96 Hours – Taken 2

96 Hours – Taken 2
Originaltitel: Taken 2  – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Olivier Megaton



Darsteller:
Liam Neeson, Maggie Grace, Famke Janssen, Rade Serbedzija, Leland Orser, Luke Grimes, Luenell, Laura Bryce, Kevork Malikyan, Aclan Bates, Jon Gries u.A.

 

Filmkritik: Reden wir doch, bevor wir zu der weniger positiven Fortsetzung von „Taken“ kommen, doch erst einmal kurz über die Möglichkeiten, die einem solch ein Review bietet. Ganz oben steht natürlich die Möglichkeit, nein, sogar die Aufgabe, dass der Leser nachher sowohl eine informative Kritik zu lesen bekommt, als auch diese für sich persönlich auf seinen Geschmack hin interpretieren kann.
Wenn man also etwa gerade ein negatives Review zu einem Michael Bay-Film liest, bei dem dessen brachialen Actionszenen wenig gewertet werden, aber dafür die schriftlichen Daumenschrauben beim Sexismus, Militarismus und Imgegenlichtfilmismus angesetzt werden, so zeigt dies dem werten Leser nicht nur, dass all diese sattsam bekannten Elemente vorkommen, sondern auch wie man die negative Wertung des Schreiberlings einzuschätzen hat, der sich da bei Koksnase Michael immer noch über dessen seit nun mehr über zehn Jahren vorkommenden Stilmittel aufregt, als seien sie gerade aus dem Nichts gekommen.

Neben diesen Punkten gibt es ebenfalls noch die Möglichkeit zu unterhalten, schließlich soll neben den Informationen auch etwas Spaß geliefert werden, der im besten Falle den Leser begierig auf den nächsten Absatz macht. Und wahrscheinlich gibt es auch noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, aber die seien für ein späteres Review aufgehoben, denn nach diesem eigentlich etwas unnützen Umweg ist nun die Frage: „Was hat das mit ‚Taken 2’ zu tun?“

„Ich habe keine Lust mehr auf das alles hier!“

sagt Liam Neeson im Finale des Streifens zu einem der Gangster und ja, wir hier beim Moviegeek sind uns nicht zu schade genau dieses einfach zu nutzende Vorlage direkt auszunutzen, denn bei aller Gehässigkeit und Liebe zum bösen Wortspiel, so trifft sie doch leider beim Inhalt den Nagel komplett auf den Kopf.

Und ohne jetzt noch einmal lang bezüglich des Vorgängers auszuholen, zitiere ich mir mal den letzten Satz, nein, die letzten beiden Sätze, aus dessen Besprechung: "’Taken’ ist auf jeden Fall eine klare Empfehlung für alle die noch wissen was mit ‚Seagal Rache-Thriller der 80er’ gemeint ist! Schönes Ding!“ Tja. Mit dem ersten Satz war, man erinnere sich an die Einleitung, dann das mit der Einschätzung bezüglich des Reviewers klar und ohne jetzt das Selbe noch einmal zu schreiben, wird jener an dieser Stelle schlicht noch einmal unterstrichen. Den zweiten Satz, das mit dem „schönen Ding“ können wir hier aber leider nicht mehr so ganz gebrauchen, es scheint nämlich, dass bereits beim zweiten Einsatz von Liam Neeson in seiner Charles Bronson-Gedächtnisrolle die Luft ziemlich raus ist.

Nachdem Olivier Megaton schon einen ziemlich lahmen Transporter 3 abgeliefert hat, darf er nun wohl auch das „Taken“-Franchise zu Grabe tragen. (Außer auch hier kommt noch einmal eine Fernsehserie hinterher.) Ließ der Trailer noch eine übertriebene aber rasante „das Gleiche passiert dem gleichen Typen zum zweiten Mal“-Chose erwarten, so pendelt leider das eigentliche Geschehen ständig zwischen unmotiviert und ungeschickt. Die Story dabei ist denkbar einfach:

All die Leute die von Neesons Charakter in Teil 1  platt gemacht wurden haben natürlich Angehörige, dass sind auch Gangster und der Vater desjenigen, den Bad Boy Liam „damals“ auf seinem handgemachten „elektrischen Stuhl“ hat verrecken lassen, organisiert nun seinerseits eine Rache-Aktion. „Wir werden nicht eher ruhen, bevor sein Blut auf diesen Gräbern vergossen ist!“ Tja, Spoiler-Alarm, so weit kommt es nicht, auch wenn zurest Neeson samt Frau (wieder gespielt von Famke Janssen) entführt werden, nur damit das Töchterchen unter Daddys telefonischer Anleitung kurz mal helfen darf, bevor schließlich sie und abschließend die Dame des Hauses wieder gerettet werden. The End.

