Unknown – Unknown Identity

Unknown Identity
Originaltitel: Unknown – Erscheinungsjahr:2011 – Regie: Jaume Collet-Serra

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Darsteller: Liam Neeson, Diane Kruger, January Jones, Frank Langella, Aidan Quinn, Bruno Ganz, Sebastian Koch, Stipe Erceg, Karl Markovics, Mido Hamada, Sanny Van Heteren, Rainer Bock

Filmkritik: Dr. Martin Harris (Liam Neeson) ist anerkannter Wissenschaftler und hat mit Elizabeth (January Jones) eine traumhafte Frau an seiner Seite. In Berlin soll er nun einen Vortrag halten. Doch dazu kommt es nie, denn Martin fällt nach einem Taxiunfall in Berlin ins Koma. Als er vier Tage später erwacht, erkennt ihn auf dem Kongress niemand wieder. Dem nicht genug, wird ihm sogar der „wahre“ Martin Harris vorgestellt(Aidan Quinn), der laut Elizabeth ihr langjähriger Gatte ist, während sie den frisch aus dem Koma Erwachten noch nie zuvor gesehen haben will. Verzweifelt versucht Martin nun die Hintergründe herauszufinden, seine eigene Identität zu ermitteln und sich sein Leben zurückzuholen. Hilfe erhofft er sich dabei von der Taxifahrerin Gina (Diane Krüger), die das Unfalltaxi fuhr und ihn vor dem Ertrinken gerettet hat. Doch zunächst wird Harris von Rückschlägen gebeutelt und er fängt an, an sich selbst zu zweifeln…

Auch wenn ich den Trailer bzw. die generelle Story von „Unknown“ ganz interessant fand und sich das alles sehr nach Hitchcock angehört hat, hatte ich eigentlich beschlossen bei dem Film auf das Blu-ray Release zu warten. Doch überraschend ging es dann doch noch ins Kino.

„Unknown“ beginnt direkt auf einem guten Niveau. Die Anreise des Ehepaars Harris in Berlin, der unglückliche Umstand das Harris seinen Aktenkoffer verloren hat und vom Hotel nochmal zurück zum Flughafen muss und der anschließende tragische Unfall, bilden eine in sich geschlossene, packende Einführung. Ab hier entwickelt sich die Geschichte über weite Strecken zur typischen „The Wrong Man“ Story wie sie auch Hitchcock inszeniert hätte und auch oft genug inszeniert hat. Lange Zeit ist man sich da selbst gar nicht sicher, was nun mit Harris wirklich los ist, dabei war man wie er ja in der Zeit vom Flughafen bis zum Unfall dabei. Die Ratlosigkeit überträgt sich wunderbar auf den Zuschauer. Manchmal erinnert der Film auch an Polanskis „Frantic“ incl. Wohnung unter dem Dach und einer Verfolgungsszene auf dem Dach.

Zum richtigen Zeitpunkt werden dann aber doch die namenlosen Killer auf die, scheinbar unschuldige Hauptfigur losgelassen. Diese sucht heil in der obligatorischen Femme Fatale, die Taxifahrerin die der Anfang vom Ende war, gespielt von Diane Kruger. Wieso sie nun ausgerechnet eine Osteuropäerin spielt? Schnell kommt raus, dass sie illegal in Deutschland ist, eben wie Harris auch keine Identität hat. Eine Brücke die geschlagen wird, aber hätte man diese Brücke gebracht? Als Osteuropäerin fand ich Frau Kruger zumindest noch unglaubwürdiger als in den meisten anderen Rollen. Aber gut, evtl. ändert sich das bei einer eventuellen Zweitsichtung im O-Ton. Die Synchro war ja nie ihre Stärke.

Die Sprachdifferenzen fallen bei der Synchro-Version augenscheinlich recht gering aus. Normalerweise gibt es in synchronisierten Filmen tierische Probleme, wenn ein Amerikaner nach Deutschland kommt, denn er sollte eigentlich auf die Sprachbarriere stoßen bzw. diese ist dann auch meist Teil der Handlung. Doch diese fällt im Grunde ja weg, da beide Seiten Deutsch sprechen.
Von dieser Barriere merkt man in der Synchro nun auch so gut wie nichts mehr, ich vermute aber, dass es 2 oder 3 Szenen gab, die sich dies zu Nutze machen würden.

Die Entwicklung der weiteren Geschichte wird u.a. gespickt mit 2 großen Schauspielern die sich anschicken Dr. Harris aus seiner allzu misslichen Lage zu befreien und Klarheit zu bringen. Bruno Ganz spielt, überzeugend und grummelig wie immer, einen Ex-Stasi-Spion. Frank Langella spielt einen langjährigen Freund von Dr. Harris aus den USA, der anreist um ihm in dieser Situation zu helfen. Doch wem kann Harris trauen?

Der zu erwartende Twist des Films kommt zu einem Zeitpunkt, an dem man eigentlich dachte den Film bereits selbst gelöst zu haben. Dies ist zum einen interessant, da man damit quasi die ganze Zeit auf dem falschen Dampfer war, ein wenig enttäuschend ist es aber auch, denn die meisten Gedanken die man sich gemacht hat, sind mit einem Schlag nichtig gemacht. Insgesamt ist der Twist aber wirklich klasse und einfach sehr überraschend.

