Chico & Rita

Chico & Rita
Originaltitel: Chico & Rita – Erscheinungsjahr: 2010- Regie: Tono Errando, Javier Mariscal, Fernando Trueba



Stimmen (O-Ton):
Limara Meneses, Eman Xor Oña, Mario Guerra, Jon Adams, Renny Arozarena, Blanca Rosa Blanco, Jackie de la Nuez, Rigoberto Ferrera u.A.

Filmkritik: „Chico & Rita“ ist eine Liebesgeschichte über zwei kubanische Künstler, die sich 1948 kennen und lieben gelernt haben. Danach schlagen sie unterschiedliche Lebenswege ein, die sich aber immer wieder kreuzen. Durch ihre Augen erleben wir die „kubanische Musikinvasion“ Anfang der 50er in Amerika, den dort herrschenden Rassismus wie auch später den Aufstieg Kommunisten auf Kuba. Aber der Fokus bleibt immer bei den beiden Liebenden und der temperamentvollen Musik ihrer Heimat.

Und, oh mein Gott, was für ein fantastischer Animationsfilm! Der stark an Rotoscoping erinnernde Stil mit hochdetaillierten, wenn auch verwischten Hintergründen braucht nur kurze Zeit, um in eine komplett stimmige, im höchsten Grad atmosphärische Welt zu entführen. Und das Beste dabei? Es handelt sich nicht um einen prüden Ami-Streifen. So dass „Full Frontal Nudity“ genauso kein Problem ist wie vielleicht manch negativere Charakterzeichnungen bei den Charakteren. Insgesamt ist dies alles nichts, was den Streifen weg von einem harmlosen Familienfilm rückt, aber mal wieder ein wunderbar frischer Wind in all dem angestaubten Liebesgeschichten einerlei, welches zumeist aus Übersee angeschwemmt wird.

Insgesamt gibt es über „Chico & Rita“ eigentlich nur wenig zu sagen: Ein wunderbarer Film mit großartiger Optik, tollem Timing, unglaublich viel Herz und Atmosphäre und dazu einem Soundtrack, welcher das Gezeigte perfekt abrundet. Zu Recht wurde dieses Werk für einen Oscar in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ nominiert, aber das ist dann auch der Punkt wo man noch etwas ansprechen muss:

Der Animations-Oscar und der generelle Hollywood-Skandal

Wie kann auch nur ansatzweise so ein Film wie „Chico & Rita“ in der gleichen Kategorie nominiert sein wie etwa „Kung Fu Panda 2“?!? Ist das Eine ein wirklich fantastischer Animationsfilm, so ist das Andere wenig mehr als eine generische Fortsetzung eines flapsigen Hollywood-Konzepts, wenn auch besser ausgeführt als manch andere seelenlose Kindergeld-Abschröpf-Machwerke.

Und das bedrohlichste? Die Möglichkeit, dass wirklich ein fresssüchtiger Kung-Fu-Panda mit der Stimme von Jack Black vielleicht diese epische Liebesgeschichte aus den 50ern in der Gunst der Juroren überstimmen wird. Was ist das für eine Welt, in der diese beiden Filme in der gleichen Kategorie landen?!? Vielleicht wäre da eine Unterteilung in „Kinderfilm“ und „Animationsfilm“ besser, denn so wie es jetzt nun geregelt ist, scheint die Einteilung ziemlich willkürlich zu sein. Aber Letzteres passt dann wohl auch wieder zu der schlussendlichen Verteilung der Filmpreise…

So oder so: „Chico & Rita“ kann allen Freunden von Animationsfilmen im Speziellen und Liebhabern von zu Herzen gehenden Kleinoden im Allgemeinen nur wärmstens empfohlen werden. Ein fantastischer Film!

Filmbewertung: 10/10