The Way Way Back – Ganz weit hinten

Ganz weit hinten
Originaltitel: The Way Way Back – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Nat Faxon, Jim Rash

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Darsteller: Steve Carell, Toni Collette, Allison Janney, AnnaSophia Robb, Sam Rockwell, Maya Rudolph, Liam James, Rob Corddry, Amanda Peet, River Alexander, Zoe Levin, Nat Faxon, Jim Rash, Adam Riegler

Filmkritik: Nachdem die Schauspieler und Autoren Nat Faxon und Jim Rash („Community“) gleich für ihr erstes Drehbuch zum George Clooney Film „The Descendants“ mit dem Oscar ausgezeichnet worden sind, konnten sie sich wie man so schön sagt, ihr nächstes Projekt quasi beliebig aussuchen. Herausgekommen ist eine Coming of Age Komödie im 80s Stil, mit zahlreichen dramatischen Momenten namens „The Way Way Back“.

Die Sommerferien stehen an. Für den 14-jährigen, eher etwas schüchternen Duncan (Liam James) heißt das, diese gemeinsam mit seiner Mutter Pam (Toni Collette), ihrem neuen Freund Trent (Steve Carell) und dessen Tochter Steph (Zoe Levin) in einem Ferienhaus am Meer zu verbringen. Da Duncan weder mit dem sehr dominanten Trent noch mit der pubertierenden und ihn ignorierenden Steph so richtig zurechtkommt und überall aneckt, verbringt er seine Zeit lieber im Aquapark „Water Wizz“. Als er hier auf Owen (Sam Rockwell), einen sorglosen Angestellten des Parks, trifft und sich mit ihm und dem restlichen Personal anfreundet, scheint der Sommer doch noch einige positive Überraschungen für Duncan bereit zu halten…

Ohne lange um den heißen Brei herumreden zu wollen, „The Way Way Back“ orientiert sich augenscheinlich recht deutlich an den herausragenden Werken eines John Hughes. Der Mann der den 80s Teeny-Film mit so viel Gefühl und Leidenschaft, aber auch Herzblut geprägt hat und an dem man sich auch heutzutage als Filmemacher messen lassen muss. Meist geht dieses Messen leider böse in die Hose und es gibt zahlreiche Filme die sich an dem Versuch diese Qualitäten ein weiteres Mal zu erreichen ordentlich verhoben haben. Doch „The Way Way Back“ gehört ganz klar nicht dazu.

Bereits früh im Film wird klar, dass man es mit einem besonderen Film zu tun hat. Einer der Coming of Age Filme der es einem besonders leicht macht sich in die Figuren hineinzuversetzen und der mit seiner Stimmung und Atmosphäre direkt in seinen Bann zieht. Dabei ist es gar nicht so einfach, festzustellen was genau „The Way Way Back“ in diesem Punkt so besonders macht. Es ist wohl die Kombination aus verschiedenen Faktoren. Zunächst mal das beeindruckende Ensemble von Darstellern. Steve Carell, Toni Collette, Allison Janney und Sam Rockwell, zusammen, in einem Film, das gibt es wohl praktisch nie oder zumindest nur sehr selten zu sehen. Ganz klar einer der Vorteile Talent zu haben UND den Oscar zu gewinnen. Aber auch die besondere Kombination aus 80s-Zutaten wie REO Speedwagon, Mr. Mister, Pac Man oder alten Station Wagons trägt dazu bei, dass man sich als melancholisch veranlagter Zuschauer allein aus diesen simplen Gründen direkt dick mit dem Film anfreundet.

Dabei waren gerade diese 80s Zutaten eigentlich anders gedacht, denn der Film sollte ursprünglich nicht in der Gegenwart spielen, sondern in den 80er Jahren angesiedelt sein. Doch aus Budgetgründen (ja, auch damit hat man als Oscargewinner noch zu kämpfen) wurde der Schauplatz in die Gegenwart verlagert, einzelne Eckpfeiler der Handlung aber erhalten, was sich enorm gut auf den Film auswirkt und eine besondere Stimmung erzeugt. Auch der Wasserpark „Water Wizz“ (übrigens ein echter Wasserpark) wird vom 80s Dunst nicht verschont sondern vom glänzend aufspielenden Sam Rockwell auch entsprechend kommentiert:
„Water Wizz Waterpark.
Built in the summer of ’83 it’s the last bastion of everything that time period stood for. In fact, it was decreed by itscreator that this place shall never age. On his deathbed, he said:
I don’t want this place re-painted or updated. I don’t even want it brought up to code and the minute someone tries, it needs to be destroyed.“

Auch darstellerisch haben sich die beiden Regisseure einige Überraschungen ausgedacht. Die Größte ist wohl, dass Steve Carell gegen den Strich besetzt wurde in der Rolle des fiesen, fremdgehenden Stiefvaters. Und die Rolle steht ihm wie angegossen. Neben Sam Rockwell, den man für seine schnoddrig liebenswürdige Art bereits lieben muss und Liam James in der Hauptrolle definitiv eines der Highlights im Film.

Der Balanceakt der im Laufe des Films immer wieder gegangen wird ist ebenfalls beachtlich. Neben dem locker leicht wirkenden Leben im Wasserpark, werden im Kreise der Familie zumeist ernstere Töne gespielt. Hauptfigur Duncan kann sich mit keinem Identifizieren. Weder mit seinem vom anderen Stern kommenden Eltern und deren Freunden, noch mit seiner Stiefschwester oder den anderen Jugendlichen in seinem Alter. Lediglich die Nachbarstochter scheint interessant, schüchterne Annäherungsversuche führen allerdings zu nichts und so verbringt er die meisten Tage lethargisch und beinahe wie gelähmt. Doch umso befreiende ist für ihn und auch den Zuschauer der „Ausbruch“. Auf dem Mädchenfahrrad in die große weite Welt, auf eigene Faust in den Wasserpark, in einen Job als „was auch immer“. So sah Freiheit als Jugendlicher aus.

Es sind viele Zutaten die „The Way Way Back“ zu einem ganz besonderen Film machen. Die locker leichte Atmosphäre auf der einen Seite, die schwere im Alltag auf der anderen. Die herausragenden Darsteller in wunderbar geschriebenen Rollen aber auch die Verwendung von 80s Memorabilien in einem Film der im „Jetzt“ spielt. Kurzum: War „The Descendants“ schon ein verdammt guter Film, mit „The Way Way Back“ haben sich Nat Faxon und Jim Rash definitiv bereits ein kleines Denkmal verdient. Einfach nur wundervoll.

Filmbewertung: 10/10