Stephen King’s Der Dunkle Turm

Der Dunkle Turm
Originaltitel: The Dark Tower – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Nikolaj Arcel

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

Stimmen: Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor, Katheryn Winnick, Jackie Earle Haley, Fran Kranz, Abbey Lee, u.A.

Filmkritik: Es gibt so Filme, die bringen ihre Shit-Show gleich mit, ohne selber allzu viel falsch gemacht zu haben. „Oh nein, der Film dauert nur gut 90 Minuten!“ oder „Mist, warum ist der coole Revolvermann nun ein Schwarzer?“ und so weiter und so fort. „Der Dunkle Turm“ hat zudem das Problem, dass viel des internationalen Marketings absolut nicht repräsentativ ist für das eigentliche Werk. Abgesehen von einem Trailer bestehen die meisten Clips aus Actionszenen, grimmig dreinschauendem Idris Elba und grimmig dreinschauendem Matthew McConaughey. Was war gleich nochmal die Handlung?

In der eigentlichen Geschichte geht es um den jungen Jake, der nach dem Tod seines Vaters immer wieder Alpträume von einer fernen, apokalyptischen Welt hat. Dort will der Mann in Schwarz den Dunklen Turm einreißen und damit die Realität zerstören. Und der Einzige, der es mit diesem Schurken aufnehmen kann ist der mysteriöse Revolvermann. Zu seiner Überraschung muss Jake feststellen, dass all dies real ist. Denn er reißt in die Welt, die er in seinen Träume gesehen hat und lernt, dass er eine besondere Gabe hat und nur gemeinsam mit dem Revolvermann noch den dunklen Turm kann.

Unterhaltung ohne Zeitgeist-Schlenker

„Der Dunkle Turm“ ist einer jener Streifen, die ich persönlich direkt ins Herz geschlossen habe. Denn im Gegensatz zu anderen aktuellen Werken, sind hier klar die Bedrohung, die Helden und die Schurken charakterisiert. Es geht von A nach B zu C ohne unnötige Schlenker und der Streifen verschwendet nicht – wie so viele Werke momentan – seine Zeit mit unnötigen Nebenhandlungen. Wunderbar. Dazu kommt, dass die eigentlichen Darsteller großartig sind. Bei Elba und McConaughey ist das ja eigentlich klar, aber besonders Tom Taylor überrascht positiv. Sonst nerven Kinder ja schon einmal schnell in dieser Art von Film, aber nicht so bei diesem.

Dies führt zu einem weiteren interessanten Aspekt des Streifens. Denn als „Coming-of-Age“-Streifen behandelt er komplett das Erwachsenwerden eines Jungen, der auf der Suche ist nach einer männlichen Identifikationsfigur und gerade in der aktuellen „Political—Correctness“-Zeit ist es angenehm zu sehen, dass hier nicht Gewalt generell verdammt wird.

Coming-of-Age plus Fantasy-Horror-Sci-Fi

Inhaltlich fühlt sich das Geschehen an wie aus den 80er Jahren in die Jetztzeit transportiert. Der zurückgezogene künstlerische Jake ist zwar die emotional unsichere Hauptfigur, aber wenn ihm jemand seinen Zeichenblock wegnimmt, bekommt der Dieb erstmal einen satten Schlag verpasst. Auf seinem weiteren Weg muss nämlich Jake lernen sich und seine Fähigkeiten – das King-typische „Shining – zu trainieren. Dieser Weg erinnert vermehrt an andere 80er-Jahre-Klassiker, in denen eben Jugendliche über ihre eigenen Grenzen überwunden haben und über sich hinausgewachsen sind.

Passend dazu gibt es zwei Vaterfiguren für Jake in „Der Dunkle Turm“: Da ist der wortkarge Revolvermann Roland, der selbst viel verloren hat und sich erst nach und nach seinem neuen Begleiter öffnet. Roland schwankt auch zwischen seiner Suche nach Rache und seinem Wunsch weiter als Gesetzeshüter zu agieren, während um ihn herum alle Menschen sterben, für die er jemals etwas empfunden hat. Dies wiederum ist eine schöne Parallele zu Jake.
Dessen andere Vaterfigur ist der böse „Mann in Schwarz“, der eigentlich immer die Kontrolle behält, ein Cooles austreten hat und niemals Schwäche zeigt. Gleichzeitig ist er jedoch auch ein Sadist, der Menschen tötet, Frauen foltert und generell nur für seinen eigenen Vorteil lebt.

Kurz, knapp, pointiert – Der Dunkle Turm

Allein, dass man diese durchaus komplexe Coming-Of-Age-Geschichte mit einer interessanten Fantasy-Welt verbunden hat, ist schon einmal ein riesengroßer Pluspunkt. Dazu kommen noch tolle Designs, die Musik von Junkie XL und die paar nicht allzu großen, aber knackig-gut gefilmten Actionszenen. Ernsthaft, was will man mehr?
Zugegeben, hier und da hätte der Streifen noch ein paar Minuten länger dauern können. Aber hier ist das wichtige Wort „können“, denn es gibt nichts, was offen bleibt. Nichts, was durch die Präsentation unklar ist. Im Gegenteil sogar. Die Effizienz, mit welcher das Skript dem klassischen „Show, don’t tell“-Ansatz folgt, sollte als Beispiel für verschiedene andere Produktionen benutzt werden. Nein, wir brauchen nicht immer einen zwei Stunden plus Unterhaltungsfilm. 90 bis 100 Minuten sind perfekt, thank you very much!

Fazit: Was war das Erste, das ich gesagt habe, als der Abspann lief? „Ich liebe den Film. Ich wette, dass der floppt!“ und so steht es ja leider zu befürchten. Eigentlich ist „Der Dunkle Turm“ ein perfekter Streifen für erwachsene Väter, die King mögen und ihre 8 bis 14 jährigen Kinder – je nachdem – mit ins Kino nehmen wollen. „Der Dunkle Turm“ ist nämlich ein wortwörtlicher „Männerfilm“ für alle Altersklassen, der von der flotten Struktur und schnörkellosen Präsentation am ehesten an die 80er Jahre erinnert. Und das ist einfach toll! Filmbewertung: 8/10, wobei ich persönlich noch einen weiteren Sympathiepunkt draufrechnen würde.