World Invasion: Battle Los Angeles

World Invasion: Battle Los Angeles
Originaltitel: Battle: Los Angeles – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Jonathan Liebesman

Darsteller: Michelle Rodriguez, Bridget Moynahan, Aaron Eckhart, Lucas Till, Joey King, Taylor Handley, Michael Peña, Noel Fisher, Claudia Wells, Cory Hardrict, Jim Parrack, Susie Abromeit

Filmkritik: Die Welt befindet sich im Krieg. Vor den Küsten von Zwölf großen Städten der Erde sind am frühen Nachmittag Meteoriten ins Meer gefallen. Dabei handelte sich, so wird vermutet, um die militärische Aktion eines unbekannten Feindes.
24 Stunden, bevor der US-Militärsprecher in einer Live-Übertragung diese schwere Situation schildert, die bereits schwere Verluste verursacht hat, hat Sgt. Michael Nantz (Aaron Eckhart) andere Sorgen, denn für ihn endet seine Militärzeit am nächsten Tag, weshalb der vom Krieg demoralisierte Soldat seine Papiere abholt. Doch am frühen Morgen des nächsten Tages müssen er und die Soldaten seiner Einheit zu einer überraschenden Mobilmachung antreten. Militäreinsatz in Los Angeles.
Im Fernsehen sehen Nantz und seine Leute, wie an der Küste von Los Angeles ein Meteorit abstürzt und unmittelbar danach ein verheerender Angriff beginnt. Ein Kriegsschiff wird zerstört und seltsame Gestalten nähern sich scheißend dem Strand. Nantz‘ Marines unter der Leitung eines unerfahrenen Leutnants bekommen den Auftrag, in die Stadt vorzudringen, um überlebende Zivilisten zu retten, bevor die USA mit einem Gegenbombardement beginnen wird….

„Battle: Los Angeles“ wurde nie so groß beworben wie man es für einen Film dieses Namens und mit diesen scheinbaren Ausmaßen erwarten würde. Es gibt eine große Alieninvasion in weiten Teilen der Erde und der Film widmet sich der Bekämpfung der Invasoren in L.A.. Das klingt alles nach einem neuen „Independence Day“. Zudem spricht alles dafür, dass es weitere Filme geben soll, wenn dieser Erfolg hat. Doch soweit wird es wohl nicht kommen, denn der riesengroße Erfolg war „Battle: Los Angeles“ in den USA nicht beschert. Zu wenig Werbung oder einfach kein guter Film?

„Battle: Los Angeles“ hat sich einen realistischen Ansatz auf die Fahnen geschrieben, dieser Umstand wird schnell klar. Zu Beginn nimmt sich der Film die Zeit jedes Mitglied eines Marine-Squads mit Namenseinblendung vorzustellen. Man soll also scheinbar mit den Charakteren verwachsen, sich identifizieren und mitfühlen. Dieser gut gemeinte Ansatz klappt jedoch nicht. Einzig der Hauptcharakter, Sgt. Michael Nantz, gespielt von Aaron Eckhart, schafft es wirklich die Sympathien auf seine Seite zu ziehen. Er spielt die Figur überraschend glaubwürdig und überzeugend und schafft es wirklich, dass der Zuschauer teilweise zumindest mit seiner Figur mit fiebert. Die restlichen Mitglieder des Trupps jedoch werden schnell zu Knallchargen oder Stichwortgebern degradiert.

Lange hält sich der Film mit der Charaktereinführung ohnehin auch nicht auf. Der Film beginnt 24 Stunden vor dem Start der Invasion. Nicht mal 30 Minuten später, beginnt „Battle: Los Angeles“ dann damit sein Feuerwerk zu zünden. Der Film folgt den Rest der Laufzeit dem vorgestellten Squad. Sie haben den Auftrag bekommen aus einer überrannten Polizeistation in L.A. überlebende zu retten. Dazu müssen sie durch bereits evakuiertes, von Aliens überranntes Gebiet schlagen. Das Squad liefert sich nun den Rest des Films immer mal wieder Scharmützel mit den Invasoren.

Die Action ist reichhaltig und im Grunde ständig präsent. Trotzdem schafft es der Film nicht auch nur eines dieser Gefechte wirklich besonders oder herausragend darzustellen. Zum einen ist da die Wackelkamera, die erneut für ein „Mittendrin statt nur dabei“ Gefühl eingesetzt wurde aber die Action unpersönlich, unübersichtlich und nicht sehr dynamisch einfängt. Man hat ständig Probleme sich zu orientieren und die Lage zu sondieren. Schnell versucht man es gar nicht mehr, da es einfach keinen Sinn der Kamera angestrengt zu versuchen zu folgen. Dadurch werden die Kämpfe genau das, was nicht die Intention der Macher war: Unpersönlich. Jeder Actionszene verkommt zu einer kleinen Effektshow und unterbricht die dünne Handlung, doch packend ist keines der Gefechte. Jedes fühlt sich gleich an.

