Die Unbestechlichen
Originaltitel: All The President’s Men – Erscheinungsjahr: 1976 – Regie: Alan J. Pakula
Darsteller: Dustin Hoffman, Robert Redford, Jack Warden, Martin Balsam, Hal Holbrook, Jason Robards, Jane Alexander, Meredith Baxter, Ned Beatty, Stephen Collins, Penny Fuller, John McMartin
Filmkritik: Eigentlich scheint der Einbruch in das Hauptquartier der demokratischen Partei der USA im Jahr 1972 nur ein kleines Ding zu sein. Doch dann entdeckt Reporter Bob Woodward (Robert Redford) von der Washington Post erste Ungereimtheiten, denn die Angeklagten haben zunächst einmal ungewöhnlich hochgestellte Anwälte. Zudem entdeckt er in den Unterlagen der Täter ein halb kodiertes Filofax, in dem er einen Anhaltspunkt findet, dem er nachgeht. Doch ohne es zu ahnen, lösen er und sein Reporter-Kollege Bernstein (Dustin Hoffman) mit ihrer penetranten Fragerei den größten Politskandal der USA auf, denn die Spur von „Watergate“ führt bis an die Spitze der Regierung, ins Weiße Haus…
Ein Film zum größten Politikskandel des letzten Jahrhunderts, bzw. zumindest zum größten, jemals aufgedeckten Skandal, das kann auch schnell in eine trockene, langweilige Geschichtsstunde ausarten. Aber was Regisseur Alan J. Pakula („The Pelican Brief“) mit Hilfe der Buchvorlage der beiden Hauptakteure aus dem Stoff gemacht hat, verdient höchste Anerkennung. Zwischen Hochspannung, brisanten Enthüllungen und brillianten Schauspielern findet er auch immer wieder die Zeit, ein wenig Humor in die Erzählung einzustreuen, was den Stoff zum richtigen Zeitpunkt auflockert.
„Now hold it, hold it. We’re about to accuse Haldeman, who only happens to be the second most important man in this country, of conducting a criminal conspiracy from inside the White House. It would be nice if we were right.“ Ben Bradlee
„All The President’s Men“ lebt vor allem aber von seinem Hauptdarsteller-Duo. Robert Redford hat einst die Rechte an der Buchvorlage gekauft und wollte auch die Hauptrolle. Redford war zu dieser Zeit ein riesen Kassenmagnet und so musste ein ebenbürtiger Nebenpart gefunden werden, der mit Dustin Hoffman dann auch gefunden wurde. Die beiden spielen einfach phänomenal, denn alles wirkt ziemlich realistisch, quasi direkt aus dem Leben abgefilmt. Allein 2,3 Versprecher von Redfords Figur, während er am Telefon mit Zeugen und Hintermännern telefoniert, verschaffen dem ganzen eine unglaubliche Authentizität. Redford hatte sich, aufgrund der Länge der gesamten Einstellung, die ohne Schnitt in den Film sollte, natürlich wirklich in der Dialogzeile vertan, überspielte diesen Faktor aber so geschickt, das es wie ein normaler Fehler klingt wie er im Alltag gerne einmal vorkommen kann. Simpel aber brillant.
“Please, listen, now, if you’re going to refer to that alleged conversation with Sally Aiken, you can’t print that it took place in her apartment. I have a wife and a family and a dog and a cat.” Ken Clawson
Hoffman kann sich zwar nicht ganz so auszeichnen wie sein Kollege, versprüht aber erneut seinen ganz eigenen Charme. Allein schon seine Frisur ist klasse. Kurzum, die beiden passen einfach super zusammen und geben ein passendes Duo ab. Viel besser können die echten Reporter auch nicht zusammengepasst haben.
Bereits nach kurzer Filmlaufzeit hängt man selbst bis zur Halskrause in dem Fall drin. In einem typischen Hollywood-Film würde man jederzeit mit einem Attentat auf die beiden Reporter rechnen oder das sie anders aus dem Verkehr gezogen werden. Doch, es ist nun einmal ein Tatsachenbericht und das Paradebeispiel für investigativen Journalismus. Bernstein und Woodward, bzw. „Woodstein“ wie sie von ihrem Chef gerne genannt wurden, haben quasi im Alleingang eine riesige Verschwörung aufgedeckt und den Präsidenten gestürzt. Denn es gab immer irgendwen, der gerne aus dem Nähkästchen geplaudert hat.
“I was at a party once, and, uh, Liddy put his hand over a candle, and he kept it there. He kept it right in the flame until his flesh was burned. Somebody said, „What’s the trick?“ And Liddy said, „The trick is not minding.“” Deep Throat
Was man dem Film vorwerfen kann ist, dass man ohne Hintergrundwissen zum Watergate-Fall etwas allein gelassen wird. Großartig erklärt wird nicht viel und wie genau die Hintergründe zusammenhängen, was im Einzelnen passiert ist, darauf geht „All The President’s Men“ nicht bzw. nur unzureichend ein. Okay, es würde wahrscheinlich die Laufzeit sprengen, die mit 150 Minuten bereits recht lang ist, doch so wird ein paar Zuschauern vor den Kopf gestoßen.
Aber „All The President’s Men“ sieht sich selbst, auch aufgrund des Drehbuchs, nur als Film der die Leute die den Skandal aufgedeckt haben vorstellt. Denn der Film endet genau dann, wenn die Köpfe anfangen zu rollen. Was durch die Ermittlungen im Nachhinein alles passiert ist, bis hoch zu Präsident Nixon, wird kurz vor dem Abspann in kurzen Texteinblendungen auf einer Schreibmaschine eingeworfen. „Woodsteins“ Story endet hier…
Filmbewertung: 8/10
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