 „Schatz, wirf eine Granate, durch die Explosion kann ich anpeilen wo ich mich befinde!“

Sätze wie dieser sind es dann, die ab und zu auch Spaß bei der Fortsetzung aufkommen lassen. Davon abgesehen sind weitere Sprüche wie „Daddy, erschieß bitte diesen Freund nicht, ich mag ihn wirklich!“ oder „Du musst anhalten, da sind Cops!!!“ –„Ich kann nicht anhalten, ich habe gerade einen Cop erschossen!“ natürlich immer ziemliche Spaßgaranten bei den Freunden von unanspruchsvollem Krawallkino. Sonderlich mehr wird leider auch nicht aus dem Geschehen gemacht. War der Erstling noch zum großen Teil effektives Spannungskino mit klarer Struktur, so zerfällt beim Teil 2 die Handlung in beinahe drei verschiedene Missionen, wobei zwischendurch sogar einige Nebenhandlungen angerissen werden, welche kaum weitergesponnen werden oder gar komplett unaufgelöst aus dem Film verschwinden.
Bösewichte, die sich extra blöd benehmen um auch ja manch erzwungene Handlungsrichtung oder manch eine etwas unmotiviertere Actionszene zu ermöglichen, kommen dann noch obendrauf. Im Gegensatz zu der weit verzweigten Bedrohung in Form der Menschenhändlermafia in Teil 1 sind die Fieslinge hier sogar noch, was vielleicht mit das Schlimmste ist, sogar ziemlich blass und uncharismatisch.

Und leider ist die Action dabei auch nicht mehr so knackig gefilmt wie noch im Erstling, wobei sich hier wahrscheinlich zusätzlich ein weiterer, ganz dicker Minuspunkt für die hiesige Kinoveröffentlichung abzeichnet: Die Filmfassung!
Abgesehen von den atmosphärischen Verfolgungsmomenten in Istanbul sind nämlich die Kämpfe und Ballereien überraschend bieder und manches Mal gar stocksteif ausgefallen, was aber möglicherweise durch Schnitte für ein PG-13-Rating wahrlich nicht besser gemacht wurde.

„Welche Version läuft eigentlich? Die amerikanische PG-13 oder die ungeschnittene?“ –„Ach, es gibt zwei Fassungen?“

Das war dann leider der wenig informative Austausch mit den Verantwortlichen während der Pressevorstellung. So gab es eine ganze Latte von Jumpcuts in zahlreichen Actionszenen und einige davon waren gar so extrem, dass hier entweder ein komplett unfähiger Cutter am Werk war, oder eben leider im Gegensatz zum Erstling hierzulande nur die gleiche geschnittene Fassung wie in Amerika läuft. Und, ganz im Ernst? Hoffentlich läuft die PG-13-Version, denn das lässt noch Hoffnung auf eine später erscheinende, in den Actionszenen (deutlich) verbesserte Fassung hoffen. Sollte die im Kino laufende Variante wirklich die „ungeschnittene Endversion“ sein, dürfte der Verantwortliche Cutter im besten Falle in der heimischen Küche nicht mal mehr Möhren. Zu groß die Gefahr, dass er sich selbst die Hände aus Versehen abschneidet. Aber vielleicht ist dies ja auch schon geschehen und wiederum die Erklärung für den mangelhaften Schnitt?

Am Ende kann man so also sagen, dass wenn man an typischen Teil 2-Klischees der Marke „Alles noch mal wie gehabt!“-Spaß hat und unbedingt mal wieder einen Actionthriller im Kino sehen muss(!), so kann man sich, falls man das Geld hat, ins Kino bemühen, sollte dem allerdings nicht so sein, ist jetzt erst einmal das Fazit: Warten, bis der Streifen auf DVD erscheint (und dann hoffentlich auch länger ist in den Actionszenen). Qualitativ vergleichbar kann man gerne zu einem der zahlreichen DTV-Streifen des werten Herrn Steven Seagal. Oder zu den Klassikern des werten Herrn Bronson. Oder schlicht und ergreifend noch mal zu Teil 1.

