Android – Der Android

Der Android
Originaltitel: Android – Erscheinungsjahr: 1982 – Regie: Aaron Lipstadt



Darsteller:
Klaus Kinski, Brie Howard, Don Keith Opper, Norbert Weisser, Kendra Kirchner, Crofton Hardester

Filmkritik: Es gibt wohl kaum einen Filmfan der sich nicht gerne mal einen Film mit Klaus Kinski ansieht. Der krankhafte Choleriker machte zwar vor allem durch seine Interviews auf sich aufmerksam, aber er hat doch die eine oder andere Filmrolle extrem geprägt. Zwar hat er das Filmemachen nie als Kunst sondern nur als Mittel zum Zweck angesehen und so auch in jeder Menge schlechten Filmen mitgespielt, aber auch abgesehen von seinen Top-Filmen wie „Aguirre“ oder „Fitzcarraldo“ gibt es eine Handvoll Filme bei denen sich eine Sichtung lohnt. Einer davon ist „Android“.

Eine Raumstation irgendwo im All. Dr. Daniel (Klaus Kinski) ist Forscher und Wissenschaftler und hat vor kurzem seinen ersten Androiden erschaffen, Max (Don Keith Opper). Doch nach einiger Zeit droht Max in Verhaltensmuster des München-Syndroms zu verfallen. Befehlsverweigerung, eigene Gedanken und eigene Entscheidungen. Aus diesem Grund arbeitet Dr. Daniel bereits an einem Nachfolgemodell, was zudem nicht die Form eines Mannes hat sondern einer Frau.
Doch Daniels Forschungen werden Jäh gestört, als ein Trio Gangster an der Raumstation andockt. Grad frisch aus einem Raumknast ausgebrochen sind sie auf dem Weg zur Erde, müssen aber zuvor ihr beschädigtes Raumschiff reparieren. Max kümmert sich um die Gangster und verliebt sich zudem in die Verbrecherin Maggie (Brie Howard). Doch ihre Brutalen Kameraden haben da noch ein Wörtchen mit zu reden…

Zugegeben, die erste Hälfte von „Android“ kommt dann doch als kleines Trashfest daher, vor allem weil man arge Probleme hat den Film einzuordnen. Die 3 Ausbrecher spielen nicht besonders überzeugend, benehmen sich unglaublich auffällig und haben Namen wie Günther Striker. Nicht sehr glaubwürdig und eher unabsichtlich witzig.

Hier punktet im Grunde vor allem Klaus Kinski mit seinem unnachahmlichen Schauspiel. Ihn zu durchschauen hat wohl nie jemand geschafft und auch in „Android“ scheint er dadurch perfekt als Besetzung des verschrobenen Dr. Daniel. Zwar riecht man den Twist um ihn schon recht früh und dieser ist dadurch im Finale keine große Überraschung, aber wie er sich im Film gibt ist einfach faszinierend. Unnahbar, verschroben und stoisch. Einfach Kinski.
Auch Android Max findet die letzten 30 Minuten zu sich und gibt ein tolles Schauspiel ab. Der Film schlägt Brücken zu „Metropolis“, erinnert auch ein wenig an die klassische Geschichte von „Frankenstein“ und bekommt in der letzten Hälfte einen erfreulich seriösen Anstrich, der den Zuschauer fesseln kann.

„Android“ ist kein Top-Film. Dadurch weiß der Film zu lange nicht wo er hin will. Die ersten 30,40 Minuten plätschert der Film ohne nennenswerte Ereignisse vor sich hin. „Android“ hält sich in dieser Zeit alle Möglichkeiten offen, bewegt sich stellenweise in 3 Richtungen gleichzeitig um dann alles zunächst wieder fallen zu lassen.
Einzig der Werdegang von Max treibt den Film in dieser Phase entschieden voran. Wie er eigenhändig beschließt sich auf die Seite der Verbrecher zu schlagen, da ihn sein Erbauer gegen ein neues Modell ausrangieren will, fasziniert.

Auch wenn man sich während der Sichtung mehrmals fragt, worauf die Macher eigentlich hinauswollen, strahlt der Film eine seltsame Faszination aus. Das Schauspiel von Don Keith Opper, das man zunächst belächelt hat, zum einen wegen seinem offensichtlich peinlichen Aussehen als auch seinem unkoordiniert wirkenden Gehabe, wandelt sich derart, das einen die Figur nach dem Abspann nicht direkt aus dem Kopf geht. Sci-Fi Fans mit leichtem Hang zum Trash (um die lange Anlaufphase zu überstehen) und Fand von Klaus Kinski sollten dem Film definitiv eine Chance geben.

Filmbewertung: 7/10