Mr. Nobody

Mr. Nobody
Originaltitel: Mr. Nobody – Erscheinungsjahr: 2009 – Regie: Jaco van Dormael



Darsteller:
Jared Leto, Diane Kruger, Sarah Polley, Linh Dan Pham, Rhys Ifans, Toby Regbo, Juno Temple, Clare Stone, Thomas Byrne, Audrey Giacomini, Laura Brumagne, Allan Corduner

Filmkritik: Ein uralter Mann (Jared Leto) sitzt im Jahr 2092 vor einer Art Psychiater, dessen Gesicht vollständig tätowiert ist, und wird nach seinem Alter befragt. „34“ antwortet der alte Mann, der sich im Jahr 2009 vermutet, denn er wurde am 9. Februar 1975 geboren.
Der Psychiater möchte von ihm, dem letzten noch lebenden Sterblichen, da der Tod inzwischen überwunden wurde, etwas über seine Vergangenheit wissen, und setzt ihn unter Hypnose. Seine Erinnerungen gehen zurück in die Phase vor seiner Geburt, als er sich Mom (Natasha Little) und Dad (Rhys Ifans) selbst aussuchte, und als Nemo Nobody geboren wurde. Doch dann driften seine Lebenswege auseinander – ist er beim Vater oder bei der Mutter geblieben, als diese sich trennten? – Und welche der drei Frauen hat er wirklich geheiratet?

Einen Film zu finden mit dem man „Mr. Nobody“ vergleichen kann ist gar nicht mal so einfach. Das vielschichtige Werk von Regisseur und Autor Jaco Van Dormael springt so freudig durch die Genres und durch die Zeit, dass eine genaue Einordnung nicht leicht fällt.

In erste Linie stellt „Mr. Nobody“ eine Abhandlung des Lebens als solches dar. Geburt, Kindheit, Alterungsprozess, Liebe. Vor allem aber hat Van Dormael gefallen an den menschlichen Entscheidungen gefunden. Was passiert wenn ich rechts statt links gehe, was passiert wenn ich hier kurz Pause mache anstatt weiter zu gehen. Der Butterfly Effekt, wo ein Flügelschlag eines Schmetterlings einen Orkan auslösen kann, ist in der Handlung von „Mr. Nobody“ allgegenwärtig. Die Geschichte splittet sich immer wieder aufs Neue in Paralleluniversen auf und zeichnet das Leben von Nemo Nobody (Jared Leto) ein ums andere Mal unterschiedlich.

Etwas deplatziert scheint bei dieser Herangehensweise der Zkunftsaspekt zu sein. Die glatt gebügelte, unterkühlt und steril wirkende Zukunftsvision, in welcher ein alter Mann aus seinem Leben hört und dabei fließend zwischen verschiedenen Realitäten zu wechseln scheint, kann die meiste Zeit des Films nur schwer zugeordnet werden, ergibt im finalen Akt aber schlussendlich doch noch einen Sinn. Doch trotzallem schwappen gerade gegen Ende viele Ebenen ineinander über, vieles was zuvor logisch erschien wird in neuem Licht gezeigt und der Regisseur macht es dem Zuschauer am Ende nicht immer leicht seiner Vision und der Geschichte weiter zu folgen. Schade ist dies vor allem, weil ein anziehen der Arthouse-Schraube nicht nötig gewesen wäre, denn zum Zeitpunkt der Umstrukturierung des Erzählrhythmus hatte der Film den einen Zuschauer ohnehin bereits in seinen Bann gezogen oder der andere Zuschauer hätte sowieso bereits die Blu-ray aus seinem Player verbannt.

Was ständig fasziniert sind die enorm guten digital Effekte. Für einen Film mit dieser Story scheint eine Vermartkung von Natur aus nicht einfach zu sein. Trotzdem sind die Effekte jederzeit State-of-the-Art und sehen einfach top aus. Der Film lebt geradezu von seinen jederzeit glaubwürdigen und realistischen Effekten und zieht den Zuschauer so spielend in seinen Bann.
Einen großen Anteil daran hat aber auch Hauptdarsteller Jared Leto, der nahezu unentwegt im Bild ist, es sei denn seine Rolle wird gerade von einer jüngeren Version von ihm verkörpert.

„Mr. Nobody“ ist einer dieser seltenen Film-Juwelen die man nur alle paar Jahre genießen kann. Der Film ist nicht frei von Makeln und will besonders in der letzten Hälfte plötzlich mehr sein als er zuvor war. Die Ideen und das Potential über den Filminhalt noch lange nachzudenken, verliert „Mr. Nobody“ aber zu keinem Zeitpunkt und verdient sich daher redlich eine:

Filmbewertung: 8/10