Ninja – The Protector

Ninja – The Protector
Originaltitel: Ninja – The Protector – Erscheinungsjahr: 1986 – Regie: Godfrey Ho



Darsteller:
Richard Harrison, David Bowles, Clifford Allen, Vera Chang, Yvette Chan, Warren Chan, Andy Chorowsky, Joyce Chow, Phillip Ko, Morna Lee, Peter Leung u.A.

Filmkritik: Es gibt sicherlich etliche Leute dort draußen, die trotz der mehrfachen Erwähnung auf dieser oder anderen Internetseiten bislang noch nicht (wissentlich?) an Filme von Godfrey Ho und dessen IFD-Films-Verleih gekommen sind. Deshalb einmal mehr als Erklärung:

Als Mitte der 80er das Videothekengeschäft boomte, gab es auch –anscheined- das immer größer werdende Verlangen nach Ninja- oder generell Actionstreifen. Kein Problem für Ho, der laut Aussage von Darsteller Richard Harrison ein ziemlicher Drecksack, Lügner und Krimineller durch und durch sein soll, denn der Godfrey holte eben erwähnten Harrison nach Hongkong und kurbelte schnell einige Action- und Storyszenen hinunter. Wie Harrison in diesem Interview (->http://www.nanarland.com/interview/interview.php?id_interview=richardharrisonvo&vo=1&page=1 )  erwähnte, dachte er, dass dieser Schrott eh nie Verwendung finden würde. Weit gefehlt. Denn anstatt nur ein paar Filme zu machen, benutzte Godrey Ho das gedrehte Material von Harrison für zig verschiedene Streifen. Natürlich ohne diesem das zu sagen, aber das versteht sich wohl von selbst. Zwanzig, maximalst dreißig Minuten (wenns hoch kam!) neue Material um einen alten, eingekauften Streifen aus Thailand, Hongkong oder den Philippinen, schwupps war das neue Werk fertig, bei dem meistens ein „Ninja“ im Titel zu finden war.

Warum die erneute Aufklärung? Weil neben dem „Ninja Terminator“ (und dessen semi-Sequel „Ninja Golden Warrior“) der hier besprochene „Ninja – The Protector“, auch bekannt als „Ninja – The Story“ DER prototypische Godrey-Ho-Richard-Harrison-Ninja-Streifen ist.

Während in Film B – also dem ursprünglich eingekauften Streifen zur Streckung des neugedrehten Materials – zwei geile Brüder hinter Frauen her sind und sich mit Geldfälschern anlegen, handelt Film A – das neugedrehte Material – davon, dass die Hintermänner dieses Fälscherrings natürlich Ninja-Krieger sind, auf die Harrison als Kopf einer Geheimdienst-Truppe angesetzt sind.
Auch dies ist bereits der Prototyp eines Ho-Films: Ninjas im Anfang, dann irgendwas dazwischen knallen und per Synchro immer wieder ermahnend daran erinnern, dass natürlich die Ninjas die Drahtzieher sind hier was auch immer gerade vor sich geht.

So darf der geneigte Zuschauer hier neben etwas Erotik-Gedöns von Film B mit allerlei Prügelszenen immer wieder Harrison in Film A erleben, der nach und nach sämtliche Ninjas besiegt und seinen vertrottelten Unterstellten in Handschellen zur Abholung bereit stellt.
Dabei fällt der klassische

„Chef, was sind eigentlich Ninjas? –„Nichts, nur ein Mythos!“

(etwas frei erinnert) Dialog, der nicht in etlichen weiteren Werken wieder vorkommen, sondern auch in etlichen Fan- oder Parodie-Projekten veräppelt werden sollte. Interessant dabei ist, dass die „Ninjas are just fairy tales“-O-Ton-Haltung immer mehr ins Wanken geriet, je mehr Ho sie auf die Menschheit, bzw. die Videotheken losgelassen hat, aber das geht nun über das Maß dieses Reviews hinaus.

Wer sich also wirklich (wirklich!) mal mit den Trash-Ninjas vergangener Videothekenzeiten beschäftigen will, der findet hier einen sehr guten Einstieg. Ein kleiner aber großartiger Gag am Rande ist dabei die alte DVD von Eurovideo, die ganz dreist damit wirbt, dass ein gewisser JACKIE CHAN im Film sein soll, was man mit einem eigens in die Mitte des Covers ge-photoshop-ten Gesicht des Guten noch hat unterstreichen wollen. Dass der Gute natürlich nicht im Film ist erklärt sich von selbst. Wer allerdings einen Chan-Streifen aus dieser Zeit sehen will, der nicht ganz typisch, dafür aber sehr unterhaltsam ist, der soll es mit dem „Protector“ [hier bitte Link zum Review einfügen] von James Glickenhaus versuchen.

Aber, kommen wir wieder zu den Ninjas zurück: Die springen hier in gut gelaunt durch die Gegend und zum Schluss gibt es gar einen Motorrad-Kampf zu sehen. Film B ist nicht das Lahmste, was Ho jemals zum Einschnibbeln verwendet hat und Richard Harrison scheint hier noch nicht komplett so zu wirken, als sei er lieber tot anstatt diesen Mist hier zu drehen. Das ist doch auch mal was.

Die schlussendliche Bewertung richtet sich natürlich nach einem gewissen Trashpegel, denn für sich allein gesehen ist „Ninja – The Protector“ es noch nicht einmal wert als filmischer Bieruntersetzer herzuhalten. Wer aber dusselige Typen in dusseligen Verkleidungen bei dusseligen Kampfszenen unterbrochen von dusseligen Dialogen etwas abgewinnen kann, der kann ruhig hier hereinschauen. Godfrey Ho haut auch viel, viel schlimmeres gemacht:

Filmbewertung: 6/10