Hyena Road

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Hyena Road
Originaltitel: Hyena Road – Erscheinungsjahr: 2015 – Regie: Paul Gross

Darsteller: Paul Gross, Rossif Sutherland, Allan Hawco, Clark Johnson, Jennifer Pudavick, David Richmond-Peck, Christine Horne, Nabil Elouahabi, Karl Campbell, Darren Felbel, Aqqalu Meekis, Nikki Duval, u.A.

Filmkritik: Amerikanische Filme über den Krieg in Afghanistan gibt es ja wie Sand am Meer. Nun existiert mit „Hyena Road“ aber auch eine kanadische Variation des Ganzen. Dabei laufen zweieinhalb Handlungen rund um den Bau der titelgebenden „Hyena Road“ ab.

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„Derbe Späße auf 6 Uhr, Sir!“

Die beste davon handelt von einem Nachrichten-Offizier, der mit einem einheimischen Informanten befreundet ist und immer versucht den örtlichen Terroristen einen Schritt voraus zu sein. Das charmante Miteinander der zwei so ungleichen Kameraden und die stetige Suche nach Intel machen diesen Aspekt der Geschichte interessant. Auch wenn leider die Figuren nicht so dreidimensional sind, wie es schön wäre, so haben doch zumindest diese beiden Charaktere die meisten Eigenheiten und unterschiedlichen Ansätze, um den Zuschauer zu fesseln.

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„Ich bin schwanger und glücklich, Schatz. Was ist mit dir?“ -„Ich muss jetzt zu einem hochgradig gefährlichen Einsatz!“

Bei der zweiten Handlung stößt das Werk da aber leider an seine Grenzen. Die so kurz wie uninteressant eingeführten Figuren können in „Bartträger“, „Kumpel“, „Schwarzer“ und „Haupt-Typ, der verliebt ist in eine Mit-Soldatin, die nachher schwanger wird und ihm einen Handjob vor einer wichtigen Mission gibt, was in dieser Art von Streifen einem Todesurteil gleich kommt“ aufgeteilt werden. Wer diese Menschen sind, darauf wird kaum eingegangen. „Kumpel“ etwa hat vor allem die Funktion falsch zu liegen und dem Zuschauer dank Stripfreudiger Herzensdame am Laptop ein paar Miederwaren zu präsentieren.
Die sich zuspitzende Dramatik des Geschehens plätschert leider wegen der Charakterlosigkeit der Protagonisten vor sich hin. Der ohnehin mit 115 Minuten relativ lange Film hätte wohl entweder mehr Fokussierung, oder eben doch eine noch epischere Laufzeit gebraucht, um mehr Aspekte unterzubringen. Oder ein besseres Drehbuch. Das könnte natürlich auch der Fall sein.

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Hodenkrebs-Vorsorge-Untersuchung – Canadian-Army-Style

Die „halbe“ Handlung verbindet schließlich als roter Faden all die Elemente. Ein mysteriöser Mann, der bereits am Anfang des Werks auftaucht und der charakterlosen Truppe das Leben rettet, ist wiederum ein Pluspunkt der „Hyena Road“. Theoretisch. Diese eigentliche faszinierende Figur fällt nämlich im Endeffekt in die gleiche Schiene wie fast alle anderen: Irgendwie interessant, aber das Werk liefert einfach keine weiteren Sachen nach. Die Entwicklungen rund um den „Geist“ genannten Mann verlaufen am Ende im Sand, was auch irgendwie klar ist, denn in Afghanistan gibt es eben ziemlich viel davon.

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„Was geht denn in diesem Review schon wieder ab? Und warum schaut der Typ hinter uns eigentlich so komisch? Wird das hier etwa zu ‚The Devil’s Tomb‘?!? Allah schütze uns davor!“

Die Action ist derweil auf demselben, leicht durchschnittlichen Level. Des Öfteren nervt zwar die aktuell „realistische“ Kameraführung bei ruhigen Szenen, was so viel heißt wie: Immer leichter Seegang, selbst bei Dialogszenen. Wunderbar. (Das war ironisch gemeint.)
Die Krawall- und Schießerei-Momente schlagen in die gleiche Kerbe: Etwas zu schnell und wackelig gemacht um ein klarer Sieger zu sein, aber zumindest ist die Geographie der verschiedenen Set-Pieces klar. Dabei gibt es ein paar blutige Einschüssen und angedeutete heftigere Momente, was aber schlicht Genre-Standard ist.
Positiv ist auch, dass oftmals – nicht immer, aber eben des Öfteren – die Intensität des Geschehens gut umgesetzt wird. Ob es nun bei einer Autobombe oder bei einem Feuergefecht ist. Meist sind die kurzen Momente bei „Hyena Road“ die besten. Jene Situationen, in denen sich der Streifen auf die Verarbeitung des plötzlichen Terror-Angriffes fokussiert und nicht eine der längeren Actionsequenzen präsentiert. Diese kurzen, heftigen Einschübe wirken angenehm realistisch und sind die Highlights in Sachen Sachen „Mittendrin-Gefühl“.

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„Hi, ich bin der interessanteste Charakter in diesem Film und sitze eigentlich die ganze Zeit nur quatschend rum. Aber gut gespielt und mit viel Charisma. Jawohl, Sir!“

Im meilenweit vorhersehbaren „dramatischen“ Finale bangt der Zuschauer dann viel eher um die Entscheidungen des Nachrichten-Offiziers in der Kommando-Zentrale, als um die langweiligen Leutchen im Einsatz. Ein letzter Augenblick zwischen „Handjob“-Guy und dem „Geist“ ist wiederum sympathisch, aber dann ist „Hyena Road“ auch schon wieder zu Ende.

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Der Streifen hat durchaus etliche schöne (Landschafts-)Aufnahmen zu bieten, wenn der Kameramann nicht gerade an seinem Parkinson-Problem leidet.

Das Fazit ist klar: „Hyena Road“ ist definitiv davon entfernt ein Knaller zu sein, aber noch weiter weg von einem Totalverlust. Wer Kriegsfilme mag, der kann und sollte ruhig einen Blick auf diese kanadische Alternative zum amerikanischen Patriotismus greifen und wird mit Sicherheit gut unterhalten.
Nur noch einmal zur Erinnerung: Die  Filmbewertung: 6/10 ist leicht überdurchschnittlich. Wie eben auch Paul Gross Kriegsdrama. Aber man sollte eben keine neuen Erkenntnisse erwarten und schon durchaus Fan dieser Kategorie von Film sein. „Hyena Road“ ist ein solides Actiondrama mit interessanten Ansätzen, welches leider bei der Ausdefinierung seiner Figuren und der generellen Ausführung eben jener Ansätze deutlichen Nachholbedarf hat.

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Die „Hyena Road“ ist eine Straße quer durch eine stark von Extremisten bewohnte Zone in Afghanistan. Hat irgendjemand etwas anderes erwartet, als einen regelrecht mit Scharfschützen und Minen gepflasterten Todespfad?!?

Die DVD zur Rezension wurde uns freundlicherweise von ASCOT ELITE zur Verfügung gestellt. Danke, Leute!
Seit Ende April kann man den Streifen auf DVD und natürlich auch Blu-Ray kaufen. Beide haben den Trailer und eine Trailershow im Bonusmaterial. Deutscher und englischer Ton ist ebenso vorhanden wie ein Schuber. Eine hübsch aufgemachte „Standard“-Veröffentlichung. Aber diese Art von gut umgesetzten „normalen“ Edition ist bei ASCOT ELITE ja eh eigentlich immer gegeben.