Brave – Merida – Legende der Highlands

Merida – Legende der Highlands
Originaltitel: Brave – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Mark Andrews, Brenda Chapman, Steve Purcell



Stimmen (O-Ton):
Kelly Macdonald, Billy Connolly, Emma Thompson, Julie Walters, Robbie Coltrane, Kevin McKidd, Craig Ferguson u.A.

Filmkritik: Und wieder einmal steht ein neuer „Pixar“-Animationsfilm an die Herzen der Zuschauer zu erobern. Dieses Mal mit einer Mischung aus bekannten Motiven in einer frischen Mischung. Die junge Merida (im Deutschen gesprochen von Nora Tschirner) wird von ihrer Mutter in jedem Moment angehalten und verbessert, denn sie soll ja schließlich als Königin bald über die schottischen Clans herrschen. Doch Merida möchte dieses Leben am Hofe gar nicht haben. Viel lieber vertreibt sie sich die Zeit bei der Jagd, beim Bogenschießen oder Herumreiten durch den gefährlichen Wald.

Ihrer Mutter wird dies eines Tages zu bunt und ruft deshalb alle Clans zu sich an die Burg, damit ein Wettbewerb nun endlich den Bräutigam für die Tochter bestimmt. Einfacher gesagt als getan, denn Merida schließt den Wettbewerb als Beste ab. Ein Skandal! Nach einem heftigen Streit findet die junge Prinzessin wie durch ein Wunder eine alte Hexe im Wald, von der sie einen Zauber bekommt, der ihre Mutter „ändern soll“. Merida hofft hauptsächlich, dass sich dies auf die anstehende Trauung bezieht. Aber dem ist natürlich nicht so, denn ein Bissen später und die Mutter verwandelt sich in einen Bären. Noch schlimmer: Ihr Mann und König verlor einst sein Bein beim Kampf gegen einen riesenhaften Bären und jagt seitdem die braunfelligen Zotteldinger zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Merida samt Bärenmutter fliehen daraufhin in den Wald in der Hoffnung, den bösen Zauber irgendwie umkehren zu können…

So weit, so schon einmal anders, als es einem die Trailer zum Film vermitteln. Mit einer gut ausgewogenen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor wird die Geschichte flott vorgetragen und schafft es sogar beim eigentlichen Konflikt zwischen Mutter und Tochter durch effiziente Schnitttechnik, clevere Szenenanordnung und gutes Timing dieser eigentlichen altbekannten Geschichte neuen Schwung einzuhauen.
Dabei sind eigentlich alle männlichen Figuren der Handlung mehr oder weniger untergebene Witzfiguren, denn man hat es hier mit einem eindeutig feministischen Streifen zu tun. Egal ob die Prinzessin, die Königin oder auch die Hexe, so ziemlich alles was hier Rang, Namen und Funktion hat trägt ein doppeltes X-Chromosom.
Aber keine Sorge, Männer, ihr werdet mit Sicherheit trotz allem euren Spaß am Geschehen haben, denn wenn sich hier die drollig überzeichneten Schotten einen Ansaufen, Prügeleien veranstalten oder generell einfach die Sau rauslassen, ist es fast unmöglich, nicht auch Spaß dabei zu haben.

Magie mit mehr Symbolik, als Sinn

Optik und Musik sind dabei einmal mehr großartig, Pixar hat hier einmal mehr nicht enttäuscht. Angefangen bei der wallenden, roten Mähne der Hauptfigur, über die fantastischen Landschaften bis hin zu den in einem etwas überzeichneteren Stil gehaltenen Figuren, fügt sich hier alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

Negativ fällt ins Gewicht, dass manch ein Zaubermoment, oder handlungsrelevanter Punkt etwas zu sehr gerade günstig aus dem Nirgendwo erscheint, oder vage Annahmen sich nachher eben durchaus als den richtigen Weg entpuppen. Insgesamt scheint es, als wäre den Autoren die inhaltliche Symbolik wichtiger gewesen als die endgültige Schlüssigkeit des Ganzen. Aber da kann man durchaus ein Auge zudrücken. Perfekt ist „Merida“ deshalb nicht, aber noch weit entfernt von einem schlechten Film.

Wer also einfach mal wieder Lust auf einen Film für die ganze Familie hat, der aber eben auch ältere Semester nicht verschreckt, der sollte „Merida“ in den schottischen Highlands, bzw. im Kino dann doch mal einen Besuch abstatten. Von den ganz großen Pixar-Klassikern wie „Toy Story 1 –3“, oder ähnlichen ist das Geschehen aber noch etwas entfernt. Aber nicht schlimm, Perfektion erreicht man ja schließlich nicht an jedem Tag. Viel Abenteuer, Spaß und ein gutes Gefühl am Ende behält man auf jeden Fall von diesem wilden Ritt zurück.

Filmbewertung: 7/10

P.S.: Ein Punkt, weswegen man eigentlich „Merida“ auf jeden Fall schauen muss: Der Kurzfilm „La Luna“, oder hierzulande „Mondlicht“, welcher vor dem Hauptfilm läuft. Dieser ist absolut fantastisch und enthält innerhalb von sechs Minuten mehr Herz, Fantasie, Atmosphäre und schlicht atemberaubende Filmmagie, als viele andere Langfilme während ihrer gesamten Spielzeit. Einfach nur wortwörtlich traumhaft!