Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Originaltitel: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Martin McDonagh
Erscheinungstermin: Ab dem 25.01.2018 im Kino
Darsteller: Frances McDormand, Caleb Landry Jones, Kerry Condon, Sam Rockwell, Alejandro Barrios, Jason Redford, Darrell Britt-Gibson, Woody Harrelson, Abbie Cornish, Riya May Atwood, Peter Dinklage, Selah Atwood, Lucas Hedges, Zeljko Ivanek
Filmkritik: Nachdem Monate vergangen sind, ohne dass der Mörder ihrer Tochter ermittelt wurde, unternimmt Mildred Hayes (Frances McDormand) eine Aufsehen erregende Aktion. Sie bemalt drei Plakatwände an der Stadteinfahrt mit provozierenden Sprüchen, die an den städtischen Polizeichef, den ehrenwerten William Willoughby (Woody Harrelson), adressiert sind, um ihn zu zwingen, sich um den Fall zu kümmern. Als sich der stellvertretende Officer Dixon (Sam Rockwell), ein Muttersöhnchen mit Hang zur Gewalt, einmischt, verschärft sich der Konflikt zwischen Mildred und den Ordnungshütern des verschlafenen Städtchens nur noch weiter.
Einordnung der Werke von Martin McDonagh
Alle vier oder fünf Jahre macht Martin McDonagh also scheinbar einen neuen Film. Angefangen 2008 mit dem starken „In Bruges“ über den etwas schlechteren „Seven Psychopaths“ 2012 hin zum neusten Werk „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. Bei den Oscars war er bislang nur mit „In Bruges“ fürs Drehbuch vertreten. Das sollte sich nun ändern, denn „Three Billboards…“ hat bereits 4 Golden Globes gewonnen und schielt auch schon recht gierig auf die Oscar Nominierungen in ein paar Tagen.
Aber zurück zum eigentlichen Film. Nachdem die Handlung der ersten beiden Filme irgendwie nicht ganz von dieser Welt war, kommt „Three Billboards…“ etwas bodenständiger daher. Ein kleines Örtchen in den USA. Eine psychisch angeknackste Mutter und ein Polizeiapparat der nur aus unfähigen Rassisten zu bestehenden scheint.
In der ersten Hälfte lebt der Film davon, dass sich Mildred Hayes mit allem und jedem anlegt. Sie kackt der Polizei quasi permanent verbal auf den Tisch. Natürlich sind die Billboards der Stein des Anstoßes der das Fass zum überlaufen bringt. Ihr Ex-Mann (der nach der Trennung zur Trauerbewältigung mit einer 19 jährigen angebandelt hat) sollte ihr auch nicht krumm kommen. Selbst ihr eigener Sohn bekommt zu spüren, dass sie in einer sehr verletzlichen Phase ihres Lebens steckt. Aber will man ihr das krumm nehmen? Ihre Tochter wurde vergewaltigt, umgebracht und anschließend verbrannt. Und die Polizei hat bislang nichts fertig gebracht den Mörder zu schnappen. Nicht nur das, sie fallen auch unangenehm auf indem sie einen schwarzen in der Zelle verprügeln.
Der emotionale Rucksack ist vollgepackt
Generell bekommt man es in „Three Billboards…“ aber eigentlich nur mit emotional arg in Mitleidenschaft gezogenen Charakteren zu tun. Der Polizeichef hat Krebs im Endstadium und sein Deputy hat auch arge Probleme sein Leben in den Griff zu bekommen. Zu Beginn hat man gar den Eindruck, dass man hier wohl den depressivsten Film der letzten Jahre zu sehen bekommt, so ein Schlag ins Gesicht ist der ganze Beginn. Doch Autor Martin McDonagh schafft es, dass keiner der Charaktere in seiner festgefahrenen Rolle stecken bleiben muss und jeder auf seine Art und Weise eine Katharsis hat. Meist ist dies überraschend und hat auch Auswirkungen auf die anderen Charaktere. Zudem ist jederzeit auch ein Witz in der Nähe oder eine skurril anmutende Szene. Hier liegt ganz klar die Stärke des Films.
Doch im laufe der zwei Stunden hat man auch immer mal wieder den Eindruck das der Film hin und wieder etwas zu sehr dahin plätschert. Wo bei „In Bruges“ dann der faszinierende Score die Arbeit übernahm im Zusammenspiel mit den tollen Aufnahmen aus Brügge, kann nun der kleine Ort landschaftlich nicht so überzeugen. Auch der Soundtrack ist nicht wirklich etwas, was längere Zeit im Ohr bleibt.
Die weitere Entwicklung der Charaktere von McDormand und Harrelson überzeugt zudem viel mehr als das, was mit der Figur von Sam Rockwell passiert. Dies mag Geschmackssache sein, aber wirklich überraschend oder schockierend kann man es nicht bezeichnen.
Ähnlich wie in „In Bruges“ gibt es auch wieder eine Nebenhandlung mit einem Kleinwüchsigen, der diesmal von Peter Dinklage („Game of Thrones„) gespielt wird. War dies bei „In Bruges“ aufgrund der Storyline noch ziemlich skurril aber auch sehr passend, wirkt dies hier etwas aufgesetzt. Die Rolle hätte genau so gut ein anderer Schauspieler übernehmen können. Zumal mit seiner Figur auch nicht mehr viel am Ende gemacht wird.
Am Ende spürt man etwas Ratlosigkeit
So bleibt man dann nach den 116 Minuten etwas ratlos zurück. Das Ende ist auf jeden Fall überraschend, aber ist es auch befriedigend? Auch dies liegt wohl im Auge des Betrachters und mag jeder anders empfinden. Mir war die Geschichte am Ende teilweise nicht weit genug erzählt. Zwar hat jede Figur am Ende ihren Weg gefunden, aber manchmal war diese Weg auch etwas zu plump als das man dies am Ende dann voll akzeptieren würde. Man hat eher den Eindruck, dass es dem Autor schwer fiel ein abgerundetes Ende zu finden.
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist in vielen Belangen daher hinter „In Bruges“ einzuordnen und findet sich eher auf einer Ebene mit „Seven Psychopaths“ wieder. Wobei ein Vergleich mit den vorherigen Werken auch nicht einfach ist, da sie alle dann doch recht unterschiedlich daher kommen. Der Film bietet eine spannende Ausgangslage und eine richtig starke Frances McDormand die auf „Fargo“ Niveau agiert. Das schlägt sich allerdings darin nieder, dass die anderen Figuren merklich dahinter abfallen.
Filmbewertung: 7/10
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