The Wolfman

Wolfman
Originaltitel: The Wolfman – Erscheinungsjahr: 2010 – Regie: Joe Johnston

Darsteller: Emily Blunt, Benicio Del Toro, Mario Marin-Borquez, Asa Butterfield, Cristina Contes, Anthony Hopkins, Art Malik, Malcolm Scates, Nicholas Day, Michael Cronin, Hugo Weaving, Simon Merrells, Gemma Whelan u.A.

Filmkritik: Universal ist schon seit Beginn der 90er dabei gewesen ihren großen Katalog an klassischen Horrorfilmen zu remaken. Das hat den Zuschauern Filme beschert wie „Bram Stoker’s Dracula“, „Mary Shelley’s Frankenstein“ oder auch die „The Mummy“-Filme. Längere Zeit dachte man, das Jack Nicholson Vehikel „Wolf“ sei dann das Pendant zu George Waggner’s großartigem „Der Wolfsmensch“ von 1941, aber da hatte man sich wohl geirrt, denn nun sorgte Joe „Rocketeer“ Johnston für eine direkte Neuauflage der lykanthropischen Abenteuer rund um Lebemann Larry Talbot.

Im Original noch von dem sympathischen Lon Chaney Jr. dargestellt spielt nun Benicio Del Toro die Rolle des Mannes, der nach einiger Zeit wieder zum alten Familiensitz zurückkehrt, nur um in einer schicksalshaften Nacht von einem wolfsähnlichen Wesen angefallen zu werden, was ihn dann eben zum titelgebenden „Wolfman“ machen soll. Der arme Larry Talbot will aber eigentlich gar keine Menschen in seinem wahnhaften Wolfszustand verletzten, kann sich aber gleichzeitig auch noch nicht einmal selber umbringen, was ihn natürlich in ein ziemliches Dilemma stürzt…

So einfach wie auch effektiv war die Originalgeschichte, also ist es natürlich nur naheliegend, dass bei einer Neuauflage diese simple Prämisse zugunsten eines gleichzeitig überraschenderweise vollgestopfter wie auch uninteressanter wirkenden Plots über den Haufen geworfen wird. Zusätzlich zu der zaghaften Liebesgeschichte des Originals gibt es nun auch noch einen bösen Vater, unsubtil bis zur Schmerzgrenze gespielt von Anthony Hopkins, der sich alle paar Wochen Nachts in verliesartigen Gemächern einsperrt, damit der Zuschauer auch erst recht nicht raten muss, was wohl zum Ende des Films hin als große Überraschung präsentiert werden soll, damit noch etwas mehr Kreaturenaction zu sehen ist…

 Diese lahmen Verkomplizierungen verwässern dann leider auch stark den Kern der eigentlichen Geschichte. Wo es im Original eben noch darum ging, dass Talbot mit sich selber ringt und eigentlich nur einen Weg sucht um zu sterben, damit er keine Gefahr mehr für seine Mitmenschen ist, so wird Johnstons „The Wolfman“ nach einem überraschend trashigen Ausflug von ihm in eine Irrenanstalt noch zum Krimi, da man ja noch einen anderen Werwolf enttarnen will und schlussendlich sogar zur lautstarken Horror-Action, wenn es mit großen Schritten dem Finale zu geht. Dank all dieser verschiedenen Erzählstränge bleibt leider kaum Zeit für die Figuren, Del Toro bekommt mit Love-Interest Emily Blunt gerade mal eine kleine Hand voll Szenen spendiert, Hugo Weaving als ermittelnder Inspektor ist leider nur eine Randnote und Hopkins überzeichnetes Schauspiel entbehrt jede Art von Subtilität.

Beeindruckend ist da maximal die Ausstattung, welche sehr schön den Look um die damalige Jahrhundertwende einfängt. Ebenso weiß auch die Kameraarbeit von Shelly Johnson zu begeistern, die oftmals schön atmosphärische Bilder einzufangen weiß, die leider in der unintensiven Handlung untergehen, die so gar keine rechte Bindung zu den Charakteren aufbauen kann.

Das Einzige was inhaltlich im Kopf bleibt sind manch überraschend blutige wie auch trashige Einlagen, die eigentlich immer dann abgefeiert werden, wenn der schön gestaltete Wolfsmensch in Erscheinung tritt und sich den Weg durch einen Lynchmob oder spinnerte Psychologen in einem Irrenhaus bahnt. So wird das Geschehen zumindest nur selten wirklich langweilig, ohne aber eben auch nur einen Bruchteil des Unterhaltungswerts des Originals zu generieren.

Wen das Thema interessiert, der sollte sich auf jeden Fall das Original anschauen, welches auch heute, trotz weniger Effekte mit stilvoller schwarz-weiß Fotografie und sympathischen Figuren unterhalten kann, die in eine unterhaltsame Handlung eingebettet sind. Das Remake dagegen ist leider genau das, was man von einer typischen Neuauflage zu erwarten hat: Bunter, schneller, actionreicher aber in seiner Essenz deutlich verwässerter, seelenloser und somit schlussendlich uninteressanter. Ein bisschen Blut, sowie einige gute Effekte und atmosphärische Bilder können eben selbst im digitalen Zeitalter inhaltlichen Flachsinn nicht kaschieren und werden es wohl auch in Zukunft nicht. 

Filmbewertung: 5/10