Hard Boiled

Hard Boiled
Originaltitel: Laat Sau Sen Taan Erscheinungsjahr:1992 – Regie: John Woo

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Darsteller: Chow Yun-Fat, Tony Leung Chiu Wai, Teresa Mo, Philip Chan, Anthony Wong Chau-Sang

Filminhalt: Unter Action-Fans die dem Asiatischen Kino nicht abgeneigt sind, ist John Woo seid vielen Jahren Anlaufstelle Nummer 1. Er brachte einige Ideen und Techniken in den Westen die heute kaum mehr wegzudenken sind. Allen voran die berühmte Zeitlupe. Geradezu verschwenderisch setzt er in seinen Filmen auf diese Form des stilvollen Filmens. Seine Actionszenen kommen meist sogar erst in den Zeitlupen so richtig zur Geltung. Anfang der 90er (genauer 1993) fühlte er sich dann zu höherem berufen und wechselte nach vielen Hits in Asien nach Hollywood. Die „wahren“ Fans mögen seine Werke, meist ausgenommen „Face/Off“ seitdem nicht. Ich finde eigentlich bis auf den missglückten „Paycheck“ auch seine Hollywood Filme gut. Echte Knaller wie „The Killer“ oder den hier gesehenen „Hard Boiled“ hatte er seitdem aber nicht mehr.

Hard Boiled war somit sein Abschiedsgeschenk. Er wollte es nochmal richtig krachen lassen und das ist ihm wirklich gelungen. Der Film verpackt die Action in eine nette Story, für Woo typisch wieder mit dem Freundschafts-Element. In Hard Boiled geht es um den Cop Tequila. Dieser verliert bei einer missglückten Schießerei in einem Tee-Haus, welche in einem Massaker endet, seinen Partner und erschießt unwissend einen Undercover Polizisten. Sein Super-Intendend ist darüber natürlich ganz und gar nicht erfreut und will ihn aus weiteren Ermittlungen raushalten. Tequlia ermittelt aber auf eigene Faust weiter. In der Gangster Welt passiert im Moment ebenfalls viel. Der Gangster Wong(Anthony Wong) übernimmt mit Gewalt das Geschäft des Konkurrenten Hoi (Hoi-Shan Kwan) und bedient sich dabei der Hilfe dessen rechter Hand Tony (Tony Leung Chiu Wai). Dieser ist allerdings ebenfalls Undercover Cop der Einheit in der auch Tequila arbeitet. Die beiden haben also einen gemeinsamen Feind, stehen aber erst einmal auf verschiedenen Seiten.

Der Film besteht aus 3 sehr großen Action-Szenen sowie einer kleineren. Und diese haben es wirklich in Sich. Was hier am Anfang schon im Teehaus abgefeuert wird passiert bei einigen Genre-Vertretern im gesamten Film. Einfach der Wahnsinn. Woo zeigt seine Markenzeichen und lässt die Akteure in Zeitlupe mit 2 Pistolen bewaffnet in Zeitlupe durch die Lüfte segeln. Ein Fest für jeden Fan, denn für den haben diese Bilder vor allem eins: Einzigartigkeit. Sowas kann nur John Woo perfekt inszenieren.

Die Charaktere haben alle keine wirklich tiefsinnigen Rollen. Chow Yun Fats Figur hat als einzigen Hintergrund, die Rache an seinem toten Kollegen zu vollstrecken. Leungs Charakter bekommt durch seine Undercover Rolle ein wenig mehr Tiefgang. Wird doch sehr deutlich wie er mehr und mehr entfremdet und sich stellenweise vor sich und seinen Taten ekelt.

Das Finale des Films ist dann das Ultimative Highlight. Man könnte es flappsig als feuchten Traum Woo’s bezeichnen. An jeder Ecke erkennt man seine Handschrift. Besonders gut in der gut 3 Minütigen Action-Szene ohne Schnitt. Geniale Arbeit.

Laut IMDB liegt der Bodycount jenseits der 200. Klingt vollkommen verrückt, ich weiß. Gerade die vielen Zivilisten die im Film erschossen werden, finde ich stellenweise auch ein wenig zu viel des guten. Ebenso viele unbewaffnete Gangster die einfach über den Haufen gemäht werden. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, aber Woo setzt diese ganzen Toten auch für die Dramaturgie ein. Das gelingt ihm auf der anderen Seite auch, aber zu viele sind es trotzdem. Genial und ein wenig verstörend wirken die Szenen mit Babys im Film. Das Krankenhaus am Ende, in dem der Showdown stattfindet beherbergt auch eine große Säuglingsstation. Diese wollen natürlich auch vor den Gangstern gerettet werden. Die meisten werden von Tequilas-Kollegen gerettet, aber eins rettet er selber. Und so rennt er mehrere Minuten schießend, mit dem Baby im Arm durchs Krankenhaus ehe er es aus dem Fenster abseilt. Genialer Einfall und wirklich toll umgesetzt.

John Woo gelang mit diesem Film eine tolle Zusammenfassung seiner Werke. Er stützt sich mehr auf die Action als auf eine besonders ausgefallene Story. Das Konzept funktioniert aber trotzdem prächtig. Schöner Film den man sich immer mal wieder ansehen und dabei staunen kann.

Filmbewertung: 9/10