Skyscraper

SKYSCRAPER
Originaltitel: Skyscraper – Erscheinungsjahr: 2018 – Regie: Rawson Marshall Thurber

Erscheinungstermin: Ab dem 12. Juli 2018

Darsteller: Dwayne Johnson, Neve Campbell, Chin Han, Roland Møller, Pablo Schreiber, Byron Mann, Hannah Quinlivan, Noah Taylor, u. A.

Filmkritik: „The Rock“ hatte ja mit SAN ANDREAS, dem überraschend unterhaltsamen RAMPAGE und den FAST & FURIOUS-Vehikeln einige coole – oder zumindest ganz ordentliche – Actiontitel im Angebot. Tja, schade, dass SKYSCRAPER diesen Trend nun bricht, in die Flammen wirft, mit Klebeband wieder kittet und vom Dach des größten Hochhauses der Welt wirft …

SciFi-Tower-Inferno

Ok, brauchen wir wirklich eine Story? Gut: „The Rock“ ist traumatisierter Agent von Blablah, der nun später mit seiner Freund und Kindern in China als Sicherheitstyp arbeitet. Dann kommt es, wie es kommen muss: Reicher Typ, Gangster, modernes Hochhaus, Flammen, Familie im Würgegriff der Gefahr, Stunts, The End. Während das erste Drittel sich durchaus noch die Mühe macht, um halbwegs interessante Ansätze, Figuren und dramatische Konflikte zu bieten, verpufft all dies schnell in dem flammenden Inferno des chinesischen SciFi-Hochhauses.

Dort gibt es quasi ein „Holo-Deck“? Cool, das gibt es für den Showdown. Ein großes Anti-Flammen-Equipment? Das wird natürlich irgendwie gegen seinen Zweck benutzt. Ein verärgerter Terrorist mit einer Gruppe von Söldner? Klar sind die am Start, um einen fadenscheinigen Plot zu verfolgen …

Charmante Darsteller, die auf sich alleine gestellt sind

SKYSCRAPER hat immer dann seine – wenigen – guten Momente, wenn er die Absurdität der Situation mit den schwindelerregenden Höhen kombiniert. Die Kran-Sequenz vom Poster und den Trailern ist die beste Sequenz des gesamten Geschehens, da sie all diese Elemente kombiniert und – trotz aller Unsterblichkeit – The Rock sich dennoch wie ein Mensch benimmt. Und da kommen wir auch schon zu den besten Aspekten des Streifens: Dwayne „The Rock“ Johnson und Neve Campbell in den Hauptrollen! Beide haben ihre charmanten Augenblicke und können über manche Unebenheit des Films hinwegtäuschen.

Wenn sie zusammen absurde Rettungsaktionen durchführen, ist das nette Unterhaltung. Doch leider sind beide für große Teile des Films getrennt, weshalb es nicht zu vielen gemeinsamen Momenten kommt. Der ewige Steven-Seagal-Punching-Buddy Byron Mann darf bei all dem endlich mal auf der großen Leinwand vorbeischauen und einen total inneffektiven Polizisten spielen, der ständig von der Campbell gesagt bekommt, was eigentlich Sache ist.

Bonuspunkte und Minuspunkte bekommt SKYSCRAPER für seinen Klebeband-Fetisch. Viele Gags zielen auf das Zeug ab und sind durchaus charmant, doch wenn The Rock sich die Hände mit Klebeband umwickelt, um dank der Klebefläche auf der Außenseite der Hände nun mehr Halt beim Kraxeln zu haben, tja, dann bin ich mir nicht so sicher, ob an dieser Stelle nicht gleich mein komplettes Hirn ausgestiegen und schon einmal präventiv nach Hause gefahren ist.

PG-13-Un-Intensität Deluxe!

Natürlich ist SKYSCRAPER nur ein Aufhänger für zahllose Stunts und Actionmomente und gerade hier ist es so unglaublich schade, wie sprichwörtlich blutleer das Ganze inszeniert wurde. War der Krawall in den letzten Titeln mit The Rock wieder etwas härter geworden, gibt es nun – überraschend wenige – PG-13-Ballereien, die jegliche Intensität vermissen lassen. Zwei kleinere Handgemenge, einmal durch The Rock zu Beginn und dann durch Neve Campbell in der Mitte, sind durchaus gelungen, doch das war es dann schon.

