Watchmen – Die Wächter

Watchmen – Die Wächter
Originaltitel: Watchmen Erscheinungsjahr:2009 – Regie: Zack Snyder

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Darsteller: Jeffrey Dean Morgan, Malin Akerman, Carla Gugino, Patrick Wilson, Billy Crudup, Jackie Earle Haley, Matthew Goode, Stephen McHattie, Matt Frewer

Filmkritik: Der erste Trailer zu „Watchmen“ erzeugte bei mir Erstaunen und Verwirrtheit. Die nächsten brachten mich dann schnell dazu, dass ich den Film unbedingt sehen musste. „Watchmen“ basiert auf der 12 teiligen Comic-Reihe von Alan Moore und gilt als eine der besten je erschienenen Comicreihen. Ich selber habe den Comic nie gelesen(wird nun nachgeholt als Motion Comic), aber das Setting und der Stil des Films zogen mich in seinen Bann. Ich war sehr gespannt was mich im Film erwartet.

„Watchmen“ zeigt eine alternative Realität im Jahr 1985. Richard Nixon wurde mehrmals wiedergewählt und tritt seine inzwischen fünfte Amtszeit an. Die USA haben in Vietnam gesiegt und Vietnam wird als 51th State bezeichnet, also als 51. Staat der USA. Doch, die Doomsday-Clock steht auf kurz vor 12, ein drohender Untergang der Welt durch einen Atomschlag, sei es durch die Amerikaner oder die Sowjetunion, scheint unausweichlich. Nicht einmal der, durch einen Strahlenunfall zum gottgleichen Dr.Manhattan mutierte Physiker Jon Osterman(Billy Crudup) könnte dies noch aufhalten. Doch er ist nicht der einzige „Super“-Held. Eine Helden-Gruppierung, die Watchmen, wurden durch einen Staatserlass dazu gezwungen ihr Superheldendasein an den Nagel zu hängen. Allerdings, mit dem vorzeitigen Ruhestand ist es nun wohl vorbei, als bekannt wird das einer der ihren, der Comedian(Jeffrey Dean Morgan), einem Mord zum Ofer fiel. Der letzte noch aktive der Gruppe, Rorschach(Jackie Earle Haley), macht sich zunächst allein daran den Mord und die Hintergründe aufzuklären, auf Unterstützung der Anderen wartet er zunächst vergeblich. Doch, als er langsam aber sicher einer schrecklichen Verschwörung auf die Spur kommt, die das Schicksal der Welt bestimmen wird, werden auch die anderen Watchmen, Night Owl II(Patrick Wilson), Silk Spectre II(Malin Akerman) und Ozymandias(Matthew Goodem) hellhörig…

Wow, also nach den ersten 10-15 Minuten dachte ich zunächst, ich wäre evtl. doch im falschen Film. Man wird beinahe erschlagen von dieser alternativen Vergangenheit, und wenn man sich hier schon dagegen sträubt oder sich nicht irgendwo festklammert um in den Film gezogen zu werden, könnte es auch schon zu spät sein. Sehr gut helfen einem dabei die exzellent aussehenden Credits am Anfang. Während die Schauspieler und Produzenten gezeigt werden, sieht man einige Szenen, die einem helfen einen Kontext aufzubauen, und so den Film recht gut einzuordnen, eine Art Nachrichten-Collage, die u.a. zeigt, wie der Comedian Kennedy erschossen hat. Zusätzlich bekommt man so schon einen sehr guten Einblick in den visuellen Stil des Films, der einem auch im Film immer wieder sehr positiv auffällt.

Keine der Figuren im Film entspricht der Definition eines typischen Superhelden den die meisten kennen. Zunächst hat keiner Superkräfte außer Dr.Manhattan. Alle anderen sind einfach normale Menschen mit trainierten Fähigkeiten und viel Geschick, aber von Superkräften sehr weit entfernt, am ehesten also mit Batman vergleichbar. Noch dazu sind die meisten Figuren sehr düstere, kaputte Charaktere. The Comedian ist Frauenhasser, Vergewaltiger und gewalttätiger Psychopath der seine Gewaltfantasien u.a. im Vietnamkrieg ausgelebt hat. Rorschach ist ebenfalls ein Fall für die Klappsmühle, kanalisiert seine Wut aber immerhin noch auf die Verbrecher, nicht auf die unschuldigen. Night Owl II wird vom Rächer der Nacht zum einfach Schnösel mit Potenzproblemen. Einzig Silk Spectre II klammerte sich weiterhin an die Superhelden, hat sie doch zu Beginn des Films eine Beziehung mit Dr.Manhattan. Trotzdem ist sie von ihrer eigentlichen Rolle als fesche Latex-Beauty weit entfernt.
Manhattan, der einzige im Bunde mit echten Superkräften und typischer Comic-Vergangenheit, ist aber trotzdem kein Clark Kent. Er entfernt sich immer mehr von den Menschen, wird ihnen überdrüssig, hat er doch Mächte die die kühnsten Vorstellungen der Menschen weit übersteigen. Er kann sich auf den Mars teleportieren, auf der Sonne laufen, ist unsterblich, kann in seine eigene Zukunft blicken und sich vervielfältigen. Durch seine vielen Fähigkeiten wurde er von der US-Regierung engagiert und von dem Medien verkauft als „Gott, der Amerikaner ist“.

