X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
Originaltitel: X-Men – Days Of Future Past – Erscheinungsjahr: 2014 – Regie: Bryan Singer
Darsteller: Jennifer Lawrence, Peter Dinklage, Michael Fassbender, Evan Peters, Hugh Jackman, Ellen Page, Nicholas Hoult, James McAvoy, Anna Paquin, Ian McKellen, Halle Berry, Shawn Ashmore u.A.
Filmkritik: Nach ihrer „Ersten Entscheidung“ mit Matthew Vaughan sind die X-Menschen nun wieder in den Händen von Bryan Singer gelandet. Der adaptiert gleich freudig eine der bekanntesten und beliebtesten Geschichten der Comic-Vorlage: „Days Of Future Past“, woraus die hilflos wirkenden deutschen Titel-Übersetzer beim Kinofilm dann „Zukunft ist Vergangenheit“ gemacht haben. Aber wenn die ungelenke Übersetzung des Titels eines der wenigen Probleme des Films ist, dann hat man es durchaus mit einem ziemlichen Knaller zu tun.
Knallen tut es auch in der Zukunft, denn die Sentinels, Roboter mit der Fähigkeit alle Superkräfte zu übernehmen, mit denen sie in Kontakt kommen, haben beinahe alle Mutanten in einem apokalyptischen Kampf ausgerottet. Während des Kampfes sind auch immer mehr Menschen dem Ganzen zum Opfer gefallen, da jeder exterminiert wird, der auch nur das Potential hat irgendwann mal einen Mutanten in die Welt zu setzen. Professor X und Co. fassen den verzweifelten Plan die Vergangenheit zu ändern, damit diese schreckliche Zukunft nie existiert hat. Dazu wird Wolverine in die Vergangenheit, genauer gesagt in die frühen 70er geschickt. In eine Zeit, die gerade am Ende des Vientmankrieges einem sozialen Schmelzkessel gleich kommt. Und die X-Men sind auch nur unbeschadet durch diese turbulente Zeit gekommen…
Die Wolverine und Mystique-Show, oder: Fokussieren wir uns auf die Stars
Hugh Jackman und Jennifer Lawrence sind gerade die größten Stars des Franchise und das wird dem Zuschauer auch in jedem Moment deutlich. Professor X, hier sowohl von Patrick Stewart in den Zukunftsszenen, als auch Jams McAvoy in den 70er gespielt, die als „Storm“ zurückkehrende Halle Berry oder auch die Figuren wie die von Ellen Page dargestellte Kitty Pride werden direkt zu Nebenfiguren degradiert.
Jackmans Wolverine muss in die Vergangenheit, da Lawrences Mystique einen Waffen-Entwickler erschießt, der für den Ursprung der Sentinels verantwortlich ist und durch dessen Tod das Programm erst so richtig kickstartet. Auf dem Weg darf James McAvoys junger Professor X mit einer Drogen-Allegorie seine Beine wiederbekommen, es wird 70er Jahre Chic abgefeiert und für die Damen (und Herren wie Regisseur Singer) gibt es Jackmans nackten Hintern. Sexistischerweise gibt sich die Lawrence da weniger freizügig trotz blauem Bodypainting. Das ist mal drolliger Sexismus andersrum. Aber egal, denn abgesehen von den eigentlichen Änderungen der Comic-Story und vielen Freiheiten die sich Singer im Bezug auf die Kräfte und Co. erlaubt gibt es eigentlich nichts, was man an diesem spaßigen Popocorn-Spektakel kritisieren könnte, ohne komplett zu ver-nerd-en.
Zukunft ist Vergangenheit ist Aweomse!
Den Kern des Geschehens machen nämlich vor allem drei Sachen aus: Zuerst wären da die opulenten Superhelden-Kämpfe, die mit ihrer wunderbar ruhig eingefangenen Eleganz mit das Beste sind, was an übermenschlichen Kampfszenen bislang auf die Leinwand gebannt wurde. Da wird teleportiert, transformiert und gekämpft, dass es eine wahre Wonne ist. Und, noch besser, das Ganze ist klar verwurzelt mit der Handlung, wo wir auch schon bei dem nächsten positiven Aspekt sind. In etwa zwei Stunden gibt es zahlreiche unterhaltsam-spannende Charaktermomente, Entwicklungen und dramatische Szenen, welche von dem abschließenden dritten Element getragen werden, den guten Darstellern. Von Fassbenders Magneto über Avoys Xavier bis hin zu kleineren Figuren wie Nicholas Hoults Beast und eben Peter Dinklage als bösem Sentinel-Erfinder: Die Darsteller sind spitzenmäßig und füllen ihre Rollen ein ums andere Mal mit so viel Leben, dass man zum Schluss etwas traurig ist, nun wohl wieder zwei Jahre warten zu müssen, bis man die liebgewonnenen Charaktere wieder sieht.
Denn, oh ja, „X-Men: Apocalypse“ ist schon fest angesagt und eine Szene ganz am Ende des aktuellen Films ist für Comic-Kenner bereits ein schöner Ausblick, während alle Unkundigen wohl restlos überfragt sind, wer oder was da gerade zu sehen war. Aber das ist eben das Problem der Mainstreamer, der Nicht-Geeks und eben aller, die noch nerdig werden wollen, oder dazu bislang nicht die Zeit hatten.
„X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ ist mit, wenn nicht sogar das Beste, was das Franchise bislang zu bieten hatte. Von der TRON-esquen Neon-Zukunft, die als actionreiche Rahmenhandlung fungiert, über die zeitgenössischen und gut eingebundenen 70er Jahre-Elemente bis hin zu so einfachen Sachen wie Ton/Schnitt und Cinematographie, hier stimmt einfach alles. Und das Ende zeigt, dass für die kommenden Werke eine schöne neue Welt auf die X-Men wartet, die hoffentlich noch lange in dieser hohen Qualität weiterlebt.
Fazit: Erstklassiges Popcorn-Kino par excellence!
Filmbewertung: 9/10
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