Giallo

Giallo
Originaltitel: Giallo – Erscheinungsjahr: 2009 – Regie: Dario Argento



Darsteller:
Adrien Brody, Emmanuelle Seigner, Elsa Pataky, Robert Miano, Silvia Spross, Daniela Fazzolari, Lorenzo Pedrotti, Luis Molteni, Taiyo Yamanouchi, Valentina Izumi, Barbara Mautino, Giuseppe Lo Console u.A.

Filmkritik: Argentos Spätwerke hin, faire Bewertungen her, aber was war das denn? Dagegen war "Mother Of Tears" ja fantastisch-kluges Genre-Kino. "Giallo" ist, um es einfach mal auf den Punkt zu bringen, einfach nur geistig behindert. So sehr, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich mich über den Streifen überhaupt lustig machen darf.

Aber erst einmal zur Story: Ein gelbhäutiger Bastard (Referenz, ole!) entführt schöne Frauen und foltert diese zu Tode, ein Ermittler (Brody) mit tragischer Vergangenheit versucht ihn zu schnappen und die Schwester des jüngst entführten Opfers will mit dem Polizisten zusammen ermitteln. The End. All dies für dann als Aufhänger für  hahnebüchene Dialoge, eine lahmarschige Struktur samt Stirnklatscher fördernden Handlungsabläufe benutzt. Dabei sind wir noch gar nicht zu den unsinnigen Charakterschwankungen oder den total schwachsinnigen bis debilen Ermittlungsmethoden gekommen.

Wenn du zu lange in den Abgrund schaust…

Beispiel gefällig? Ok, aber sicher doch: Ein Opfer wird gefunden und stammelt: „Der Killer … gelb … Killer … gelb!“ immer wieder vor sich hin. Die Superspürnase tut dies erst als „Ach, sie ist im Delirium ab!“ bevor er zwanzig Minuten (im Film) später von jemand anderem darauf gebracht wird: „Hey, vielleicht ist ja … der Killer gelb!“ und so ist es dann auch, denn der Gute, bzw. Doofe hat Gelbsucht und ein Gesicht zum Eierabschrecken. Wird dann auch prompt im Krankenhaus gesichtet, Brody nimmt die Verfolgung auf und rennt zielsicher direkt in die auf weite Flur sichtbaren Eimer der Putzfrau und bleibt schön auf dem Bauch liegen, während der zappelig dahinflüchtende Debilo-Killer das Weite sucht…

…noch ein Beispiel, weil Sie diesen Mist eh nicht sehen wollen? Ok, wenn es denn sein muss: Das an einen Tisch gebundene, entführte Modell hat gerade gesehen, wie der Killer eine Frau zu Tode gefoltert hat und sich nun an sie machen will, es aber wegen irgend eines Grundes erst einmal unterlässt. Sie: „Du hässliches Stück Scheiße! Niemand liebt dich! Verrecke! Du mieser Drecksack!“ Er: „Huh?“ Nimmt das Messer in die Hand, geht auf sie zu. Sie: „Nein, nein, bitte, verletzen Sie mich nicht, nein, nein, ich tue allles was du willst!“ Er: „Sei still!“ Sie: … Er dreht sich weg. Sie fängt wieder an: „Du dreckiger Wichser! Du Stück Scheiße! …“ Sie zieht richtig vom Leder, der Killer geht wieder auf sie zu, das gleiche Spiel, sie wieder „Nein, nein, bitte, Sir!“ Woraufhin er weggeht und sie wieder anfängt: „Du widerlicher Misthaufen! Du perverser …!“ Und was macht er? Nimmt erst einmal einen großen Schluck Tabletten, da er das ganze Dilemma nicht mehr ertragen kann.
Der Zuschauer kann es ihm nachfühlen!

Solche Gaga-Momente gibt es den gesamten Film über und sorgen überhaupt nur dafür, dass der Streifen, verbunden mit der durchaus schönen Kameraarbeit, auf drei Punkte bei der Endbewertung kommt. Adrien Brody und eigentlich auch alle anderen Beteiligten sind derweil viel zu gut für diesen Film, aber das gilt nicht nur für die Darsteller, sondern auch für die Autos, Häuser und die Luft, die sich nachher wohl durchaus etwas schämen wird.

…gut, das ist überzogen, ich gebe es zu und es ist ja nicht so, als hätte ich beim Anschauen (nach zwanzig Minuten komplettem Unglauben ob dieses Machwerks) nicht oft gelacht. Das Einzige was wirklich weh tat am Ende war meine Stirn von den vielen Momenten, wo ganz unweigerlich mit der flachen Hand dagegen geklatscht werden musste. Vielleicht verdient „Giallo“ als Komödie dann doch mehr Punkte als nur drei? Aber ich befürchte leider, dass der alte Argento diesen Quatsch durchaus ernst gemeint hat. Apropo Argento: War es eigentlich Absicht, dass der von Haus aus ganz und gar nicht hübsch anzusehende Argento seinem Filmkiller, abgesehen von Gelbsucht und Knollennase, ziemlich ähnlich sah? War dessen „Ich will das Schöne zerstören, weil ich so hässlich bin!“-Mordmantra im Film gar ein persönliches "Wish Fullfilling" des Regisseurs im Bezug auf seine Komplexe wegen seines Gruselgesichts?

…schaut der Abgrund irgendwann in dich!

Aber vielleicht ist die Sache mit Argentos Aussehen auch zu sehr hineininterpretiert. Aber das kommt davon, wenn man für gute 80 Minuten geistigen Urlaub hat bei einem Film, nach dessen „Genuss“ man sich fühlt, als hätte man eine Popcornmaschine im Kopf: Locker, leicht, irgendwie beschwingt und mit lautem „Plop, Plop“-Geräusch, weil gleich ganze Bataillone von Gehirnzellen gerade Selbstmord begehen.

Aber das Schlimnmste dabei? Dass dieser Film "Giallo" heißt! Denn dies führt wohl dazu, dass das gleichnamige und leider bis auf einige Nachzügler von Fans (für Fans) leider tote Genre sich Helikopter-Rotor-mäßig im Grabe umdreht.

Filmbewertung: 3/10