Rare Exports – Eine Weihnachtsgeschichte

Rare Exports – Eine Weihnachtsgeschichte
Originaltitel: Rare Exports- Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Jalmari Helander

Darsteller: Jonathan Hutchings, Jorma Tommila, Onni Tommila, Peeter Jakobi, Per Christian Ellefsen, Rauno Juvonen, Risto Salmi, Tommi Korpela

Filmkritik: Nach dem ersten Trailer zu “Rare Exports” war mir bereits klar: “Den muss ich sehen!“. Die Geschichte klang so dermaßen schräg aber gleichzeitig so herrlich kreativ, dass mich der Film sofort für sich gewonnen hatte. Da ich es zur Weihnachtszeit nicht geschafft hatte ins Kino zu gehen, ging es also heute am 01.01.2011 leicht verspätet in die etwas andere Weihnachtsgeschichte „Rare Exports“.

Kurz vor Weihnachten irgendwo im tiefsten Finnland. Eine Amerikanische Minengesellschaft gräbt einen Berg um und stößt tief unter der Erde auf eine Art natürlichen Kühlschrank(ein riesiger Eisbrocken, umhüllt von einer dicken Schicht Sägespäne). Darin befindet sich nichts Geringeres als der echte Weihnachtsmann. Denn der Weihnachtsmann war niemals die Figur die uns Coca Cola seit Jahren zeigt. Der Weihnachtsmann ist grotesker, ein kinderhassender Fiesling. Der gierige Chef der Minengesellschaft scheint jedoch genau zu wissen, das Santa dort begraben liegt und lässt ihn natürlich umgehend freisprengen.
In der Zwischenzeit am Fuße des Berges: Der kleine Pietari und sein Vater finden eine ganze Herde toter Rentiere vor und den Einheimischen geht so der gesamte Fleischbestand flöten. Sie verdächtigen als Ursache die Minenarbeiter auf dem Berg, die mit den Sprengungen Wölfe angelockt haben, und wollen der Sache auf den Grund gehen. Sie schwören Rache und brechen zur Bohrstelle auf dem Berg auf. Doch der Platz ist Menschenleer.
Kurz darauf tappt des Nachts ein nackter, bärtiger Wilder in eine aufgestellte Wildfalle. Die Truppe weiß nicht viel mit dem seltsamen Mann anzufangen, doch der Chef der Minengesellschaft meldet sich über ein Funkgerät, dass der Wilde dabei hatte. Er fragt ob der „Weihnachtsmann“ bereit zum Transport wäre. Die Truppe weiß nicht viel damit anzufangen, verkleidet die Geisel aber kurzerhand als Weihnachtsmann und macht sich auf den Weg zur Übergabe. Doch damit ist dieser ganz und gar nicht so Weihnachtliche Heilige Abend noch lange nicht zu Ende…

Der mit 82 Minuten gar nicht mal so lange Film, lässt sich zu Beginn überraschend viel Zeit. Regisseur Jalmari Helander zeichnet seine wenigen Figuren sehr deutlich. Besonders auf die Umstände von Pietari und seinem Vater wird stark eingegangen. Dies ist zunächst etwas ungewohnt, da man vom Trailer her eher einen Film mit etwas mehr Tempo erwartet hatte. Andererseits aber kommt „Rare Exports“ aus Finnland und die Skandinavischen Filme lassen sich generell immer etwas mehr Zeit für ihre Figuren. Sobald unseren Finnen dann aber der vermeintliche Weihnachtsmann in die Falle tappt, geht „Rare Exports“ wirklich los. Das kleine Kunststück das Jalmari Helander hier schafft, unterstützt durch den Filmtrailer den Zuschauer zu überraschen, ist wirklich gelungen. Anders als viele aktuelle Trailer die bereits den halben Film aufschlüsseln, wurde der Trailer bei „Rare Exports“ dazu genutzt die Erwartungen des Zuschauers in eine bestimmte Richtung zu lenken. Sehr effektiv.

„Rare Exports“ entwickelt sich so in der zweiten Hälfte in recht ungeahnter weise, wird stellenweise zwar ein kleines bisschen zu episch und stilisiert den kleinen Pietari ein bisschen zu penetrant zum Helden hoch, wird dabei aber niemals unsympathisch oder zu aufdringlich. Der Grundton der schwarzen Komödie, die dem Weihnachtsmann einen wahrlich unangenehmen Stempel aufdrückt der jedem Kinderschänder wunderbar stehen könnte, bleibt jederzeit erhalten und steigert sich hin zu einem tollen, augenzwinkernden Finale welches sogar den Titel „Rare Exports“ erläutert.

Aber die Geschichte hätte auch noch einiges an Potential übrig gehabt. Aus den Elfen des Weihnachtsmannes hätte man wunderbare Massenszenen im Stil eines Zombiefilms machen können, wenn man denn gewollt hätte. Zudem kommt die Action im Film größtenteils sehr kurz daher. Alle Figuren, selbst die Kinder haben Waffen, doch eingesetzt werden diese nur sehr selten. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass etwas mehr auf die Besonderheiten des Weihnachtsmannes eingegangen werden würde. Zwar wird zu Beginn etwas Schabernack getrieben mit Regeln wie „Hinter den Ohren waschen“ im weiteren Verlauf des Films wird aber keiner dafür bestraft ungezogen zu sein. Zudem bekommt niemand den Hosenboden versohlt oder ähnliche abstruse Sachen. Schade.

Doch insgesamt ist „Rare Exports“ endlich mal wieder eine kreative Idee auf dem breiten, sich immer wiederholenden Filmmarkt. Wiedermal muss jemand aus dem kalten Norden kommen und zeigen, dass es doch noch andern Stoff gibt außer dem bekannten Einheitsbrei. „Rare Exports“ macht Spaß und zaubert dem Zuschauer nicht nur einmal ein breites Grinsen aufs Gesicht. Von den leichten Längen in der Einführung und dem etwas zu schnell vorbeigehenden Finale einmal abgesehen ist „Rare Exports“ jedem der bereits von der Grundidee begeistert war uneingeschränkt zu empfehlen.

Filmbewertung: 7/10