Star Trek Beyond
Originaltitel: Star Trek Beyond – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: Justin Lin
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoe Saldana, Simon Pegg, John Cho, Anton Yelchin, Idris Elba, Sofia Boutella, Joe Taslim, Lydia Wilson, Deep Roy, Melissa Roxburgh, Anita Brown, Doug Jung
Filmkritik: Während einer Fünfjahresmission landet die Enterprise Crew rund um Captain Kirk (Chris Pine) auf der „Starbase Yorktown“. Kurz nach der Ankunft empfängt die Station einen Notruf von einer Rettungskapsel, die auf die Station zusteuert. Aufgrund dessen macht sich die Enterprise auf eine neue Mission zum Planeten Altamid. Doch im Orbit des Planeten, der hinter einer gefährlichen Nebula liegt die jegliche Kommunikation mit Yorktown unmöglich macht, erwartet die Enterprise eine lebensgefährliche Überraschung in Form des Bösewichts Krall (Idris Elba). Dieser zwingt die Crew zur Bruchlandung auf dem Planeten…
„Star Trek Beyond“ schafft sehr schnell wo sich viele andere Nachfolger zu aktuellen Filmen schwer tun: Man ist in wenigen Minuten direkt „drin“. Man ist Kumpels mit den verschiedenen Charakteren, spürt die Weltraum- und Raumschiff-Atmosphäre, kurzum: Man ist direkt wieder im neuen „Star Trek“ Universum.
Das dies mit einer eher simplen Klamaukszene, etwas Schabernack und ein paar Sprüchen sowie einer Kamerafahrt über und in der Enterprise erreicht werden kann spricht viel für die erzählerischen Qualitäten der Kameraführung aber auch dafür, dass dank den ersten beiden Filme des neuen Universums bereits viel „Erzählfleisch“ an den Figuren ist.
Das die Einführung so gut funktioniert hilft der nachfolgenden Sequenz, welche auch die Handlung des Films erst so richtig startet. Denn nun wirft uns der Film umso packender in eine spektakulär wuchtige Sequenz, in der die Enterprise und seine Besetzung wirklich um ihr Überleben fürchten müssen. Selbst als Zuschauer ist man sich hier manchmal, ganz tief drinnen, nicht sicher, dass es alle überleben werden, dabei ist das Ableben eines der Haupt-Crew-Mitglieder natürlich sehr unwahrscheinlich. Doch der Feind wirkt in der Anfangsphase des Films wirklich übermächtig und nicht zu stoppen.
Zwar beendet diese Sequenz auch die Chance, dass der dritte Teils des neugestarteten Franchise allzu viele weitere Weltraumszenen haben wird, dafür geht es nun mit der Handlung auf dem Planeten Altamid weiter. Neben Weltraumschlachten ist das die zweite Paradedisziplin der Filmreihe, kann also nicht schiefgehen eigentlich.
Im weiteren Verlauf des Films begibt sich die Handlung auf mehr oder weniger stringenten Bahnen. „Star Trek Beyond“ baut weniger auf einer überraschende Handlung als auf seine etablierten Charaktere. Denn die harmonieren durchweg einfach gut und spielen sich munter die Bälle bzw. Sprüche zu. Neue Figuren, in Haupt- und Nebenrollen, werden aber ebenfalls gut in die bestehende Runde integriert. Allen voran die gelenkige Sofia Boutella, welche eine Art Untergrundkämpferin auf dem Planeten spielt und die Crew der Enterprise unterstützt. Wer bei ihrer Figur (insbesondere beim Rollennamen „Jaylah“/“JLaw) unweigerlich an eine Rolle für Jennifer Lawrence denkt liegt übrigens nicht falsch. Simon Pegg, der hier am Drehbuch mitgeschrieben hat, verriet, dass der Charakter quasi auf Jennifer Lawrence Figur aus „Winter’s Bone“ basiert. Gewiss nicht die schlechteste Grundlage für eine unabhängige Frauenrolle.
Actiontechnisch bietet „Star Trek Beyond“ leider Licht und Schatten, was an dieser Stelle wörtlich zu verstehen ist. Denn neben den spektakulären Raumschiff-Actionszenen und einigen gut gefilmten Sequenzen auf der Planetenüberfläche, gibt es auch ein paar schnell geschnittene Actionmomente, die in der Dunkelheit spielen und fast überhaupt nicht funktionieren, da die 3D-Fassung massiv an Helligkeit einbüßt. Um dann noch zu erkennen was in der Szene genau passiert muss man die Brille fast absetzen. Doch dieses Problem tritt in der zweiten Filmhälfte nicht mehr auf, stört also nicht lange und niemals dauerhaft.
Auch die Sorge, dass Regisseur Justin Lin („Fast Five“, „Furious 6“) den Film zu einem Sequel der berühmten Auto-Actionreihe macht war unbegründet. Bis auf eine, gar nicht mal so schlecht integrierte Sequenz mit einem Motorrad, die ohne Frage Lins Handschrift trägt, wirkt der Rest sauber inszeniert ohne zu weit vom „Star Trek“ Thema abzugleiten.
Weniger gut funktioniert hingegen der Bösewicht Krall. Bleibt er schon die meiste Zeit des Films über recht blass bzw. fast nicht existent (abgesehen von den typischen Bösewicht-Momenten der Marke „ich bringe die Statistin hier jetzt mal um“), wird in der letzten Filmhälfte dann versucht der Figur plötzlich Leben einzuhauchen bzw. Tiefe zu verleihen. Der Versuch kommt jedoch nicht nur viel zu spät, er wirkt dabei auch aus der Luft gegriffen. Der Twist, wenn man es so nennen möchte, kommt unerwartet weil er vorher nur unmerklich thematisiert wurde und bringt der Figur so keinesfalls die Tiefe welche er verdient gehabt hätte. Es wirkt mehr wie eine Rechtfertigung der Macher, wieso es die Figur überhaupt gibt.
Mit einer besseren Inszenierung hätte man hier allerdings sogar eine weitere tragische Figur des „Star Trek“-Universums gehabt, die dank Idris Elba bestimmt auch gut funktioniert hätte. Mit der entsprechenden Inszenierung des Charakters jedoch erst im Finale anzufangen ist am Ziel vorbei geschrieben und somit schief gegangen.
Das Finale an sich hingegen funktioniert größtenteils gut. Es gibt eine Zweiteilung, wobei der hintere Teil leichte Ähnlichkeit hat mit dem Finale von „Star Trek Into Darkness“ und leider nicht durchgehend schafft die Spannung aufrecht zu erhalten, was ebenfalls am im Absatz vorher erwähnten Bad-Guy liegt. Die erste Hälfte hingegen funktioniert super, weswegen nicht zu viel verraten wird. Nur so viel: Wer „Sabotage“ von den Beastie Boys mag, der wird das Finale lieben.
Insgesamt ist auch „Star Trek Beyond“ wieder eine sehr gute Fortsetzung geworden, welche sich nahtlos an die neuen Teile anreiht. Die Macher schaffen den Spagat zwischen neumodischem Unterhaltungsfilm mit „Star Trek“-Feeling ein weiteres Mal. Nur selten driftet der Film in Sequenzen der Marke „Action um der Action willen“ ab. Meist hat alles Hand und Fuß und die Logikprobleme halten sich ebenfalls in Grenzen. Was bleibt ist ein rundum gelungenes Vergnügen welches Spaß macht und den Zuschauer mit einem Lächeln auf dem Gesicht entlässt.
Filmbewertung: 8/10
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