Wie ausgewechselt
Originaltitel: The Change-Up – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: David Dobkin
Darsteller: Ryan Reynolds, Olivia Wilde, Jason Bateman, Leslie Mann, Alan Arkin, Mircea Monroe, Anna Colwell, Dax Griffin, Jeanine Jackson, Sydney Rouviere, Shannon Guess, Andrea Moore
Filmkritik: Dave (Jason Bateman) und Mitch (Ryan Reynolds), die beiden Männer mittleren Alters sind Freunde seitdem sie sechs Jahre alt waren. Dennoch haben sie sich zu zwei vollkommen verschiedenen Menschen entwickelt. Denn Dave ist ein erfolgreicher Anwalt, mit seiner Highschool-Liebe bereits langjährig verheiratet und ein pflichtbewusster, dreifacher Familienvater. Mitch auf der anderen Seite ist ewiger Single, Frauenheld und lebt so in den Tag hinein. Er verdient sich als Schauspieler in Werbespots das nötigste und hat mit Arbeit und Familie nicht viel an der Mütze. Beide sind sie mit ihrer aktuellen Situation nicht wirklich zufrieden. Dave fehlt seine Freiheit und so klebt er Dave an den Lippen wenn dieser von seinen Eroberungen erzählt. Mitch vermisst in seinem Leben eine gewisse Routine. In einer bierseligen Nacht wünschen sich die Zwei das Leben des anderen und es kommt wie es kommen muss: Am folgenden Tag ist dieser Tausch Realität stecken nun im Körper des anderen. Zunächst mit der Situation überforder, arrangieren sich Dave und Mitch mit der neuen Situation. Und schon bald beginnen sie die Vorteile zu genießen…
Bodyswitch-Komödien waren vor 20,30 Jahren ein großer Hit. „Freaky Friday“ (1976) oder „All of Me” mit Steve Martin waren große Erfolge. Seitdem wird das Genre immer wieder aufs Neue versucht wiederzubeleben oder sich bei der durchaus beliebten Storyidee zumindest bedient. Eine gelungene Abwandlung ist z.B. der John Woo Actioner „Face/Off“ bei dem John Travolta und Nicholas Cage quasi ihre Körper tauschen bzw. zumindest mit dem Gesicht des anderen herumlaufen.
Die Komödien dieses Genres waren die letzten Jahre allerding leider nur von sehr wechselhafter Qualität. „13 going to 30“ oder „17 Again“ waren harmlose Komödien die sich nicht wirklich mit den Genregrößen messen lassen konnten. Als wirklich gelungen könnte höchstens das Remake zu „Freaky Friday“ bezeichnet werden, welches mit Jamie Lee Curtis zudem mehr als edel besetzt war. Auch Lindsay Lohan in der Hauptrolle war hier noch auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.
„The Change-Up“ wollte nun etwas frischen Wind mitbringen.
Leider wird bereits nach weniger als 10 Minuten klar, wie dieser frische Wind aussieht. Denn kurz nach Beginn des Films hat Hauptdarsteller Jason Bateman („Arrested Development“) bereits eine Ladung Kot in den Mund geschossen bekommen, weil ihn eines seiner Kinder beim Wechseln der Windel angekackt hat. Die Richtung des Films schien vorbestimmt und das Niveau war bereits zu Beginn im tiefsten Keller.
Aber „The Change-Up“ berappelt sich dann doch etwas. Zwar stapft der Film in regelmäßigen Abständen immer wieder in diese relativ unlustige „Gross-Humor“ Ecke, aber die Autoren, die auch „Hangover“ geschrieben haben, haben es ebenso geschafft eine ganze Menge wirklich witziger Dialoge und One-Liner in den Film zu bekommen. Doch die Sex/Titten und Kot/Urin Witze reißen bis zum Ende niemals ab, was dem generellen Humor-Niveau des Films keinesfalls gut tut und das Ganze in eine Zone reinreißt, die der Film überhaupt nicht nötig gehabt hätte. Auch verbal holt der Film aus seinem R-Rating alles raus. Besonders Reynolds benutzt praktisch in jedem zweiten Satz Fuck/Shit oder eine schräge Kombination aus beiden Wörtern in Verbindung mit anderen Obszönitäten, was allerdings sogar wirklich gut zu seinem Charakter passt und dem Film ganz gut steht.
Aus der Bodyswitch-Story wird ansonsten der altbekannte Storyverlauf rausgeholt. Zunächst gibt es die Phase wo keiner der beiden mit den neuen Rollen klarkommt, dann nutzen beide ihre neuen Körper regelrecht aus um sich dann anschließend darauf zu besinnen, was die beiden gegensätzlichen Figuren wirklich auszeichnet. Nichts Neues an dieser Front sondern die altbewährten Zutaten, von Jason Bateman und Ryan Reynolds („Green Lantern“) aber ziemlich gelungen gespielt.
Abgesehen von den gelungenen Hauptdarstellern können sich, wie für eine Komödie heutzutage üblich, vor allem die Nebenrollen sehen lassen. Gregory Itzin („24“), Olivia Wilde („Tron: Legacy“) oder Alan Arkin („Get Smart“) sind nur drei bekannte Gesichter, die man gerne in Filmen sieht. Richtig überraschend und ein enormer Zugewinn – auch gemessen an seiner kurzen Screentime – ist aber Craig Bierko („The Long Kiss Goodnight“) als Porno-Regisseur Valtan. Wie ein Pornodreh in die Handlung passt? Das sollte man selbst herausfinden, aber allein für Bierkos Auftritt lohnt die Filmsichtung.
Die letzten 20 Minuten driften dann gewohnheitsmäßig etwas ins dramatische ab ohne, dass man als Zuschauer wirklich etwas für die Charaktere fühlen würde. Reynolds und Bateman schaffen es zwar, die gegensätzlichen Figuren in den neuen Körpern gut zu spielen, aber das Drehbuch gibt für eine Persönlichkeitsstudie mit nachvollziehbarer Entwicklung einfach mal so gar nichts her. Besonders die ständig schwankenden Entscheidungen von Reynolds Figur wirken teils ziemlich aus der Luft gegriffen.
Insgesamt macht „The Change-Up“ noch ziemlich viel richtig, zumindest für eine Komödie die damit beginnt das ein Erwachsener den Mund voller Kinder-Kot hat. Die Dialoge bringen einen eigentlich immer zum Lachen, die Hauptrollen sind gelungen gespielt und die Nebenrollen wissen allein schon durch bloße Anwesenheit zu gefallen. Etwas weniger Ekel-Humor wäre wünschenswert gewesen und dafür etwas mehr Old-School Comedy, denn „The Change-Up“ versucht sich stellenweise an den Bodyswitch-Klassikern zu orientieren, würzt das Ganze aber dann mit den falschen frischen Zutaten. Für eine 120 Minuten Komödie funktioniert das Werk aber dann doch noch erstaunlich gut. Knappe:
Filmbewertung: 7/10
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