Bullet To The Head – Shootout – Keine Gnade

Shootout – Keine Gnade
Originaltitel: Bullet To The Head – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Walter Hill



Darsteller:
Sylvester Stallone, Jason Momoa, Christian Slater, Sarah Shahi, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Sung Kang, Jon Seda, Holt McCallany, Weronika Rosati, Beau Brasseaux, Jackson Beals, Dominique DuVernay u.A.

Filmkritik: Heute ist wieder Geschichten-Zeit, also setzt euch gemütlich hin, nehmt euch einen Kakao und hört euch an, was sich mal wieder alles während der Pressevorstellung zugetragen hat.

…was? Erst einmal wollt ihr wissen wie Walter Hills „Shootout“ ist? Ok, das Problem dabei ist, dass man das in ziemlicher Kürze präsentieren kann, denn die Geschichte von einem Cop und einem Killer die ein Team-Up haben um die Hintermänner ihres jeweils hingerichteten Partners zu schnappen, ist wenig mehr als der x-te Aufguss bekannter Genre-Elemente. Das Positive dabei: Stallone ist ein nett arschiger Macho, Christian Slater darf seinen besten „White Rich Guy Asshole-Character“ geben und Jason Mamoa als auf Stallone angesetzter Killer ist derjenige, der vom Cast noch am meisten in Erinnerung bleibt. Bedrohlich, ein Berg von einem Mann und schnell sowie ruchlos beim Ausführen seiner Taten. Sehr hübsch. Dazu ist die Inszenierung von Walter Hill, abgesehen von einigen Post-Production-Spielereien wie schwarz-weiß oder auch etwas billig aussehenden „Flash“-Überblendungen, zumindest was die Rasanz des Geschehens im Generellen und das Ablichten der Actionszenen im Speziellen angeht über dem Durchschnitt liegend. Auch wenn Hill leider nicht an seine früheren Glanzzeiten heranreicht, so sind einige Momente durchaus inspiriert, etwa wenn ein Kampf mit Feuerwehräxten komplett ohne Ton auskommt und einzig das aufeinanderprallende Metall in immer höherer Taktfolge die Hintergrunduntermalung bildet.

Das Negative? Leider so ziemlich alles Andere, auch wenn da nicht mehr viel ist, denn „Shootout“ geht ziemlich „back to the roots“ was Action angeht. Hier interessiert sich niemand für Fingerabdrücke, ein Telefonanruf bringt bereits den nächsten Ort für eine Actionsequenz und solange man eben auf einem Maskenball eine Maske aufhat interessiert sich schon einmal niemand dafür, dass man in einem verschwitzten T-Shirt herumläuft, während alle Anderen in Smokings unterwegs sind. So eine Art von Film ist das hier. Der Charakter des Cops (gespielt von Sung Kang, den wohl manche aus der „Fast And The Furious“-Reihe kennen dürften) ist schlicht furchtbar geschrieben. Ständig liefert er sich nicht nur mit Stallone die gleichen „Aber ich bin doch ein Cop!“-Dialoge, während sich gegenseitig eine Waffe unter die Nase gehalten wird, oder sabotiert Stallones Handwerkszeug, wenn dieser mal nicht hinschaut. Das Stallones Filmtochter ihn zwischendurch mal zusammenflickt kommt auch noch vor, bringt aber für den weiteren Filmverlauf eigentlich nicht sonderlich viel. Ständig fragt man sich hier, was das Ganze eigentlich soll. Wenn man sich eben nicht zurück lehnt und einfach die Action wie aus einer vergangenen Zeit (oder einem hinteren Videoregal) nutzt, um sich einfach berieseln zu lassen.

„Shootout“ ist dahingehend sicherlich der schlechteste Stallone-Film seit dessen Comeback mit „Rocky Balboa“ und „John Rambo“ , aber eben leidlich unterhaltsame Actionkost für Retro-Jünger, die Spaß an manch blutigen Schießereien haben und wenig mehr als ein hohes Erzähltempo „und gut auf die Nase“ von solch einem Film verlangen. Apropos: Die titelgebenden „Shootouts“ sind oftmals von ihren Blutauswirkungen her fast zur Gänze aus dem Computer. Ganz so, als habe man sich hier überlegt, ob man wohl ohne diesen und jenen Effekt vielleicht doch noch ein PG-13 bekommen könnte. Die zum Teil massenhaft splitternackt herumlaufenden Damen zeugen allerdings wieder von einer anderen Ausrichtung, also warum konnte man dann nicht einfach mal wieder klassische Blutpakete besorgen?

Das Fazit ist einfach: „Shootout“ hat leider ein unterdurchschnittliches Drehbuch, welches sogar bei einem DTV-Actionreißer auffallen würde, dafür allerdings eine leicht überdurchschnittliche Inszenierung. Mit dem Stallone-Bonus und etwas „Hach ja, gute alte Actionzeit!“-Attitüde kommen wir da auf die leider ziemlich mittelmäßige

Filmbewertung: 6/10

Aber richtig, es war ja eigentlich Geschichtenzeit, also folgendermaßen:
Ich bin es auch selbst schuld, was fange ich ein Gespräch mit dem Miesepeter an, der sogar von der zuständigen Pressebetreuerin bereits vor Monaten bei einem anderen Film damit aufgezogen wurde, dass sie „den Monat rot im Kalender markieren würde, falls ihm ein Film irgendwann mal gefallen sollte“. Von anderen „Späßen“ ganz zu schweigen.

