Ich – Einfach unverbesserlich 3

Ich – Einfach unverbesserlich 3
Originaltitel: Despicable Me 3 – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Pierre Coffin und Kyle Balda,

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

Stimmen: Oliver Rohrbeck, Martina Hill, Joko Winterscheidt, u.A.

Filmkritik: Der erste Teil der „Ich – Einfach unverbesserlich“-Reihe hat das „Minion-Syndrom“ in die Familienfilme einfallen lassen. Von nun an gab es in jedem zweitklassigen Animationsstreifen irgendeine ähnliche Sorte knuddeliger Kauderwelsch-Brabbler, die irgendwie irgendwas Lustiges gemacht haben. Dabei war eigentlich das Herz der Reihe die unorthodoxe Grundgeschichte rund um einen Kerl, den Superschurken Gru, der sich um drei kleine Mädchen kümmern muss.

Soweit die Idee, aber nachdem Nummer 2 dann eine Freundin für Gru ins Feld geführt hat, kommt nun der dritte Streich mit dem ollen Klischee des bislang vergessenen Zwillingsbruders daher. Positiv halten muss man dem Werk, dass es jetzt überraschend unaufgeregt mit der Bruder-Sache umgeht und dort zumindest ein paar nett gefühlige Elemente einbaut. Aber das war es dann schon, der Rest ist Schema S. S wie „Scheiß drauf!“.

Wenn die erste Sequenz eine der besten Sequenzen des Films ist…

Innovation der Marke „Scheiß drauf!“

Denn irgendwie kann man die absolute Unengagiertheit gut darauf zurückrechnen. „Hey, irgendwie haben wir keinerlei Zeug für die Töchter zu tun?“ – „Gib der Kleinsten irgend einen Gag über flauschige Ponies, das zieht immer. Und zum Rest? Scheiß drauf!“
„Jo, die tollpatschige aber ganz coole Freundin aus Teil 2, was macht die jetzt eigentlich?“ –„Öh … Irgendwas mit Mutter sein. Drei Slapstickszenen, zwei Botschaft-Szenen-Momente, fertig. Scheiß drauf!“
„Ach, wir haben ganz die Minions vergessen, was machen wir denn da?“ -„Scheiß drauf! Die hören bei Gru auf, wir machen irgendwas für ein paar Cut-Away-Gags und am Ende sind sie wieder da. Fertig. Abendessen jetzt!

Aus eins mach zwei: Nein, hier geht es nicht um Gru, sondern um die Hoffnungen für das Einspielergebnis!

Die 80er sind zurück

Der Großteil der ziemlich knappen Handlung fokussiert sich auf Gru, seinen Zwillingsbruder Dru und den Schurken, der dieses Mal als wandelndes 80er-Jahre-Klischee verbal von Joko Winterscheidt in der deutschen Synchro versaut werden darf. Wenn man alleine mal die paar sprachlichen Momente mit ihm aus dem O-Ton-Trailer hört – dort gesprochen von Trey „South Park“ Parker – bekommt man Tränen in den Augen.
Aber wenigstens vernichtet das nicht auch die zahlreichen visuellen Gags, die mit so einem 80er-Jahre-Verrückten kommen. Die sind zumindest nette Hingucker, wie auch der Soundtrack voller Klassiker aus jenem Jahrzehnt immer wieder gefällig in den Ohren liegt, ebenso kann sich das einmal mehr gut gemachte 3D sehen lassen. Aber ohnehin scheinen beinahe nur noch Familienfilme die Fahne von unterhaltsamen 3D-Effekten weiterhin am Leben zu halten.

Auch hier: Erste Sequenz und gleich eine der besten des Films …

Hibbel, dibbel, wibbel – Kinder-Kino-Allerlei

Nachdem bereits der zweite Teil eine große Spur „aktiver“ war als de Erstling könnte man nun fast das Vorspiel vollenden und den aktuellen Film durchaus als „hyperaktiv“ beschreiben. Hatte sich bislang die Serie immer mal wieder die Zeit genommen, um einen gefühlvollen Moment einzubauen, so werden selbst die – nicht immer, aber meistens – im Schnelldurchlauf abgehandelt. So dass man auch ja den nächsten Minion- oder Chaos-Gag schnell einbinden kann. Nicht, dass die Kinder noch komplett alleingelassen werden mit ihrer wahrscheinlich fatalistischen Weltsicht, wenn nicht alle drei Sekunden irgendwas auf der Leinwand piepst, rumpelt oder pupst.
Im Gegensatz von so ausgewachsenen Ritalin-Empfängern wie der „Hotel Transsylvanien“-Reihe ist „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ noch etwas verhalten mit der Ruckel-Zuckel-Spastik, aber auch hier zeigt er sich, der drohende und allumfassende „Zeitgeist“. … wenn man denn die konsequente Angst vor der Ruhe in Kinderfilmen so nennen will. Gerade als Ausgleich für eine überdrehte Welt wäre ein etwas ruhigerer Familienfilm mal wieder sehenswert. Aber hey, was weiß ich schon? Vielleicht steigert das ADHS-Kino ja auch im Endeffekt die Aufmerksamkeit der kleinen Racker. Dazu sollte man auf jeden Fall mal eine Untersuchung erstellen …

„Was, wir bringen immer noch Bilder aus der ersten Szene? Öh, ok, was solls. Die rockt!“

Fazit: Tja, „Ich – Einfach Unverbesserlich 3“ ist … nett geworden. Durchaus nett. Persönlich fände ich den O-Ton sicherlich noch etwas besser, denn der von Circuskind Joko gespielte Schurke verliert in der deutschen Fassung schon ein paar Coolheits-Punkte, aber was solls? Um wieder zum Ausgangsthema zurückzukommen: „Scheiß drauf!“ Wenn die kleinen Racker mal für genau 90 Minuten mit Popcorn, Süßgetränken und viel Krachbumm ruhiggestellt werden – und vielleicht noch etwas lernene sollen: „Ich – Einfach Unverbesserlich 3“ ist – im Gegensatz zu manch anderem Machwerk dieser Tage – durchaus noch halbwegs zu verkraften. Manche Sequenzen sind sogar überraschend witzig und hübsch gemacht, der Soundtrack beglückt mit schönen Retro-Songs und auch als Erwachsener hat man hier genug zu lachen, um die Zeit locker und schmerzfrei abzusitzen. Deshalb gibt es einfach mal die leicht überdurchschnittliche Filmbewertung: 6/10