The King’s Speech – Die Rede des Königs

The King’s Speech – Die Rede des Königs
Originaltitel: The King’s Speech – Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Tom Hooper

Darsteller: Colin Firth, Helena Bonham Carter, Geoffrey Rush, Guy Pearce, Michael Gambon, Timothy Spall, Jennifer Ehle, Derek Jacobi, Anthony Andrews, Max Callum, James Currie, Tim Downie

Filmkritik: Wie man hört, scheint der diesjährige Oscar für die beste männliche Hauptrolle ja bereits fest an Colin Firth für seine Darstellung des britischen Thronfolgers Albert vergeben zu sein. Ob der Fall so klar ist wie letztes Jahr der Oscar für Jeff Bridges sei mal dahingestellt, verdient hätte Firth den Goldjungen aber allemal.

Albert (Colin Firth), der jüngere Bruder des Thronfolgers David (Guy Pearce), leidet schon seit frühester Kindheit am Stottern, wodurch sein Ruf im Königreich seit jeher nicht der Beste ist. Aber unterstützt von seiner starken Frau (Helena Bonham Carter) sucht er immer wieder neue Therapeuten auf, die ihn von seiner Sprachschwäche heilen sollen ihm aber nicht helfen können.
Albert gibt die Suche nach einem passenden Therapeuten, nach erneutem peinlichem Versagen bei einer Rede vor einem großen Auditorium, entnervt auf. Doch seine Frau wendet sich an den etwas selbstgefälligen, wissenschaftlich unseriös wirkenden Lionel Logue (Geoffrey Rush). Dessen Auftreten gegenüber Albert ist so gar nicht das was ein Adliger von einem Bürger erwartet. Aber mit seiner Art und einem Trick bringt er Albert zur freien Rede. Albert ist zunächst weiter skeptisch und auch nicht sonderlich angetan vom schnoddrigen Gehabe des Australiers. Doch als er durch den Tod seines Vaters und den ausufernden Lebenswandel seines Bruders, der ein Verhältnis mit einer geschiedenen Bürgerlichen aufrecht erhält, zunehmend unter öffentlichen Druck gerät, sucht er Lionel erneut auf…

Albert: “My physicians say it relaxes the throat.”
Lionel: “They’re idiots.”
Albert: “They’ve all been knighted.”
Lionel: “Makes it official then.”

Ich gebe zu, die Story klingt durch und durch nach typischem Oscarmaterial. Historische Geschichte die gelungen aufbereitet wird durch „die kleinen Dinge“ oder die weltlichen Schwächen von großen Leuten. Dazu gewürzt mit weisen, älteren Herren die reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Humor, Geschichtsstunde und Drama, vereint in einem toll gefilmten und stark gespielten Film. All das ist „The King’s Speech“

Colin Firth gebührt hier wahrlich großes Lob. Er spielt die Rolle genau auf den Punkt und stellt den Charakter seiner Figur wunderbar heraus. Die Verzweiflung die sich ständig in ihm breit macht, die Angst die ihn umgibt immer wenn er etwas sagen muss und die Ausweglosigkeit(„Perhaps he should change jobs?“) aus seiner gesamten Lage sind wunderbar geschrieben und ebenso exzellent gespielt. Wenn er verzweifelt versucht mit adligem Gehabe, das ihm so gar nicht zu stehen vermag, über seine sprachlichen Schwächen hinwegzukommen aber diese dabei nur unnötig in den Mittelpunkt rückt, fühlt man unweigerlich mit ihm mit.
Und besonders nachdem sein Vater stirbt und jeder weiß das sein Bruder definitiv der falsche Mann ist an der Spitze des britischen Königreichs, das an der Schwelle zum 2. Weltkrieg steht, wird auch ihm klar, dass es quasi kein Zurück mehr gibt und er sich seiner größten Angst stellen muss. Insgesamt richtig stark.

Aber auch Geoffrey Rush ist in „The King’s Speech“ ein wichtiger Bestandteil. Zu Beginn lockert er mit seiner schnoddrigen Art den Film wunderbar auf, entwickelt sich aber dann immer mehr zum nicht mehr wegzudenkenden Stützpfeiler von Albert und auch als wichtiger Bezugspunkt für den Zuschauer, der sich ebenfalls immer wieder an Rush orientieren kann.

Inszenierung und Soundtrack von „The King’s Speech“ sind gewohnt gut. Zwar wird auf herausragende Kameraeinstellungen, bis auf wenige Ausnahmen, verzichtet und auch der Soundtrack hat nun nicht allzu viel Wiedererkennungswert, beides gliedert sich aber stimmig in den Film ein, der im Prinzip aber sowieso von seinen Darstellern lebt und sehr oft wie ein etwas größer angelegtes Theaterstück wirkt, was keinesfalls als Kritikpunkt verstanden werden sollte. Die Reduziertheit der Inszenierung, besonders auch bei der finalen Rede, unterstreicht vielmehr worauf es bei „The King’s Speech“ wirklich ankommt. Passend dazu überzeugen vor allem Kostüme und Setdesign und versetzen den Zuschauer dezent aber glaubwürdig in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts.

Ich kann nun im Vorhinein nicht beurteilen, ob die Deutsche Synchro die Leistung von Colin Firth im Ansatz übertragen kann, kann aber jedem der ernsthaft am Thema interessiert ist nur zur englischen Version raten. Selten wurde Stottern derart realistisch und feinfühlig in einem Film dargestellt wie in „The King’s Speech“. Es darf zu befürchten sein, dass dies in der Synchro weniger gut gelingt.

Man kann „The King’s Speech“ nun natürlich als typischen „Academy-Pleaser“ abtun. Doch das tolle Schauspiel und die grundsympatische, ehrlich vorgetragene Story sowie die tolle schauspielerische Leistung spricht wohl für sich und jeder der dieser Geschichte nur ein bisschen was abgewinnen kann, sollte sich unbedingt darauf einlassen und einen tollen Film bewundern.

Filmbewertung: 9/10