Aber durchaus guter Dinge schlenderte ich also aus dem Kino und fing nutzloserweise ein Gespräch mit dem werten Kollegen an, wie ihm denn der Film gefallen habe, wollte ich wissen.

„Oh, ganz furchtbar. Das ist ja sowas von nicht mehr zeitgemäß, sowas konnte man vielleicht in den 80ern bringen, aber doch nicht mehr heute!“ Dass es aber eben genau deshalb ganz unterhaltsam sei, weil eben „Shootout“ sich dahingehend noch etwas von den überinszenierten, flashigen Actionstreifen der Jetztzeit absetzen würde, meinte ich da, worauf ich nur ein: „Aber das Ganze ist doch hingerotzt, total wertlos zu hören.“ Zugegeben, Hill ist nicht mehr auf seiner alten Glanzhöhe, aber hingerotzt? Das ist wirklich zu extrem. „Ach, wie hieß der? Walter Hill? War das auch nicht der, der mit Bruce Willis Ende der 80er ‚Last Boy Scout’ gemacht hätte?“ Äh nein, berichtige ich ihn, dass sei Tony Scott gewesen. Von Walter Hill seien etwa der tolle Bayou-Thriller „Die letzten Amerikaner“, der Neo-Western „Ausgelöscht“ oder eben auch das Arnold-Vehikel „Red Heat“, zählte ich da als persönliche Auswahl auf.
Dass seine Werke eine stärkere Bodenständigkeit in der Inszenierung als bei manch anderem (Action-)Regisseur aufweisen und generell von der Actiondramaturgie großartig wären. Letzteres überzeuge ja eben sogar bei „Shootout“, der mit einer minimalen Struktur oftmals wuchtige Prügel- und Schießszenen aneinander reihen würde, bei denen die Fronten klar und die Spannung stetig steigen würde. Dass bei Walter Hills Streifen oftmals die Katharsis der Actionszenen, der „Oh yeah, gib ihm!“-Höhlenmenschenmoment im Hinterkopf eines jeden Fans, der durch die gradlinige Darstellung des sich stetig zuspitzenden Konflikts erreicht werde, fast schon einem Paradebeispiel gleich auf die Leinwand gebracht werde.

„Also sagen Sie, dass dieser Streifen eben einfach für die Konsumenten zielgruppengerecht ist und deshalb gut ist?“ Nein, nein, das habe ich nicht gesagt, auch wenn natürlich eine Gemeinde von eingeschworenen Fans sicherlich ihren Spaß an „Shootout“ und dessen Schnörkellosigkeit haben wird, wobei es trotz allem ohne Zweifel bessere Streifen gibt, sowohl von Stallone als auch von Walter Hill. Das stehe außer Frage. Nur, dass die Zelebrierung der typischen, ewig gleichen Buddy-Formel hier zwar nicht sonderlich gelinge, durch die Erwähnten Action- und gelungenen Dramaturgie-Momente in den einzelnen Hau-Drauf-Sequenzen aber durchaus zufrieden stellen kann, wenn auch auf einem wenig cleveren, sondern viel mehr genüsslich zelebrierten Level an im Film gerechtfertigt ausgeteilter Gewalt.

Aber nein. „Dieser, wie hieß er, Walter Hill? Von dem hat man ja generell noch nicht viel gehört, aber wie man so etwas gut finden könne, dass entzieht sich ja meiner Kenntnis.“ Dann erwähnte er noch ein, zwei Mal das er den Streifen für einen hingerotzten Anachronismus halte und was meine Ausführungen angehe: „Ich verstehe nicht die Sätze die sie sagen.“ Auch gut, vielleicht hat der Mann ja sogar Recht. Bei seinen herablassenden Ausführungen, seiner grimmig vorgetragenen Unwilligkeit sich auf einen „typischen Genre-Film“ einzulassen und dem mich persönlich stetig weiter anstachelnden Benutzung des Wortes „hingerotzt“ wanderten meine Erinnerungen zurück an das Finale von „Shootout“. Hm… Jetzt müsste man Jason Mamoa mit einer Axt in der Hand sein… Wobei mir schlagartig klar wurde, dass dies all die Klischees der „tumben Zielgruppe“ wohl bestätigen würde.
Ich verabschiedete mich mit einem: „Entschuldigen Sie, aber ‚Shootout’ ist wegen all der Sachen die sie nicht gut finden eigentlich ganz unterhaltsam geraten und ich denke, dass es keinerlei Sinn macht weiter mit ihnen über dieses Thema zu reden. Ich muss jetzt aufs Klo!“

In diesem Sinne: Wenn auch in euch ein kleiner Höhlenmensch schlummert, kann „Shootout“ durchaus für unterhaltsame 90 Minuten sorgen, auch wenn es mit das Paradebeispiel an Film ist, welchen man noch vor fünfzehn Jahren (Gott, ich fühle mich gerade alt, während ich das hier schreibe) an einem Freitagabend aus der Videothek mitgenommen hat, um „einfach mal so abzuschalten“. 

 C4rter wundert sich hier mal gar nicht:
„Und der war von Walter Hill?“ fragt man sich wohl als erstes, nachdem der Abspann beginnt. Von der Handschrift des einzigen Action-Western Regisseurs ist nicht mehr viel übriggeblieben. Ein seltsamer Soundtrack und DTV-Optik ist alles was er noch kann. Die Action ist schwach inszeniert, die Stpry dünn und der Film langweilt in seinen ruhigen Passagen sogar. Damit haben sich weder Sly noch Hill einen gefallen getan. Die guten Tagen scheinen entgültig gezählt zu sein, zumindest für einen der beiden.

Filmbewertung: 6/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 6/10