Die Unfassbaren – Now You See Me

Die Unfassbaren – Now You See Me
Originaltitel: Now You See Me – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Louis Letterier

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Darsteller: Isla Fisher, Morgan Freeman, Dave Franco, Mark Ruffalo, Woody Harrelson, Michael Caine, Jesse Eisenberg, Mélanie Laurent, Elias Koteas, Michael Kelly, Common, Laura Cayouette u.A.

Filmkritik: Hereinspaziert, hereinspaziert meine Damen und Herren! Willkommen zu „Hollywood-Bullshit mit Zauberkappes 08/15“. Ihr Gastgeber an diesem Abend ist der werte Magiergeek, der Ihnen die Mär eines gar fruchtlosen Filmfehlschlages berichten wird. Sie werden staunen, wie wenig die Drehbuchautoren an ihren Charakteren interessiert sind. Sie werden die Hand vor die Stirn klatschen im Unglauben, im Bezug auf die verwendeten Computer- und Zauber-Effekte. Und Sie werden sich nachher fragen, ob Sie statt einer Geschichte nicht gerade drei recycelte Drehbuchansätze gesehen haben, die jede für sich genommen sogar vielleicht lebensfähig gewesen wären. Aber, egal um was es geht, denken Sie immer daran:

„Sehen Sie genau hin. Denn je näher sie zu sein scheinen, desto weniger werden Sie tatsächlich sehen.“

Naja. Schön wärs. Leider ist dem nicht so. Unser filmisches Zauberkunststückchen beginnt damit, dass ein mysteriöser Mensch irgendwelchen Zauberern und Mentalisten Karten zuspielt und zu irgendetwas scheinbar einladen will. Einen Zeitsprung später sind die vier Zauberer (ernsthaft, es lohnt nicht auf die Charaktere einzugehen. Warum? Dazu später mehr.) in Vegas und rauben scheinbar von dort eine Bank in Frankreich aus. Nach dieser Aktion hängt sich ein Ermittler (Mark Ruffalo) an die Bande, unterstützt von einer hübschen Französin (Melanie Laurent aus Tarantinos „Basterds“). Weiter geht es mit immer neuen Raubzügen, zwischendurch schaut auch Morgan Freeman mal rein. Der ist nämlich ein Magier, welche andere Bühnenzauberer auffliegen lässt und vor zwanzig Jahren (oder so) für den Tod eines damaligen Zauberer gesorgt hat, dessen Leiche nie gefunden wurde. Aber das hat ja nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun. Das war nur eine Anekdote mit dem Zauberer, dass kommt wohl nicht mehr vor. Also, weiter geht es mit den Zauber-Überfällen, die High-Tech 3D-Illusionen, riesige Spiegel und handfeste Gedankenkontrolle in Form von Instant Hypnose einsetzen. Aber sicher das.

Während des Films lernt man maximal ein, zwei kleine Infos – wenn überhaupt – über die Magier, welche auch keinerlei Charakterentwicklung haben. Dafür sind sie ohnehin viel zu selten da. Mark Ruffalo darf vor allem gern doof in die Kamera schauen, wenn er mal wieder hereingelegt wurde und Melanie Laurent spielt so schmerzhaft unter ihren Möglichkeiten das liebe Ding von Nebenan, dass einzig die komplette Verschwendung von Michael Caine in einer kleineren Nebenrolle noch schmerzhafter wirkt.

Die Formel, dass man vielleicht eine kurze Szene mit den Magiern hat, wenn überhaupt, dann Mark Ruffalo im dunkeln tastet, irgendwas passiert, Ruffalo alles versaut und danach der „Trick“ geklärt wird, nur damit das gleiche Schema noch einmal von vorne los geht. Das dabei massenhaft computergenerierte Effekte eingesetzt werden, welche das „Magie-Flair“ ständig untergraben ist ein weiteres Kunststück der Macher. Selten stand die optische Inszenierung so im Kontrast zum eigentlichen Charme der inhaltlichen Grundidee.

Mit übertriebener Effekt-Arbeit, welche die „Wie haben die das eigentlich gemacht?“-Magie direkt komplett ad absurdum führen, einem sprunghaften Plot ohne irgendwelche interessante Figuren, kommen wir nun zum Höhepunkt: dem Endtwist. Und wenn man einfach am Anfang mal so etwas gedacht hat wie „Was könnte die platteste, aber auch dümmste Auflösung sein, welche die eigentliche Handlung, wie auch viele Teile des Gezeigten schlicht zur Ablenkung degradiert?“, dürfte man durchaus schon selbst auf die Lösung gekommen sein.

Dabei kommen hier wiederum die Probleme zusammen, dass die Erklärung an sich gar nicht mal so schlecht ist, aber als Geschichte für sich selbst eigentlich besser (und wesentlich spannender) als das nun Präsentierte gewesen wäre. Obendrauf wird dieser Schluss-Twist von langer Hand innerhalb des Geschehens vorbereitet. So ist es zwar ganz nett in den Film integriert, aber nur noch offensichtlicher, wenn man mal mit der überzogenen Herangehensweise der Drehbuchautoren an die Idee herangeht.

Apropos „überzogene Ideen“: Film Nummero 3 nach „Magier machen einen auf Robin Hood und werden dabei gejagt“ und „Abschluss-Twist-Komplett-Neue-Story-Obendrauf“ gibt es noch den „Es gibt da eine geheime Vereinigung von Magiern die gutes tut“-Ansatz. So versuchen die vier Magier selbst herauszufinden, ob es eine bestimmte, legendäre Zauberervereinigung gibt, da eben von jener vermeintlich die Einladungen zu Anfang des Films an sie geschickt wurden. Und bla und so. „Zauberer müssen mit ihren Fähigkeiten herausfinden, ob es eine Geheimloge ihrer Kunst gibt“? Jau, wäre auch ein netter Film geworden.

Das Fazit ist am Ende klar: Flashige Zeitverschwendung, die vollgepackt ist mit unnatürlichen CG-Effekten bei den vermeintlich faszinieren Zauber-Shows. Flache bis langweilige Charaktere und eine verschenkte Darsteller-Riege. Und neben Sequel-Bait, Abschluss-Twist und gleichermaßen zu viel Handlung, bei leider zu wenig Geschichte, ist „Die Unfassbaren“ vor allem einer jener „Thriller“ geworden, dem noch etwas viel elementareres fehlt: Spannung.

In diesem Sinne, Abrakadabra, liebes Publikum, lassen wir, nachdem wir Ihnen die letzten paar Minuten an Zeit gestohlen haben – keine Sorge, der Film wäre länger gewesen – nun eine Filmbewertung aus dem Nichts erscheinen. Simsalabim!

Filmbewertung: 4/10

P.S.: Ich konnte auf jeden Fall bei einigen Stellen lachen, weil die Charaktere so doof oder die Inszenierung mit all dem High-Tech-SciFi-Zeug so bescheuert war. Und es passiert ständig etwas im Geschehen. Und all das sieht auch extrem gelackt aus. Das nur mal als Erklärung am Rande für die vier Gnadenpunkte.
Ganz abgesehen davon, ist es gut Michael Caine zu sehen, auch wenn er nichts macht. So wie hier.