Dabei hat „Battle: Los Angeles“ wirklich eine tolle Atmosphäre aus der man richtig viel hätte machen können. Das zerstöre, überrannte Los Angeles sieht beindruckend und beängstigend aus. Man müsste diese Stimmung nur kanalisieren und hätte bereits die halbe Miete in der Tasche. Doch dem Drehbuch fällt dazu zu wenig ein. Es entwickelt sich eine ganz brauchbare aber irgendwie doch recht fade 08/15 Story mit einer überlebenden Familie(Mann, Frau, 3 Kinder), die von nun an mit dem Squad versuchen zu fliehen. Dadurch soll wohl Menschlichkeit in den bisher von der Militärtruppe regierten Film kommen, doch selbst die bislang recht flachen Soldaten agieren menschlicher und vor allem glaubwürdiger als die Darsteller der Zivilisten.

Die Aliens werden nur sehr selten Thematisiert. Man sieht sie in der ersten Hälfte konsequent nur durch eine extrem verwackelte Kamera, kann sie so nur selten wirklich richtig erkennen. Dies funktioniert zu dem Zeitpunkt noch ganz gut. Später gelingt es den Soldaten ein verletztes Alien gefangen zu nehmen. In einer unangenehmen Obduktionsszene versucht Sgt. Michael Nantz nun den Schwachpunkt der Aliens zu finden und schneidet dem Viech dadurch sämtliche Organe auf, bis er den Schwachpunkt findet. Ein Augenblick, der definitiv dazu geeignet gewesen wäre die Taten der Soldaten zu hinterfragen, doch es passiert nichts dergleichen.

Die Aliens kommen sowieso etwas zu kurz. Gut, man könnte damit argumentieren, dass der Film sich einzig und allein auf die Darstellung des Squads versteift hat. Aber der Film heißt nun einmal „Battle: Los Angeles“. Und wenn ich schon keinen großen Krieg, Aliens gegen Menschen, zu sehen bekomme, dann doch bitte wenigstens einen etwas näheren Einblick auf die Aliens die uns da angreifen. Man sieht die, sehr mechanisch wirkenden Viecher mit fortlaufender Spielzeit zwar immer öfter und erfährt gar Vermutungen über deren Beweggründe, aber blass bleiben die Invasoren trotzdem, vor allem auch weil sie einfach nicht interessant genug aussehen. Zu mechanisch, verwachsen und konturenlos.

In seinen besten Szenen erinnert der Film an die Serie „Generation Kill“. Man wünscht sich mehrmals im Film gar eine Serie im Stil von „Generation Kill“ aber im Setting von „Battle: Los Angeles“. Das gesamte Konzept hätte wahnsinniges Potential für eine Serie oder für mehrere Mini-Serien über verschiedene Schlachten gegen die Aliens auf der Erde. Komprimiert als Film funktioniert das Ganze dann leider nicht so gut. Einiges wirkt störend beschleunigt, der Film beleuchtet viele Bereiche zu kurz oder gleich gar nicht, die sehr interessant gewesen wären und dem Film die oftmals fehlende Substanz hätte geben können. Der Film zeigt viel Action, was generell nicht verkehrt ist, aber die Materialschlacht muss entweder gut gefilmt sein oder zumindest ordentlich im Film verankert. Beides ist aber nicht so gut gelungen wie gedacht.

„Battle: Los Angeles“ hätte noch etwas mehr Arbeit am Script vertragen sollen. Angeblich hat Shane Black bereits am Script herumoperiert, doch viel sehen konnte man davon auf Anhieb nicht. Der generelle Ansatz, dass Ganze sehr militärisch anzugehen, weiß zu gefallen. Doch der Film hätte gerne mehr in die Breite gehen können, hin zum großen Invasionskrieg und weg von „den Einzelnen Leuten die die Welt retten“. Die Welt retten tut hier zwar auch niemand alleine, aber es geht gegen Ende doch ein wenig in diese Richtung. Auf der technischen Seite weiß der Film hingegen voll zu überzeugen. Zwar weiß das Design der Aliens nicht so gut zu gefallen, die Technik dahinter ist aber klasse. Ebenso die Gestaltung der Sets und die Erzeugung des zerstörten, überrannten L.A..
Für den ein oder anderen Sci-Fi Fan ist „Battle: Los Angeles“ bestimmt kein totaler Reinfall, aber es wurde doch einiges an Potential verschenkt. Der Film könnte brisanter, spannender und packender sein in diesem tollen Setting. Er wirkt stellenweise wie ein X-beliebiges Videospiel, manchmal gar wie ein Teil der "Call of Duty" Reihe. Ironisch ist aber, dass das Spiel zum Film gar ein größerer Reinfall geworden ist.

