gut und an etlichen Stellen ist VENOM angenehm zurückhaltend. Die besten Momente des Films zeigen meist einfach nur Tom Hardy, der in seinem Kopf die Stimme von Venom hört. Einfach und günstiger geht es nicht.

Eine gut gemachte, klassisch schön gefilmte Verfolgungsjagd, sowie ein großes Swat-Einheit-Geprügel sind auch die Action-Highlights. Der Showdown dafür ist überraschend (angenehm?!? Da bin ich mir immer noch nicht sicher …) schnell vorbei. Teilweise sieht man da wirbelnde Haufen von CG-Rotz, teilweise funktioniert es aber. Eben, wie die anfängliche Bewertung, gerade leicht über dem Durchschnitt, aber mit Potential.

Der Star der Show und die Möglichkeiten für die Fortsetzung

Absoluter Star der Show ist natürlich Tom Hardy, der auch den Kotzbrocken Eddie Brock durchaus charmant hinbekommt. Michelle Williams ist dazu ein gelungener Damen-Zusatz, der auch mal etwas aktiver sein darf, als andere Superhelden-Anhängsel. Riz Ahmed als Schurke schwankt hingegen zwischen angenehm over-the-top und doch wieder unpassend zurückhaltend. Hier hätte man die „Saturday Morning Cartoon“-Schurkerei sicherlich noch größer raushängen lassen können.

Die zuvor beschriebenen Probleme mit dem Darstellen der Gewalt treten interessanterweise auch erst ab dem Eintreffen von Venom richtig auf, da zuvor qualvolle Symbionten-Übernahmen, offene Brüche und Co. durchaus ein Horror-Feeling versprüht haben, welches jedoch dem restlichen Streifen komplett fehlt. Auch hier wieder: Teil 2 kann sicherlich vieles richten und bei dem enormen Einspiel von VENOM dürfte es noch nicht einmal lange dauern, bis man da einen bösen roten Symbionten auf der Leinwand sieht.
… auch wenn spätestens dann es richtig problematisch werden dürfte, wie man mit den PG-13-Begrenzungen umgeht. Aber schaun wir mal. Bis dahin ist VENOM durchaus unterhaltsam und man sollte auf eine „Extended Version“ hoffen. Nicht wegen der Gewalt, sondern vor allem um den Rhythmus des Films wieder auszugleichen und hoffentlich viele der herausgefallenen Brock/Venom-Interaktionen wieder zurück in den Film zu packen. Kommt schon, Sony, das wäre leicht verdientes Geld!

Fazit: Ein interessanter Ansatz, einige inszenatorische Unausgewogenheiten und ordentliche bis echt gute Darsteller: VENOM ist leicht überdurchschnittliche Superhelden-Unterhaltung, in der noch viel Potential schlummert: Filmbewertung 6/10