Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

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Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Originaltitel: Fantastic beasts and where to find them – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: David Yates

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

Darsteller: Ezra Miller, Eddie Redmayne, Colin Farrell, Zoë Kravitz, Jon Voight, Ron Perlman, Gemma Chan , Katherine Waterston, Samantha Morton, Carmen Ejogo, Dan Fogler, Kamil Lemieszewski, u.A.

Filmkritik: Die Harry-Potter-Reihe geht weiter! Mit einem Prequel! Wobei … Nicht so wirklich. Eigentlich nicht, nein. Und das ist gut so! Die von J.K. Rowling geschriebene Geschichte „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ spielt nicht in England, nicht in der Jetztzeit und enthält eigentlich keine bekannten Figuren. Angesiedelt im New York der 30er Jahre verschlägt es nämlich den jungen Magie-Tierforscher Newt Scamander in den Big Apple. Doch leider entwischen ihm ein paar seiner Kreaturen und dass parallel dazu die Stadt im Würgegriff von magischem Terrorismus ist, macht die Sache nicht gerade besser …

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Phantastische Unterhaltung zum Staunen

Schnell wird ein neues Figurenquartett eingeführt. Neben dem zurückgezogenen Forscher Scamander, der einzig bei seinen Tieren aufblüht, gibt es die ebenfalls etwas scheue Ermittlerin des Magie-Ministeriums, deren gedankenlesende und quirlige Schwester sowie den eigentlichen Star des Films: den nichtmagischen Jacob Kowalski, großartig gespielt von Dan Fogler, der anscheinend deutlich mehr kann, als in zotigen Komödien den fetten Sidekick-Freund zu geben.

Die Figuren fühlen sich bei den „Phantastischen Tierwesen“ genauso lebendig an wie die titelgebenden Geschöpfe, die in zahlreichen Farben, Formen und Größen auftauchen. Scamanders Jagd nach ihnen füllt auch gut zwei Drittel des Geschehens und alle Momente aus diesem Handlungsstrang sind, um dann doch mal einen Wortwitz reinzubringen, absolut magisch.
Während Kowalski in die Welt der Zauberei eintaucht und auf charmante Weise als Avatar für die Zuschauer fungiert, gibt es aber eben noch den zweiten Teil des Films, rund um den schurkischen Grindlewald, der will, dass die Magier sich nicht mehr verstecken müssen. Im Film ist relativ schnell klar, dass Colin Farrell auch gerne eine Revolution hätte, um nicht mehr in den Schatten zu leben. Aber …

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Phantastische Düsternis … für die Kleinen?!?

So weit, so gut. All das wird vermengt mit einer puritanischen Wahnsinnigen, die (zu Recht) denkt, dass all die Vorkommnisse in New York Hexenwerk sind und die ihre Adoptivkinder bis in die völlige Verstörtheit prügelt. Auch das Magie-Ministerium ist etwas heftiger drauf und hat manche Gepflogenheiten, die definitiv zu düster sind für die hierzulande extrem niedrige Freigabe ab 6. Kinderverstörung leicht gemacht.
Es ist nicht so, dass jene Elemente nicht gut in die Handlung eingearbeitet wären, aber es ist sicherlich einer der absolut düstersten Streifen aus dem Harry-Potter-Universum. Was allerdings das große Problem des Films ist, ist die Tatsache, dass die eigentliche „Magische Terrorismus“-Sache sich nur selten mit der „Magische Tierwesen fangen“-Aufgabe kreuzt. Bis schließlich beide Handlungsstränge vollkommen eins werden, ist das Werk schon kurz davor zum Finale überzugehen.

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Phantastischer Franchisestart?!?

Obendrauf gibt es noch verschiedene Elemente, die ganz klar als Fährte für weitere Fortsetzung dieser Arbeit ausgestreut wurden. Besonders ein überraschender Gastaufritt im Finale wirkt eher wie ein lebendiges „to be continued …“-Schild. Das alles sind schließlich keine Fährten mehr, sondern eher Bahngleise, über welche die „Phantastische Tierwesen“ immer mal wieder stolpern, ohne jedoch allzu sehr aus dem Gleichgewicht zu kommen.
Relativ episodenhaft wirken so die ersten zwei Drittel des Geschehens, bevor das Ganze relativ flott zu einem in sich abgerundeten Schluss kommt. Und, ja, ich bin auf jeden Teil für einen oder fünf weitere Teile mit dabei, denn besonders die zwischenmenschlichen Elemente sind es, die einen nach dem Ende des Films noch länger begleiten werden. So putzig die verschiedenen Tierwesen schon sind, der süßen Liebesgeschichte zwischen Dan Foglers Kowalsi und Katherine Waterstons hellseherischer Queenie Goldstein. Obwohl … die grünen kleinen Pflanzen-Laub-Irgendwas-Kreaturen kommen schon nah ran!

Eine kurze Sache zur Einsteigerfreundlichkeit des Werks: Auch komplette Neulinge werden mit Sicherheit keine Probleme haben der Handlung zu folgen. Zwar werden hier und da eine Hand voll Anspielung gemacht, aber niemd braucht vor der Sichtung der „Phantastischen Tierwesen“ einen Harry-Potter-Marathon mit allen acht Filmen. Wenn es einen Mehrwert für Fans gibt, dann vor allem jenen, dass hier nicht nur gezeigt wird, wie die magische Welt in New York, sondern darüberhinaus eben während der 30er Jahre aussah. (Denn es bleibt zu hoffen, dass so manche fragwürdige Praktiken des amerikanischen Zauberministeriums im 21. Jahrhundert etwas anders ablaufen, als noch zur Zeit der „Phantastischen Tierwesen.)
Ansonsten werden zeitgeschichtlich bestimmt etliche Zuschauer einen Bezug zwischen bestimmten Nebenfiguren und dem vor kurzem gewählten Präsidenten Trump herstellen. Ob das nun so gewollt ist oder nicht – J.K. Rowling hat ja vehement gegen jenen Kandidaten in den sozialen Netzwerken Stellung bezogen – Interessant sind diese Aspekte auf jeden Fall. Und glücklicherweise neben sie nicht Überhand, sondern sind schlicht ein weiteres Element der Handlung, das nach der Sichtung durchaus Diskussionen anregen kann.

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Fazit: Ein etwas unebener Streifen, der aber innerhalb seiner des Öfteren bruchstückhaften Struktur viele zauberhafte Momente bereithält. Als Start in eine neue Serie hat Regisseur David Yates hier tolle Bilder, aber einen etwas wackeligen Inhalt abgeliefert, den man aber trotz – oder gerade weil – seiner kleinen Fehler direkt ins Herz schließen kann. Eigentlich würde ich ja aufgrund der extrem charmanten Darsteller gerne noch einen Punkt mehr geben, aber so mehr oder weniger objektiv gibt es im Endeffekt die

Filmbewertung: 7/10