Academy Awards 2020 – Die Show

In der Nacht vom 09.02 auf den 10.02.2020 war es wieder soweit. Um 2 Uhr stand die Oscar Preisverleihung vor der Tür. Ich bin gegen 1 Uhr ins Geschehen eingestiegen. Auf Pro Sieben war wieder der kompetente Steven Gätjen am roten Teppich unterwegs. Und auch seine Begleitung Annemarie Carpendale und eine weitere Dame, deren Name mir grad entfallen ist hatten in diesem Jahr einen eigenen Spot. Entweder hat Pro Sieben tief in die Tasche gegriffen nun sogar 2 Spots zu bezahlen, oder die Veranstalter haben den Teppich stark vergrößert, so das es mehr Platz am Teppich gibt. Wie auch immer es war, Steven war auch dieses Jahr wieder unterhaltsam. Leider hatte er diesmal wenig Glück mit Interviews. um 1:45 war bereits absolute Ebbe mit Gästen. Immerhin hat er vorher noch Renée Zellweger interviewt. Sie hat dann später ja den „Best Actress“ Preis abgeräumt. Auch Taika Waititi kam vorbei, ebenfalls einer der späteren Preisträger (für das Drehbuch von „JoJo Rabbit“). Doch viele mussten direkt weiter zur ABC (die haben Anrecht auf das erste Interview) und kamen dann nicht wieder zurück. Tom Hanks wurde im Vorbeigehen versucht zu überreden, Steven rief ihm zu „Tom, we are live in Germany“ woraufhin Tom Hanks nur im vorbei laufen rief: „I wish we were there right now“. Der hatte richtig Bock.
Bei den beiden Damen war es nicht viel besser. Immerhin Salma Hayek hielt mal kurz an. Insgesamt aber war der rote Teppich von Pro Sieben schon mal besser. Mehr Spots bedeuten wohl nicht mehr Interviews sondern scheinbar haben auch andere Sender einen Spot bekommen und daher ist noch weniger Zeit für die Promis bis die Veranstaltung losgeht.

Um 2 Uhr ging die Veranstaltung dann los. Wie letztes Jahr, ohne Moderation. Daher war es etwas überraschend, dass es direkt mit einer Gesangsnummer losgeht. Im „Mr. Rogers Neighbourhood“ Setting. Die Sängerin Janelle Monáe kam wie Mr. Rogers in „sein“ Haus und sang dabei den berühmten Song der Show. Daraufhin lief sie durch die erste Reihe im Saal, und blieb natürlich  bei Tom Hanks stehen, der Mr. Rogers ja in diesem Jahr gespielt hat und nominiert war als bester Nebendarsteller. Nach dem Song entwickelte sich die Nummer dann in eine lockere Tanznummer mit Tänzern verkleidet wie die Stars in den nominierten Filmen. „Joker“, „Jojo Rabbit“ und so weiter. Und eine kurze „Im still standing“ Nummer wurde eingebaut, für den „Rocketman“ Film über Elton John, der als bester Song nominiert wurde. Weiter ging es dann nochmal mit ein paar Zuschauer-Interaktionen. Sie lief durch den Saal und sang immer wieder „Lalalalalalalalalala“ was denn immer wieder die Stars wiederholen durften. Insgesamt, eine der besseren (beste?) Musik-Eröffnung der Oscars bisher. Gab ja ein paar, Hugh Jackman, Neil Patrick Harris, welche eher lustig gemeint waren aber insgesamt dann doch etwas fad. Hier stimmte nun gesanglich alles und war sehr locker und kurzweilig.

Nach dem Opener kam noch ein weiterer Opener. Steve Martin und Chris Rock konnten scheinbar überredet werden, eine Stand-Up Eröffnung der Oscars zu machen. Das fing gut an. Als Reaktion auf die Gesangsnummer grad, meinte Chris Rock das Steve Martin zu ihm hinter der Bühne gesagt hätte „J Lo is killing it two weeks in a row“, in Anspielung auf den Superbowl letzte Woche. Auch ein Amazon Witz war dabei, da Jeff Bezos auch im Publikum war. Aber die Witze wurden dann leider immer flacher und lahmer und auch der Saal machte kaum noch mit. Die beiden werden damit wohl auch bedient sein und sowas nicht mehr annehmen. Hier noch ein paar Highlights:

Danach ging es dann wirklich mit der Veranstaltung los. Zu Beginn gab es dann bei den Preisen nur wenige Überraschungen. „Toy Story 4“ gewann sowie Brad Pitt für „Once Upon a time in… Hollywood“. Weitere interessante Momente waren, dass bei der Performance des nominierten Songs aus „Frozen 2“ Sängerinnen aus der ganzen Welt da waren, welche die „Frozen“ Songs in anderen Sprachen singen in den jeweiligen synchronisierten Versionen. Das war mal eine tolle Idee. Das wurde von Josh Gad angekündigt. Und da der Song hauptsächlich von Idina Menzel gesungen wurde, konnte er es sich nicht nehmen, nochmal auf die berühmte Szene mit John Travolta vor ein paar Jahren hinzuweisen. Da hat Travolta „Idina Menzel“ einfach „Adel Dazim“ genannt. Zur Erinnerung nochmal:

Bereits früh deutete sich auch an, das es für „Parasite“ ein besonderer Abend werden sollte. Denn der Film aus Südkorea gewann den Preis für das beste Drehbuch. Das war nicht zu erwarten. Ebenfalls für eine Überraschung sorgte Shia LaBeouf als Laudator. Da hatten wohl viele gedacht, der wird mit der Academy gar nichts zu tun haben. Falsch gedacht. Er kam mit einem Jungen auf die Bühne der scheinbar das Down Syndrom hatte und stellte mit ihm zusammen den Gewinner für „Best Live Action Short Film“ vor.

Etwas seltsam war hingegen der Auftritt von Keanu Reeves und Diane Keaton. Ob gespielt oder nicht, weiß man nicht genau aber Diane Keaton wirkte dabei stellenweise seltsam ungeschickt. Vielleicht war sie auch nur nervös, schließlich ging es um den wichtigen Drehbuchpreis, den, wie eben geschrieben, „Parasite“ gewann. Der Preis für das beste adaptiere Drehbuch ging hingegen an „Thor Ragnarok“ Regisseur Taika Waititi. Absolut verdient im Grunde, eine herrliche Dramödie im zweiten Weltkrieg.

Weiter ging es mit weniger überraschenden Sieger. Mit Laura Dern als beste Nebendarstellerin hat jeder gerechnet. Schön, dass sie in ihrer Rede nochmal Vater und Legende Bruce Dern erwähnt hat. Bei der Verleihung zum ersten Preis für „Ford v. Ferrari“ wurde vom Gewinner darauf hingewiesen, dass dies wohl der letzte Film war für „20th Century Fox“. Disney benennt das Studio ja um und heißt dann wohl nur noch „20th Century“. Ein Jammer.

Und dann kam es zu einer überraschenden Musik Nummer. Nach einer gewohnt tollen „Musik in Filmen“ Montage, die mit dem Eminem Film „8 Mile“ geendet hat, kam eben dieser Eminem auf die Bühne und sang seinen Film „Lose Yourself“. Er zensierte die Fucks dabei sogar scheinbar selbst raus, was stellenweise sehr seltsam klang, da man meinte es gab Aussetzer am Mikrofon. Die Reaktionen auf diesen Auftritt waren ebenfalls sehr interessant. Sänger Billie Eilish konnte es kaum fassen und wirkte eher genervt, wobei sie das wohl immer tut. Martin Scorsese nutze den Auftritt für einen kurzen Powernap. Insgesamt war man wirklich überrascht und verstand nicht so recht was das jetzt sollte. Aber es war auch verdammt cool:

Im weiteren Verlauf kamen dann die erwarteten Preise für „1917“. Und zwar für die beste Kamera, die besten visuellen Effekte und Sound Mixing. Das war es dann aber auch. „1917“ wurde von der Academy scheinbar als „One Trick Pony“ abgestraft. Gefilmt wie an einem Stück? Ja okay. Visuelle Effekte die man kaum als solche erkennt? Ja, das auch. Der Sound gut abgemischt. Auch das. Aber das war es dann. Denn in der Endphase der Preisverleihung schlug die Stunde von „Parasite“. Und damit hatten nicht allzu viele Leute gerechnet. Zumal es sich etabliert hatte, dass Regie und Bester Film zuletzt sehr oft geteilt wurde auf zwei Filme. Und da „Parasite“ bereits die Regie abgeräumte hatte, rechneten dann eigentlich alle damit, dass „1917“ doch zumindest den besten Film bekommen müsste. Apropos „Parasite“. Sein Regisseur, Bong Joon Ho, kann scheinbar nicht so gut Englisch weswegen er bei jedem seiner 4 Preise an diesem Abend auf der Bühne in koreanisch gedankt hat. Eine Übersetzerin hat immer wieder erklärt, was er da gesagt hat. Wobei man sagen muss, ich denke mal der gute ist maximal von einem Preis ausgegangen. Wer hätte gedacht, dass er da 4x vorne stehen wird an diesem Abend? Er am allerwenigsten, was er u.a. auch beim dritten Preis zugegeben hat.

Weitere Laudator Highlights waren auf jeden Fall noch Maya Rudolph und Kristin Wiig, sowieso Julia Louis Dreyfus und Will Ferrell.
Maya und Kristin taten so, als wollten sie diesen Abend als Sprungbrett nutzen endlich was anderes als Komödien zu machen:

Und Julia Louis Dreyfus und Will Ferrell waren der Meinung, sie wären aus einigen der nominierten Filme herausgeschnitten worden. Eigentlich waren sie fast überall dabei.

Der unbekannte Darsteller Utkarsh Ambudkar hat eine Freestyle Nummer zum Besten gegeben:

Und dann war da noch Tom Hanks, der das neue „Oscar Museum“ in L.A. vorgestellt hat. Der wirkte, wie so oft auf der Oscar Bühne, irgendwie gehetzt. Aber es war sehr lustig. Er wunderte sich wieso es ein „Selfie Museum“ in L.A. gibt. Und erklärte, dass er heute an der Baustelle war und Brad Pitt dort oben ohne auf dem Dach gearbeitet hat. Er verließ die Bühne mit den Worten „I am Spartacus“, in Erinnerung an Kirk Douglas. Apropos, „In Memorian“ gab es dieses Jahr natürlich auch wieder. Billie Eilish sang dazu „Yesterday“:

James Corden und Rebel Wilson, beide im Megaflop „Cats“ involviert, präsentierten den Visual Effects Oscars, der ja dann an „1917“ ging, als Katzen verkleidet und benahmen sich auch so. Das hätte allerdings irgendwie lustiger sein können. Die Idee war aber super:

Die beste Dankesrede an diesem Abend, kam diesmal von Joaquin Phoenix. Er war wohl der Preisträger der am wenigsten überrascht hat. Hier hatte wirklich jeder mit gerechnet. Dafür war seine Rede einfach ehrlich und sehr emotional. Am Ende ging es sogar noch um seinen verstorbenen Bruder River Phoenix.

Dem gegenüber stand kurz danach Renée Zellweger die ebenfalls wenig überraschend die beste Darstellerin wurde. Ihre Rede und ihr ganzes Auftreten war allerdings das genaue Gegenteil von Phoenix. So unterschiedlich kann man das machen.

Doch am Ende kam dann ja noch die Faustdicke überraschung. „Parasite“ als bester Film. Ein nicht englischsprachiger Film als bester Film. Das gab es noch nie. Und beide Preise, bester ausländischer Film und bester Film abzuräumen, das ist auch eher selten. Das war wirklich mal ein großes Ding letzte Nacht. Da hat kaum einer mit gerechnet. Wow, großes Respekt an „Parasite“.

Und so ging dann um 5:30 Uhr die 92. Oscar Nacht zu Ende. Es war eine gelungene Veranstaltung. So viele gute, herausragende und unterhaltsame Filme gab es die letzten Jahre sehr selten. Es war diesmal wirklich für jeden was dabei. Viele Filme hätten gewinnen müssen. Es kann halt nur immer einen geben. Aber alle nominierten waren in der Regel diesmal wirklich klasse. Das hat man echt nicht oft. So war es eine kurzweilige Veranstaltung. Den fehlenden Moderator hat man kaum vermisst. So wird es dann also wohl bleiben. In diesem Sinne, bis nächstes Jahr.