Scream 4

Scream 4
Originaltitel: Scream 4- Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Wes Craven

Darsteller: David Arquette, Neve Campbell, Courteney Cox, Emma Roberts, Hayden Panettiere, Anthony Anderson, Alison Brie, Adam Brody, Rory Culkin, Marielle Jaffe, Erik Knudsen, Mary McDonnell u.A.

Filmkritik: Es ist soweit. Nachdem „Scream“ 1996 dem Slasher-Genre seinem zweiten Frühling ab Mitte der 90er beschert und mit Teil 3 die Handlung eigentlich in sich abgeschlossen hatte, steht nun mit „Scream 4“, elf Jahre nach dem letzten Eintrag in die Serie, eine Fortsetzung in den Startlöchern. Man wolle sich über die aktuellen Torture Porn-Trends genauso lustig machen wie die momentan in Hollywood grassierende Remake-Welle, dabei aber eben die alten Slasher-Werte hochhalten und hoffentlich den Anstoß zu einer weiteren Trilogie liefern, wenn nicht sogar zu einer dritten Slasher-Welle. Im Bestfall. Dazu haben sich die Macher, Wes Craven hinter der Kamera und Kevin Williamson mit einigen Querelen verantwortlich fürs Drehbuch, ordentlich ins Zeug legen wollen…

…und schießen dabei über ihr angestrebtes Ziel hinaus und sich selbst ins Knie. Das bringt zwar einen Slasher nicht um, wie wir in der Serie selbst gesehen haben, aber unschmerzhaft ist es eben nicht. Weniger kryptisch formuliert:
Bereits als das „Scream 4“-Logo nach der Pre-Title-Sequenz auf den Bildschirm knallt haben die Macher ganze Arbeit geleistet und ihre eigene postmoderne Slasherhaltung ad absurdum geführt. Frei nach dem Motto: Du kannst so viel darüber diskutieren, ob dies nun ein Horrorfilm ist oder was er für Regeln hat, wenn du dran bist, dann bist du dran!

So einfach wie auch effektiv dekonstruiert der Film eben sein eigenes Genre, so dass man meistens mit verschmitztem Grinsen vor dem Streifen sitzt und sich darüber amüsieren kann, was denn nun schon wieder durch den Kakao gezogen wird, oder welche Genre-Zitate hier alle von Fanboy Williamson wieder eingearbeitet wurden, der dieses Mal eben witzigerweise auf Remake-Hommagen und ähnliches setzt.

Dabei bleiben leider die Figuren des Films sichtlich auf der Strecke. Dewey, Sidney und Gale sind wieder am Start für eine weitere Runde Killer-Jagd, aber statt mal ein paar Minuten zum Durchatmen und Bindung aufbauen hetzt „Scream 4“ sein Personal nur so von einem Schauplatz zum anderen, während ein nicht kleiner Bodycount im Hintergrund angesammelt wird. Apropos Leichenzähler: Auch die Gewalt sollte ja in Zeiten von „Hostel“, „Saw“ und Co. deutlich angezogen werden, ist aber dann doch hierzulande sogar ungeschnitten mit einer FSK16 (gut, nach einigem Hin und Her) durch die FSK gekommen. Was aber im Endeffekt auch zu verstehen ist. Bis auf drei, vier besonders saftige Szenen bewegt sich der Streifen auf sehr seichtem Niveau und ist weder sonderlich sadistisch motiviert, was ja eigentlich zum Parodie-Zweck gepasst hätte, noch sonderlich extrem. Auch bleiben leider ikonische Szenen wie der Anfangsmord von „Scream“ oder die zum Schluss folgende Szene mit dem Garagentor aus und so gibt es wenig bis gar kein „creative killing“, sondern eher Masse statt Klasse. Aber vielleicht ist das ja auch wieder ein Stinkefinger in Richtung aktueller Popkultur im Horrorgenre.

Zum Schluss sind dann verdammt viele Leute tot und zu sagen die Hälfte aller Darsteller würde den Film unbeschadet überstehen ist schon extrem geschönt ausgedrückt. So stellt sich auch die Frage, wie man denn nun, sollte es denn passieren, aus dieser Ausgangslage eine neue Trilogie formen will. Zum momentanen Horrorboom wurde alles gesagt, zu Fortsetzungen wurde eigentlich alles gesagt und zu Remakes im Allgemeinen und überhaupt erst recht.

Am Ende wirkt „Scream 4“ viel mehr wie eine extrem ironische Bestandsaufnahme des aktuellen Horrortrends, statt wie ein eigenständiger Film. Eigenständig ist hier aber ohnehin gar nichts, denn es ist eben ein vierter Teil. Wer ohne die Vorkenntnis der bisherigen Teile ins Kino geht wird hoffnungslos verloren sein. Besser ist es wohl sogar noch, sich vor dem Kinobesuch gleich noch mal die erste Saga zu Gemüte zu führen.

„Scream 4“ ist intelligent gemachte Genre-Reflexion, die allerdings das Herz der bisherigen Teile der Serie teils vermissen lässt und sich zu sehr darauf beschränkt, sich manches Mal gar geschwätzig über momentane Konventionen auszulassen, statt selber aktiver Teil der momentanen Horrorwelle zu sein. Das hört sich wahrscheinlich schlimmer an als es im Endeffekt ist, aber die durch die erste Saga sehr hoch gelegte Messlatte wird leider von „Scream 4“ nicht ganz erreicht. Aber selbst dass ist dann deutlich besser als die letzten zig Horrorfilmchen, die in den vergangenen Monaten (und Jahren) im Kino liefen, denn zumindest ist auch dieser weitere Teil der Serie kein Horrorfilm geworden, bei dem man sein Gehirn vorne an der Kasse abgeben kann. Oder gar soll.

Filmbewertung: 7/10