Nicht so klasse ist das Überangebot an Verfolgungsjagden und überhaupt Szenen mit und in Autos. Abgesehen von dem Unfall zu Beginn gibt es noch 2 oder gar 3 Szenen, in denen die Hauptcharaktere in einem Auto fliehen müssen. Das nutzt sich dann doch etwas ab. Das zudem überall ein Mercedes rumsteht, sogar im Bistro am Flughafen ein neues Modell präsentiert wird, wirkt nach einiger Zeit einfach nur noch wie plumpe Schleichwerbung und zerstört ein wenig die Atmosphäre.

Das obligatorische Happy End fehlt in „Unknown“ nicht, auch wenn es anders ausfällt als man nach den ersten 30 Minuten erwarten würde, einige Zeit vor Ende erkennt man es aber dann doch bereits klar vor Augen. Der Film weiß mit seiner Laufzeit von ~110 Minuten aber in jedem Fall gut zu arbeiten, lässt den Zuschauer immer genug wissen um bei der Sache zu bleiben aber nie mehr als seine Hauptfigur. Liam Neeson kann nach „Taken“ auch hier wieder überzeugen.
Insgesamt spannende Unterhaltung mit wenigen Neuerungen. Trotzdem empfehlenswert, vor allem für Fans des „Master of Suspense“.

Filmbewertung: 7/10

executor sah das nicht so

Es gibt Filme, die werden durch falsche Werbung versaut und dann gibt es noch Werke, die schon versaut sind und bei der man durch die falsche Werbung nur noch mehr den Stinkefinger gezeigt bekommt. Letztgenannter Fall trifft leider bei „Unknown Identity“ ein.
Liam Neeson wacht ganz im Sinne des „verwechselte Identität“-Subgenre bei einem kurzen Abstecher nach Berlin im Krankenhaus auf, nachdem er zurück zum Flughafen wollte, um einen dort liegen gelassenen Koffer abzuholen, aber auf dem Weg einen Unfall hatte. Nun muss er sich mit Auftragskillern und anscheinend falschen Ehefrauen auseinandersetzen, bis es zu einer durchaus gelungenen Auflösung kommt, die leider nur bedingt die dröge Gangart des restlichen Filmes retten kann.

Dabei gibt es etliche Momente, in denen der Streifen zu glänzen weiß. Wenn etwa Bruno Ganz als alter Stasi-Mann würdevoll seinen letzten Auftrag übernimmt, das nächtliche Berlin schön eingefangen wird oder auch die eine oder andere gelungene Verfolgungsjagd in Berlin (erst in der zweiten Hälfte) präsentiert wird, so besteht doch die Frage, warum zum Teufel der Vertrieb es für nötig befand den Film als „Actionknaller“ anzupreisen. Ganz im Stil des gelungenen „96 Hours“ kommt dann auch das Cover daher und präsentiert einen entschlossenen Neeson mit Knarre in der Hand, was so im eigentlichen Streifen nie geschieht. Dafür kann man sich auf etliche unlogische Elemente freuen, welche das Geschehen zur Farce verkommen lassen.

Angefangen bei der Zeichentrickgleichung, dass ein Schlag auf den Kopf das Gedächtnis auslöscht und ein weiterer es zurückkehren lässt, über anscheinend komplett nutzlose Sicherheitsleute und Polizisten, die nachdem beinahe ein halbes Hotel in die Luft gejagt wurde, nicht einmal einen blutenden, hinkenden Mann aufhalten könne; zwei muskelbepackte Security-Leute, die mit einer Taxi-Fahrerin überfordert sind bis hin zu einer Auftragskillerin, die zwar schnell eben zwei Löcher in eine Wand schlagen kann, um an die Bombe dahinter zu kommen, aber dann etwa 30 Sekunden versucht ihren Finger in das Loch zu stecken, anstatt noch einmal schnell zuhaut um sich mehr Spielraum zu schaffen. Von dem wohl schlechtesten Auftragskiller aller Zeiten gar nicht zu reden, der es nicht nur schafft statt seinem Ziel mehrere Passanten umzubringen, sondern sein Opfer nicht einmal dann einholen kann, wenn es so betäubt ist, dass es wankt. Ansonsten wird, wie angedeutet, besonders die Berliner Polizei entweder als unglaublich ineffektiv oder schlicht und ergreifend nicht anwesend dargestellt, so frei wird hier gemordet, geunfallt oder auch geschossen.

„Hol dir dein Leben zurück“ schreit einem das Cover entgegen. Zu recht, denn nach dem Film will man auch seine vergeudete Lebenszeit wiederhaben.
Bevor man also zu „Unknown“ greift, (was sich wahrscheinlich darauf bezieht, dass keiner so recht wusste, was man hier gerade drehen will), sollte man sich lieber zwei Mal hintereinander „96 Hours“ geben. Oder irgendeinen x-beliebigen Steven Seagal-Streifen aus der Videothek ausleihen, da kann man deutlich weniger mit falsch machen.

Filmbewertung: 4/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 5,5/10