Filmbewertung: 5/10

executor meint dazu:

Sonderlich positiver habe ich das alles auch nicht empfunden. Der Vorwurf, dass es quasie nur ein Videospiel auf der Leinwand ist, musste „Battle Los Angeles“ sich schon in Amerika gefallen lassen, aber es ist auch einfach zu eingängig.

Ständig ist die Kamera auf Kopfhöhe der Soldaten und bewegt sich wie in der First-Person Perspektive durchs Geschehen, dann kommt Beschuss, wird Deckung gesucht und zurück geschossen. Durch den Film über werden die anfangs kaum erledigbaren Außerirdischen immer mehr zu wandelnden Tontauben die man einfach so wegbolzen kann. Zwar hat man in der schon angesprochenen, unangenehm unthematisierten Szene, in der ein Alien eigentlich schlicht gefoltert wird, deren Schwachpunkt herausgefunden, aber ob man vorher oder nachher aus dem Handgelenk zwanzig Kugeln hat auf die Viecher niederregnen lassen erscheint genau gleich.

Ebenso schießt sich die „World Invasion“ extrem in den eigenen Fuß, da man dank PG-13 Regelung keinerlei Blut zeigt und so das Geschehen trotz Wackelwuselei noch deutlich laffer und unintensiver erscheint, als bei einem durchschnittlichen Videospie, dort hätte es dann nämlich sehr wahrscheinlich wenigstens den roten Lebenssaft zu sehen gegeben.

…aber all das sind dann eigentlich auch nur Kleinigkeiten im Angesicht des großen Problems des Films: die Geschichte und die Figuren. Der gesamte Streifen beginnt so, als habe man von „Independence Day“ die erste halbe Stunde abgeschnitten und setzt sofort beim Rückschlag des Militärs an, der dann im Sande verläuft. Einzig Aaron Eckhart als Soldat bekommt Profil und Vergangenheit verliehen, eine tragische sogar noch, denn bei einem vorherigen Einsatz starben alle dessen Kameraden unter seinem Kommando. So weit, so belastet wird dieser Punkt auch während des Films immer weiter thematisiert, nur um sich am Ende in fiese Militärpropaganda aufzulösen.

Überhaupt ist das übermilitaristische Gehabe des Films oftmals zu viel des Guten. Die Soldaten leben dafür Befehle zu befolgen, geben sich stereotyp und zeigen weit weniger Menschlichkeit als vergleichbare Figuren in, da sind sie wieder, vergleichbaren Videospielen. Alle sterben tapfer für ihr Vaterland, keine Ausfälle irgendeiner Art gibt es zu verzeichnen und Marines weinen nicht. Egal ob jetzt ihre gesamte Familie, Nation oder Erde stirbt, die harten Kerle der US-Streitkräfte sind die Besten der Besten. Und am allerbesten: Man schreibt sich heute noch ein!

Einem Werbevideo gleich ziehen dann die Recken selbst am Schluss, nach anderthalb Tagen in Feindesland, ohne Essen und Schlaf wieder los, denn der Krieg geht weiter und nur der Sieg kann sie Stoppen. Spätestens bei dem dämonisches Augenrollen verursachenden Schluss hat man dann sämtliche Restbindungen zu den Figuren verloren, aber eigentlich hatte man eine solche bis dato ja maximal zu Eckharts Figur, die aber allerspätestens dann auch einfach zur Actionfigur mutiert.

Eine eigentliche Geschichte, Hintergründe oder sonstiges gibt es in dem Film ohnehin nicht, Kampf, Soldatentum und noch mal Kampf stehen an der Tagesordnung. Wie „Black Hawk Down“ wollte man hier gerne sein, hat aber leider neben den menschlichen Figuren auch gleich die Intensität zu Hause gelassen und setzt stattdessen auf Klischees und so billigen Militarismus, dass es weh tut.

Die Optik ist bisweilen ziemlich gut, aber gerade durch die Tatsache, dass der Film bei weiterer Laufzeit sogar seine anfänglich interessanten Ansätze wie die Vergangenheit von Eckhardts Figur komplett gegen die Wand fährt, bringt mich zu der

Filmbewertung: 4/10

Was für eine verschenkte Chance von einem Film… (Das Einzige was einen Tag nach der Sichtung im Gedächtnis blieb ist ein Gag, der mit Michelle Rodriguez, Aliensaft und einem ersten Date zu tun hat.)

Doppel-Review-Notenschnitt: 4,5/10