Im Film erfährt man nach und nach die Hintergründe der meisten Charaktere. Dabei läuft die Hauptstory ebenfalls weiter. Zu Beginn wird zunächst besonders Wert darauf gelegt in diese düstere, aber auch schrille Welt einzutauchen. Die Hauptstory kommt so zunächst gar nicht von der Stelle und man fragt sich evtl., worum es denn nun eigentlich überhaupt geht. Aber die Story wird zum richtigen Zeitpunkt immer wieder angestoßen und gut fortgeführt bis zum schockierenden Finale. Dieses wurde, wie ich gelesen habe, geändert, und entspricht nicht dem Comic Ende. Im Vergleich mit den beiden Enden, finde ich das Filmende aber noch besser weil ironischer und irgendwie auch schlauer durchdacht.

Die Schauspieler, muss ich zugeben, kannte ich durch die Bank eigentlich gar nicht. Ich wüsste nicht einen der Schauspieler in einem Film zuvor schon mal gesehen zu haben. Trotzdem oder evtl auch gerade deswegen, spielen alle ihre Rollen, in der Synchro zumindest, wirklich ziemlich gut. Der O-Ton kann da nur genau so gut oder noch besser sein. Besonders gut gefiel mir vor allem der Rorschach Darsteller, ironische Dialoge und Sprüche, geniale Stimme, eine perfekte Figur!

Aber auch sonst kommen die Ironie und der Witz des Ganzen nie zu kurz. Dialoge haben bissige Inhalte, einige Situationen wirken surreal komisch und eigenartig, und gerade dadurch witzig. Aber auch Filmfans finden unterhaltsame Anhaltspunkte, wie den an Stanley Kubricks „Dr. Strangelove“ angelehnten Verhandlungsraum(War-Room) des Präsidenten zum Thema des bevorstehenden Atomkriegs. Einer der Anwesenden reißt sogar ähnliche Sprüche wie einer der Abgeordneten in Kubricks Film, herrlich.

Eine Zusatzerwähnung verdient der mehr als fantastische Soundtrack. Hiermit meine ich nicht den Score, der eher unbedeutend bleibt, sondern die genialen Songs die ansonsten verwendet werden. "The Times They Are A’Changin’" von Bob Dylan, "Hallelujah" in einer tollen Version von Leonard Cohen, "The Sounds of Silence" von Simon and Garfunkel oder Nenas "99 Luftballons". Einfach genial, immer an den passenden stellen, und natürlich alles sehr tolle Songs. Besonders "The Times They Are A’Changin’" erinnert direkt an den tollen Beginn von Snyders “Dawn of the Dead” mit Johnny Cashs Song “The man comes around”

„Watchmen“ ist Snyders dritte Regiearbeit und ich bin wieder sehr zufrieden. Das „Dawn of the Dead“ Remake gefiel mit sehr gut, sein Spektakel „300“ ist ebenfalls ein sehr gelungener Film und „Watchmen“ reiht sich da nicht nur wunderbar ein, sondern stellt sich sogar an die Spitze der 3 Filme. Den verlängerten Directors Cut auf DVD im O-Ton abwartend, vergebe ich für die Kinoversion eine:

Filmbewertung: 9/10

Zweitsichtung 10.07.09 – Director’s Cut O-Ton:
Endlich kam ich in den Genuss von Watchmen im O-Ton, dazu noch im Directors Cut und in HD Qualität.
Der Film hat nichts von seiner Genialität verloren, allerdings auch nichts neues hinzugewonnen. Wirklich toller Film, knapp an der Grenze zur wirklichen Exzellenz.

9/10