Das Finale erinnert irgendwie an die „Er hat ein Hologramm!“-Szene aus TOTAL RECALL, doch ansonsten? Selbst die Gänsehaut-Sequenzen, in denen The Rock am Haus entlangklettert, sind relativ laff inszeniert und – trotz manches Mal ordentlichem 3D-Einsatz – nicht ansatzweise so angstschweißerregende Wahnsinnsteile wie eben noch die anfängliche Kran-Nummer.

Faule Inszenierung, wohin das Regie-Auge schaut

Ein Paradebeispiel für die richtiggehend faule Inszenierung ist jener Moment, in dem sich The Rock und Co. mit einem Bad Guy auf einer Brücke prügeln, unter ihnen ein FLAMMENDES INFERNO. *zwinker-zwinker* The Rock bodycheckt den Bösen vom knappen Laufsteg in einer seitlichen Einstellung und … das wars. Keine Aufnahme, wie dieser schreiend in die Tiefe stürzt, kein gar nichts.

Regisseur bei all dem war …. Moment, eine Sekunde, ich hab es gleich … Rawson Marshall Thurber … Wer?!? .. Ah so, der hat vorher eigentlich nur Komödien gemacht: CENTRAL INTELLIGENCE mit The Rock, WIR SIND DIE MILLERS und VOLL AUF DIE NÜSSE. … und schon macht die flache Inszenierung wieder Sinn. So langweilig kann man vielleicht Gags abfilmen, doch eben nicht einen ACTION-FILM! Während Humor oft den Rhythmus eines Films bestimmen kann, muss bei einem Actionfilm dieser meist durch den Regisseur vorgegeben werden und dabei gibt es hier halt so gar nichts. … Retrospektiv hat wahrscheinlich sogar VOLL AUF DIE NÜSSE eine bessere Action-Inszenierung als SKYSCRAPER.

Das Thurber sogar selbst das Drehbuch geschrieben hat, ist ebenfalls ziemlich erschreckend. Da hat man wohl mehr Zeit investiert, um den chinesischen Investoren Honig ums Maul zu schmieren, als dass man sich irgendwie mit klassischem Actionkino und dessen Versatzstücken auseinandergesetzt hat. Inhaltlich wirkt SKYSCRAPER eher wie der TV-Film der Woche, nur eben mit einem Budget von schwindelerregenden 125 Millionen Dollar. Doch auch die können eben nicht über die zahllosen inhaltlichen und regietechnischen Mängel hinwegtäuschen. 60 Prozent FLAMMENDES INFERNO und 40 Prozent STIRB LANGSAM … Der Tipp des Hauses: Einfach beide Werke separat anschauen und Spaß haben. Das ist einfach und – wahrscheinlich – aktuell sogar billiger als ein Gang ins Kino.

Fazit: Eigentlich ist SKYSCRAPER total durchschnittliche Kost, doch durch die faule Inszenierung, die aggressiv zurückhaltende PG-13-Un-Intensität und eben die verschenkte Chance, Dwayne „The Rock“ Johnson in einem STIRB LANGSAM-Klon zu sehen, gibt es die Filmbewertung: 4/10 Selbst mit mehr Blut, mehr Intensität und Co. hätte man nicht viel vom inhaltlichen Schnarch-Alarm überdecken können. Gut, es hätte auf jeden Fall geholfen, doch manche Sachen sind eben zum Scheitern verurteilt … Wie zum Beispiel das größte Hochhaus der Welt in China, für das The Rock eine Sicherheitsprüfung durchführt.

Wer Quatsch, Action und noch mehr Quatsch sehen möchte, der sollte sich vielleicht dann doch lieber SKYSCRAPER mit Anna Nicole Smith ansehen, von dem es endlich auch mal eine zünftigte Uncut-Veröffentlichung geben könnte. Denn dort ist der Inhalt auch Quatsch, aber es wird wenigstens nicht mit Blut und Brüsten gespart …