Der seidene Faden
Originaltitel: Phantom Thread – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Paul Thomas Anderson
Erscheinungstermin: Seit 01. Februar 2018 im Kino
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Vicky Krieps, Lesley Manville, Sue Clark, Joan Brown, Harriet Leitch, Dinah Nicholson, Julie Duck, Maryanne Frost, Elli Banks, Amy Cunningham, Amber Brabant
Filmkritik: Niemand kann Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis) in Sachen Mode und Schneiderkunst das Wasser reichen. Unterstützt von seiner Schwester Cyril (Lesley Manville) kleidet er Adlige, Filmstars, Erbinnen, Damen aus der Society und Debütantinnen im London der Nachkriegsjahre ein. Alle reißen sich um die unverwechselbaren Modelle des „House of Woodcock“. Frauen kommen und gehen im Leben des Modemachers, dienen dem überzeugten Junggesellen als Inspiration und leisten ihm Gesellschaft. Bis er Alma (Vicky Krieps) kennenlernt. Eine junge, natürliche und unbefangene Frau mit starkem Willen. Bald schon ist sie aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. Als Muse. Als Geliebte.
Schauspieler Daniel Day-Lewis und Regisseur Paul Thomas Anderson kann man wohl getrost als Traum-Duo bezeichnen. 2007 haben die beiden den vielfach nominierten und zweimal mit dem Oscar ausgezeichneten Film „There Will Be Blood“ erschaffen. Ein Film der bis heute nachhallt in seiner Brillanz und Wucht. Umso gespannter durfte man sein, welcher Film entstehen wird als bekannt wurde, dass die beiden für „Phantom Thread“ nochmal zusammenarbeiten. Zumal es wohl auch die letzte Zusammenarbeit bleiben wird, da Schauspieler Daniel Day-Lewis bekannt gab, sich bereits von der Schauspielerei zurückzuziehen.
Von der Thematik her allerdings kann der Film schon mal nicht mit „There Will Be Blood“ mithalten. Oder anders gesagt werden hier zumindest gänzlich andere Naturen angesprochen. Ging es damals um dreckiges Öl und raue Typen beschäftigt sich Daniel Day-Lewis Figur Reynolds Woodcock (was ein Name) nun mit Mode. Doch das ist irgendwie nur seine Nebenbeschäftigung, denn Hauptsächlich ist er der größte Kotzbrocken der rumläuft. Mit sichtlicher Freude lässt er hier den eingebildeten Pinsel raushängen, bei dem man beim Frühstück nicht zu laut kauen darf und auch sonst am besten nur dann ansprechen sollte wenn man gefragt wird. Nicht weiter verwunderlich das Woodcock bisher beim finden einer Frau fürs Leben so seine Probleme hat.
„The tea is going out; the interruption is staying right here with me”
Doch als dann Vicky Krieps Figur Alma in sein Leben tritt scheint alles zunächst besser zu sein als sonst. Doch von langer Dauer ist dieser Zustand dann doch nicht.
Die ersten 30-40 Minuten dieses 130 Minuten Werks fragt man sich schon immer wieder worum es in „Phantom Thread“ denn nun eigentlich geht. Daniel Day-Lewis flaniert von einem Set zum nächsten und lässt den Modeexperten und Schnösel raushängen. Das nutzt sich dann doch recht schnell ab. Zumal man stellenweise den Eindruck hat er versucht teilweise das Schauspiel von Christoph Waltz zu kopieren. Oder ist das Daniel Day-Lewis Markenzeichen und Waltz hat das von ihm kopiert? Da bin ich mir grad selbst nicht mehr sicher.
Auch wenn Alma in die Handlung tritt bessert sich die Ratlosigkeit noch nicht. Erst weit nach der 60 Minuten Marke fängt eine Art Spannungsbogen an. Der weiß auch zu gefallen und es entwickelt sich eine wirklich eigenartige, ja besondere Beziehung zwischen den beiden die im Finale dann auch recht gelungen auf die Spitze getrieben wird.
Jedoch kann man sich schon fragen wieso diese recht dünne Handlung derart viel Zeit benötigt. Manchmal könnte man den Eindruck haben der Film ist nur so lang weil so viel Soundtrack übrig war. Denn unentwegt klimpert in jeder Szene die Klavierlastige Musikuntermalung. Faktisch 90 Minuten des Films werden davon untermalt. Das wirkt mit der Zeit auch mal verstörend, man gewöhnt sich aber doch schneller dran als man denkt.
So richtig ernst nehmen kann man „Phantom Thread“ irgendwie nicht. Das schadet dem Film überraschenderweise allerdings nicht. Das fängt schon beim Namen der Hauptfigur an. Reynolds Woodcock. Das geht runter wie Öl. Immerhin schön zu lesen das der Name wohl wirklich als ein Scherz von Daniel Day-Lewis begann den Paul Thomas Anderson so lustig fand, dass er den Namen im Film unterbringen musste.
„Phantom Thread“ ist wohl kein Film der bei den Oscars groß abräumen wird. Aufgrund der Macher und der Schauspieler waren einige Nominierungen sicher und der Film ist trotz seiner Probleme überraschend gelungen, aber lange nachhallen wird er vermutlich nicht. Schade, als Abschlussfilm der beiden hatte man etwas mehr erwartet. So ist es dann nur:
Filmbewertung: 7/10
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