Network

Network
Originaltitel: Network- Erscheinungsjahr: 1976 – Regie: Sidney Lumet

Darsteller: Faye Dunaway, William Holden, Peter Finch, Robert Duvall, Wesley Addy, Ned Beatty, Arthur Burghardt, Bill Burrows, John Carpenter, Jordan Charney, Kathy Cronkite, Ed Crowley

Filmkritik: Howard Beale (Peter Finch) war für über 15 Jahre der führende Nachrichtenmann beim TV-Sender UBS. Doch seine besten Tage sind seit einiger Zeit vorbei. Die Quoten sind im Keller und die Restrukturierung seines Programms will er nicht mitmachen. Kurzerhand wird er gefeuert, kündigt jedoch in der letzten Sendung seinen Selbstmord vor laufender Kamera an. Dieses etwas andere TV-Programm hat einen sprunghaften Zuschaueranstieg zur Folge. Der Vorstand des Senders (William Holden, Faye Dunaway, Robert Duvall) reagieren prompt und geben Beale eine neue Show, ganz auf seine radikale, wahnsinnige Art zugeschnitten. Hier wird er als Hitzkopf zur Ikone einer ganzen Nation, indem er eine heilige Kuh nach der anderen schlachtet. Doch ewig hält natürlich auch dieser Erfolg nicht an…

Mit „Network“ gelang Regisseur Sidney Lumet 1976 eine große Sensation. Die herrlich bissige Satire auf das TV-Geschäft konnte mit herausragenden Schauspielleistungen und einem fanstatischen Drehbuch glänzen und bei den Oscars 1977 direkt 4 Preise einheimsen. 3 davon gingen allein an die Schauspieler, eine Leistung die nach ihm kein Film mehr geschafft hat. Einer der Preise wurde dabei sogar Posthum verliehen, das gab es zuletzt erst wieder bei Heath Ledger. Man sieht, „Network“ ist in vielerlei Hinsicht ein faszinierender Film.

“No, no. I’m gonna blow my brains out right on the air, right in the middle of the 7 O’clock news.” Howard Beale

Lumet gelingt es, unterstützt von einem guten Drehbuch, beinahe spielend das Haifischbecken TV darzustellen. Dabei sollte man annehmen, dass ein Film über den TV-Markt im Jahr 1976 heute extrem angestaubt ist. Doch dem ist ganz und gar nicht so. Der Film war mit einigen Ideen und Vorhersagen bereits damals seiner Zeit weit voraus. Lange bevor FOX während eines Autorenstreiks das Reality-TV erfunden hat, gab es diese extreme Form des Fernsehens bereits in „Network“ zu sehen, hier als beißende Satire in Form von der „The Mao Tse Tung Hour“ zu sehen, bei der die Attentate und Überfälle einer Terrororganisation gezeigt werden und ein Vertrag mit einem gesuchten Terroristen ausgehandelt wird.

We could make a series of it. „Suicide of the Week.“ Aw, hell, why limit ourselves? „Execution of the Week.[…]I love it. Suicides, assassinations, mad bombers, Mafia hitmen, automobile smash-ups: „The Death Hour.“ A great Sunday night show for the whole family. It’d wipe that fuckin‘ Disney right off the air.“ Max Schumacher

Aber auch die Entwicklung der Nachrichten in „Network“, der Zentrale Aspekt des Films, ist sinnbildlich für den Untergang des Fernsehens zu verstehen. Die quotenschwache Nachrichten-Abteilung des fiktiven TV-Senders UBS soll geschlossen werden. Der langjährige Moderator der Sendung, Howard Beal, weiß weder aus noch ein und kündigt Live seinen Selbstmord in 7 Tagen an. Die Quoten schnellen nach oben. Den Vorsitzenden des Senders ist klar, der Typ muss wieder auf Sendung und auch dort bleiben! Unter dem Titel „The Howard Beal Show“ wird ein neues Format erschaffen bei dem der selbst ernannte Messias dem Publikum seine Meinung über die Regierung entgegen brüllt. Im gebeutelten Amerika der 70er ein Quoten-Renner und auch heute spräche wohl nicht viel dagegen.

“Television is not the truth. Television is a goddamned amusement park.” Howard Beale

Die Ideen die „Network“ präsentiert und die Figuren die hier wundervoll portraitiert werden von so erlesenen Darstellern wie Faye Dunaway oder Robert Duvall, wirken stellenweise schon etwas überzogen, sind mit den Jahren aber mehr und mehr Realität geworden. Zuschauerverarsche durch Reality-TV ist seit vielen Jahrzehnten nun ein Quotengarant bei sehr geringen Kosten. Der fiktive Sender UBS hat zudem erschreckende Parallelen zum rund 10 Jahre später gegründeten Sender FOX aufzuweisen.

„I’m as mad as hell, and I’m not going to take this anymore“ Howard Beale

Über das Gewicht der Oscargewinne bzw. Nominierungen kann man sicher streiten. Beatrice Straight bekam die Statue für gerade einmal etwas über 5 Minuten Screentime. Ned Beatty wurde nominiert, für ungefähr dieselbe Screentime. Zugegeben, beide hatten aber auch extrem gute Auftritte in diesen wenigen Minuten, Ned Beatty z.B. einen faszinierenden Monolog. Mehr als verdient sind in jedem Fall die Gewinne von Peter Finch als Howard Beale und für das Drehbuch von Paddy Chayefsky.

Jeder Filmfan der auch etwas für den TV-Markt übrig hat, sollte sich „Network“ unbedingt ansehen. Der Film ist keinesfalls angestaubt sondern in manchen Aspekten genau so aktuell wie damals. Dass die Welt nicht von Ländern sondern von Konzernen regiert wird hat sich ebenso wenig geändert wie das verzweifelte Gebaren der TV-Sender um die beste Quote in der jungen Zielgruppe. Ein Faszinierender Film der bei Regie, Drehbuch und Schauspielern voll punktet und nur sehr wenige Schwächen mit sich bringt.

Filmbewertung: 9/10