Filmbewertung: 5/10

P.S.: Es ist sehr wahrscheinlich, dass spätestens zur DVD-Veröffentlichung hier noch ein weiteres Review oder zumindest ein Update erscheint und vielleicht dann die Punktebewertung doch noch etwas (nach oben?) korrigiert.

UPDATE zur Fassungsfrage:

Ja, so schnell kann es gehen. Anstatt den eigentlichen Artikel zu bearbeiten, nun eine Richtigstellung zu einer oben falsch genannten Sache: Von „Taken 2“ gibt es weltweit in den Kinos anscheinend NUR die PG-13-Fassung, welche auch in Amerika in den Kinos läuft. Der Film soll bereits während der Produktion auf dieses zahmere Rating ausgelegt worden sein, wobei dies nichts daran ändert, dass manch eine Actionszene im Schnitt sehr abgehakt wirkt und immer noch stark davon ausgegangen werden darf, dass es nachher eine „Unrated“-Fassung im Heimkino-Bereich geben wird. Allerdings ist es schon erschreckend, dass bei manch extrem holpriger Stelle, so wie sie jetzt nun eben leider in der Kinofassung vorhanden ist, nicht auf Alternativmaterial oder ähnliches zurückgegriffen wurde, um mögliche Jump-Cuts oder merkwürdig abrupte Anschlüsse auszubügeln.
Man darf also gespannt sein, was später noch alles folgt, so wie der Film jetzt ist bleibt erst einmal die Filmbewertung 5 von 10 Punkten bestehen, auch wenn gerade bedingt durch das Vorhandensein einer einzigen Schnittfassung beinahe ein Punkt abgezogen werden müsste wegen den Momenten, die den Zuschauer einfach mit einem Fragezeichen im Hinterkopf während den Actionszenen aus dem Fluss des Geschehens reißen. All dies ist noch ein weiterer Punkt, wegen dem man am besten einfach die Blu-Ray/DVD-Veröffentlichung abwarten sollte…

C4rter versuchts auch noch mit dem Nachfolger (in der "Unrated" und "Extended"):
Im Großen und Ganzen kann ich mich auch hier erneut meinem Kollegen anschließen. "Taken 2" bleibt leider in praktisch allen Bereichen hinter seinem richtig starken Erstling zurück. Megaton untermauert erneut das sein Name nicht dafür steht wofür man es denken könnte, dabei wäre der Name für jemanden der richtig tolle Actionfilme inszeniert doch einfach perfekt oder? Leider kann er es nicht.
Doch wollen wir "Taken 2" auch nicht schlechter machen als er ist. Der Film hat ein ordentliches Tempo, einiges an Action die allerdings recht verwackelt daherkommt und eine sehr simple und aus den Fingern gesogene Story, aber sie funktioniert. Ähnlich wie schon bei "Die Hard 2" ist die Wiederholung der Story hier ein probates Mittel. Es scheitert eher an den Details.
Denn wo der Erstling noch hart, kompromisslos und zumeist sogar logisch war, hinkt der Nachfolger mit teils gar schauderhaften Dialogen und Erklärungen hinterher. Wenn Neesons Tochter im Film mit Granaten im sich wirft, damit ihr Vater weiß in welchem Loch er sich befindet, und sie dabei ein Auto und einen Wassertank in die Luft jagt, muss man schon gut lachen. Und wenn die beiden im weiteren Verlauf mit Vollgas in die amerikanische Botschaft brettern kann man nur noch schallend losprusten. Das ist kein logisches Vorgehen mehr was in Teil 1 gezeigt wurde, das ist pures "Megaton".
Nachdem die Tochter dann aber in der Botschaft abgeliefert wurde ist Neeson wieder alleine gegen die Bösewichte unterwegs, was dem Film im Finale sehr gut tut. Aber naja, wenn eine 30 Jahre alte Frau eine Teenie-Tochter spielen muss kann man von der Figur an sich wohl auch nicht mehr viel erwarten. Kurzum: Entführt wie in Teil 1 hat sie mir besser gefallen.
"Taken 2" ist ein "okayer" Nachfolger wie es sie im Dutzend gibt. Er macht den Erstling nicht schlechter, aber er bleibt zugleich weit hinter diesem zurück.

Filmbewertung: 6/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 5,5/10