Rush – Alles für den Sieg

Rush – Alles für den Sieg
Originaltitel: Rush – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Ron Howard

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Darsteller: Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Olivia Wilde, Natalie Dormer, Tom Wlaschiha, Pierfrancesco Favino, Rebecca Ferdinando, Alexandra Maria Lara, Jamie Sives, Joséphine de La Baume, Julian Seager, Patrick Baladi

Filmkritik: Zwei Leben auf der Überholspur: Anfang der 70er Jahre kämpfen die höchst unterschiedlichen Rivalen Niki Lauda (Daniel Brühl) und James Hunt (Chris Hemsworth) um den Aufstieg in den Rennfahrer-Olymp. Während der disziplinierte Lauda ehrgeizig an seiner Karriere feilt, stürzt sich Naturtalent Hunt ins glamouröse Jetset-Leben. Ihre Rivalitäten tragen sie nicht nur in spektakulären Rennen aus, sondern auch in heftigen Wortgefechten jenseits der Rennbahn. Immer wieder heißt es: Hunt gegen Lauda – der Rockstar und Playboy der Formel 1, verheiratet mit dem erfolgreichsten Model seiner Generation, Suzy Miller (Olivia Wilde), gegen den messerscharfen Strategen und Perfektionisten. Bis zum legendären Rennen 1976 am Nürburgring, der gefährlichsten aller Rennstrecken, steht Lauda auf dem ersten Tabellenplatz. Doch auf regennasser Fahrbahn baut er einen dramatischen Crash, seine Frau Marlene (Alexandra Maria Lara) bangt um sein Leben. Mit schier übermenschlichem Willen kämpft er sich zurück und tritt nur wenige Wochen später zu einem erneuten Showdown mit Hunt in Japan an. Wieder regnet es stark, das Rennen soll abgebrochen werden, doch beide Rivalen liefern sich ein atemberaubendes Duell.

„Rush“ spielt in einer Zeit, als Rennfahren wirklich noch ein Sport für Wahnsinnige war. Die Fahrer sitzen auf 500 PS und einem Tank voller hochbrennbarem Benzin. Die Strecken sind die Hölle und die Sicherheitsvorkehrungen sind, nun ja, verbesserungswürdig. Klar also, dass ein Film wie „Rush“ von seinen prägnanten Figuren lebt. Chris Hemsworth spielt mit James Hunt einen typischen Rennfahrer-Playboy. Wagemutig dem Tod ins Auge sehen, nicht an Morgen denken, bloß nicht sesshaft werden. Wie so oft bei einem Duell zweier Kontrahenten ist der Kontrahent aus einem etwas anderen Holz geschnitzt. Kämpft sich Hunt über unterklassige Rennserien mit vielen Umwegen in die Formel 1, kauft sich sein Widersacher, der gewiefte Österreicher Niki Lauda einfach bei einem Rennstall ein. Als er mit viel Gespür und einem großen Mundwerk in einer Nacht und Nebel Aktion die Wagen des Rennstalls um 2 Sekunden schneller macht, ist er direkt in aller Munde.

Man erkennt in jeder Pore dieser beiden Menschen, hier sind zwei Teufelskerle unterwegs, jeder mit völlig anderen Vorzeichen und Ansichten. Das schaffen die beiden Darsteller, allen voran Daniel Brühl als Niki Lauda, schlicht hervorragend. Angefangen bei der typischen Sprechweise, über die absolute Kaltschnäuzigkeit und die gewieften Dialoge bis hin zum prägnanten Überbiss und der damit verbundenen Positionierung der Oberlippe. Brühl geht in jeder Szene klar als Lauda durch. Aber auch Chris Hemsworth schafft es sich in Hunt reinzuversetzten, auch wenn man tendenziell sagen könnte, dass es zum einen einfacher sein wird einen Playboy zu verkörpern und der Apfel zum anderen nicht so weit vom Stamm fällt. Doch in seinem Spiel gelingt es Hemsworth auch feine Nuancen herauszuarbeiten, die seiner Figur die Tiefe verleihen die sie braucht.

Ron Howard („Frost/Nixon“) der sich über die Jahre einen Namen gemacht hat einen Stoff wie den von “Rush” unaufgeregt aber eben sehr adäquat und getreu umzusetzen, liefert wie zu erwarten war eine gute Arbeit ab. Zwar hat er bei der Inszenierung nur wenig mit verschiedenen Mitteln experimentiert, ihm gelang es aber erneut sehr gut die Vergangenheit, also die 70er Jahre, glaubhaft auf die Leinwand zu bannen. Auf den ersten Blick etwas enttäuschend sind allerdings ausgerechnet die Rennszenen. Teils dann sogar überstilisiert gefilmt und oftmals nur minimal angedeutet kommen viele Rennszenen schlicht zu kurz. Hier wären einige spannende und vor allem weniger computerbearbeitete Rennszenen dann doch mehr gewesen. Allerdings untermauert Howard so, bewusst oder unbewusst, das es in „Rush“ eben doch mehr um die zwei faszinierenden Personen geht und weniger um den Rennsport selbst.

Was auch ein erfahrener Regisseur wie Ron Howard nicht so ganz in den Griff bekommen hat ist allerdings auch die Episodenhaftigkeit der Erzählung. Wenn man zwei Personen über einen Zeitraum von 6,7,8 Jahren auf 120 Minuten Film bannen will kommt es hin und wieder vor, das manche Etappen im Leben der beiden abgehakt werden anstatt ausschweifend gezeigt zu werden. Howard hat dabei aber ohne Frage immer den Fokus auf die wirklich wichtigen, charakterlich prägenden Szenen gelegt. Laudas großes Mundwerk, seine festen, unumstößlichen Grundsätze und sein Ehrgeiz wurden in genau dem richtigen Maße herausgearbeitet wie man es erwarten hat. Bei Hunt hingegen war es wahrscheinlich gar nicht mal so schwer die Gewichtung überhaupt festzustellen. Zu unklar ist am Ende sein tatsächlicher Werdegang. Zwar nimmt man ihm ab, dass er den Unfall Laudas auch mit auf seine Kappe nimmt, doch der Film muss während dieser Entwicklung sogar einen Zwischenfall zwischen ihm und einem Journalist, der schlecht über Lauda redet und Bekanntschaft mit Hunts Fäusten macht, erfinden, der so nicht stattgefunden hat und ausgerechnet auch als einzige Szenen im Film einfach unangenehm filmmäßig auffällt. Man denkt unweigerlich: „Das passierte so ganz bestimmt nicht“ und so ist es leider auch. Doch wie gesagt, dem Charakter ist es förderlich, aber evtl. wäre eine etwas gediegenere Inszenierung dieser Szene förderlicher gewesen.

Doch das sind alles nur kleine Kritikpunkte im großen Ganzen, in dem die Zahnrädchen einer guten Inszenierung wunderbar ineinander greifen und ein starkes Drehbuch mit vielen, nur allzu glaubwürdigen und Lebensechten Szenen glänzen kann. Dazu die tollen Leistungen der beiden Hauptdarsteller und ein herrlich treibender, leicht rockiger Score von Oldie Hans Zimmer, der im Film wunderbar unterstützt und vor allem auch den sehr langen Abspann wundervoll unterlegt.

Filmbewertung: 8/10