Doctor Strange

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Doctor Strange
Originaltitel: Doctor Strange – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: Scott Derrickson

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

Darsteller: Benedict Cumberbatch, Chiwetel Ejiofor, Rachel McAdams, Benedict Wong, Mads Mikkelsen, Tilda Swinton, Scott Adkins, Michael Stuhlbarg, Benjamin Bratt, Amy Landecker, Juani Feliz, u.A.

Filmkritik: Wieder eine neue „Origin“-Story für Marvel? Oh ja und dieses Mal gibt es zwar eine sattsam bekannte Struktur, die aber mit so viel frischen Elementen, Charme und optischer Kreativität angereichert wurde, dass man traurig ist, wenn am Ende der Abspann ins Bild knallt, denn nun muss man ein paar Jährchen warten, um weitere Abenteuer mit „Doctor Strange“ zu sehen.

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Die Allzweckwaffe gegen Superhelden-Verstopfung

Waren die technik- und wissenschaftsbasierten Superhelden langsam aber sicher doch etwas viel geworden, so ist der von Benedict Cumberbatch wunderbar charmant gespielte Doktor eine angenehm frische Brise. Auch, wenn der Kittelträger zu Anfang des Geschehens extrem selbstverliebt ist. Aber dafür kommt er ja in einen Unfall und muss seine Superfähigkeit – seinen Verstand –einsetzen, um sich selbst wieder aus seinem emotionalen Loch zu retten und zu „Doctor Strange“ zu werden.“
Und ja, inhaltlich hat Marvel gesagt „Fuck it!“ und ziemlich gleich die Struktur von „Iron Man“ übernommen, nur diese sogar noch weiter verbessert. Statt der Technik gibt es nun eben die Magie und selbst der Bösewicht dieses Mal – schön gespielt von Mads Mikkelsen – ist besser eingebunden in die generellen Themen des Werks. Ja, Marvel-typisch ist er dennoch etwas blass, aber meilenweit charismatischer als viele andere Schurken aus der Superheldenschmiede. (Ich schaue da besonders in deine Richtung, „Thor – The Dark World“!)

Buy The Ticket, Take The Ride

Das emotionale Fundament von „Doctor Strange“ ist also gelegt, die Darsteller sind bestens aufgelegt und jetzt geht es um die Action und – man oh man – ist die gelungen! Die optischen Spielereien, welche damit beginnt die Welt in Kaleidoskop-artigen Effekten zu verzerren und dann immer weiter geht, lässt mehrfach die Augen und Münder weit aufstehen. Regisseur Scott Derrickson beginnt da, wo Nolan (nicht viel aus seinen Ansätzen gemacht und) mit „Inception“ aufgehört hat.
Doch noch viel besser: Verschiedenste Sequenzen verweisen auf die trippigen Comicgeschichten des Meisters der Magie und lassen in bunten Lichterwelten den Eindruck zu, dass hier mehr als einmal auf die Endsequenz von „2001“ geschaut wurde. Und wenn dann im Finale … Ok, keine Sorge, verraten soll nichts werden, aber sowohl der Endkampf, als auch die abschließende Lösung eines größeren Bedrohungsproblems sind einfach nur, hehe, magisch.

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Die kleinen Zaubereien am Rande

Bonuspunkte: „Doctor Strange“ gelingt es spielend leicht verschiedene Handlungselemente für seine eigene Filmtrilogie einzubauen, ohne dass diese störend auffallen würden. Einfach nur exzellent! (Interessanterweise ist dahingehend der Inhalt sogar nicht nur nahe an „Iron Man“, sondern sogar noch näher an „Green Lantern“ dran. Nur eben deutlich kompetenter ausgeführt. Hätte SO das Drehbuch von der Laterne ausgesehen, dann hätte es auch mit dem Box-Office geklappt.)
Zudem darf doch allen Ernstes Scott Adkins einen „Zwischengegner“ spielen. Ok, zugegeben, ich glaube nicht, dass ein Benedict Cumberbatch einen Adkins verprügeln kann, aber, hey, was solls? Wenn er schon nicht selber – endlich – mal seinen eigenen Superheldenfilm bekommt, so ist es zumindest schön in hier zu sehen und nicht in solchen Gurken wie „Wolverine Origins“.

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Die dunkle Seite des Magiers

Gibt es auch negative Elemente? Wie gesagt, der generelle Ablauf ist eben einer, der immer wieder stark bekannt ist aus so ziemlich allen anderen „Origin“-Filmen. Aber im Endeffekt ist das bei „Doctor Strange“ eigentlich egal. Denn noch rollt die Superheldenwelle weiter und ist noch nicht dabei zurückzurollen. Nur sollten die Macher sich bewusst sein, dass sie bei weiteren Helden gerne auch mal etwas unorthodoxer vorgehen können, damit sie bei anderen Figuren – wie etwa hier im Falle von „Doctor Strange“ – wieder eben jene klassische Struktur verwenden können.
Ein kommendes Werk wie „Ms. Marvel“ etwa könnte deutlich anders und lockerer inszeniert werden, aber yeah, das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.

Fazit: Leiden Sie an einem Übermaß von generischen Superheldenstreifen? Dann ab ins Kino, denn dieser Marvel-Film ist genau das, was der Doktor verschrieben hat!

Filmbewertung: 8/10