Bennys Video

Bennys Video
Erscheinungsjahr:1992 – Regie: Michael Haneke

Darsteller: Arno Frisch, Angela Winkler, Ulrich Mühe, Ingrid Stassner

Filminhalt: Mit Regisseur Haneke bin ich zum ersten Mal bei seinem Film „Funny Games“ zusammengestoßen und war sehr angetan von seiner Art zu Filmen und auch von seinem Drehbuch bzw. seiner Erzählweise. Auch die Handlung seines Films Bennys Video aus dem Jahre 1992 sprach mich Storytechnisch an, doch leider war ich wohl entweder nicht wirklich drauf vorbereitet was mich hier erwartet oder ich kann mit Hanekes Art entgegen meines Faibles für Funny Games doch eher weniger anfangen.

In Bennys Video geht es um den 13-jährigen Gymnasiast Benny. Benny ist ein zurückgezogen lebender Junge. Er betrachtet die Welt fast nur durch eine Videokamera und verbringt die meiste Zeit mit Gewaltvideos. Auch seine Privataufnahmen sind von Gewalt gezeichnet, wie u.a. die Aufnahme der Tötung eines Schweins durch ein Bolzenschussgerät. Seine Eltern glänzen meist durch Abwesenheit und strahlen ansonsten Kühle aus.
Eines Tages trifft er vor seiner Stammvideothek ein junges Mädchen und lädt sie zu sich nach Hause ein. Die beiden essen zusammen, reden und alles scheint friedlich. Benny zeigt ihr das Video in dem das Schwein umgebracht wird. Er zeigt ihr daraufhin das Bolzenschussgerät, welches er vom Bauernhof geklaut hat, und schießt damit drei Mal auf das Mädchen bis sie regungslos verharrt. Die Kamera läuft mit…

Schon in Funny Games ging es um Gewalt gegen Menschen und auch Bennys Video handelt von Gewalt die durch Menschen ausgeübt wird und um die Beweggründe warum. Dies scheint eines von Hanekes Lieblingsthemen zu sein. Die beiden Filme haben aber noch mehr Berührungspunkte, vor allem die Tatsache, dass es hier in Bennys Video wie dort in Funny Games um die mediale Gewalt geht. In Funny Games wurde dies mit der „Zurückspul-Szene“ auf die Spitze getrieben, hier erlebt man viele Teile des Films und den brutalen Mord selber nur durch eine Handkamera die fest in einer Ecke des Raumes steht. Dadurch sieht man wenig der sehr blutigen, brutalen und sadistischen Tat, aber man hört alles, was den Zuschauer, wie bei Haneke üblich, hinters Licht führt. Man fühlt sich quasi beschnitten, will irgendwie doch sehen was passiert und genau das will Haneke erreichen.

Haneke macht seinen Film aber an vielen Stellen auch auf andere Art unerträglich, denn er setzt auf sehr ruhige Szenen die all zu schnell ins langweilige Abdriften können. Viele Sequenzen zeigen augenscheinlich einfach nichts aber diesen Szenen begegnet man trotzdem von Anfang bis Ende. Einige habe ich mit Interesse verfolgt, bei anderen fragt man sich einfach nur wann es endlich weiter geht. Ebenso gibt es zum Ende hin einen Akt im Film in dem Benny und seine Mutter in Ägypten sind. Einen echten Sinn vermochte ich diesem Akt und besonders vielen Szenen darin nicht zuzuschreiben und wirklich ergiebig war er dann auch nicht.

Seine echten Stärken spielt der Film in den ersten 45 Minuten aus. Arno Frisch spielt hier in jungen Jahren schon genau so stark wie später in Funny Games. Bennys Beweggründe wieso er das Mädchen umgebracht hat schwanken von „einfach um zu sehen wie es ist“ soweit, dass man denkt der Junge ist ein eiskalter Psychopath. Frisch spielt diese verschiedenen Muster einfach klasse. Auch seine Eltern werden gut gespielt, besonders Ulrich Mühe vermag hier mit wenig Mimik viel zum Ausdruck zu bringen. Einige wenige Dialoge, die natürlich nicht aufs Konto der Schauspieler gehen, sondern auf das von Haneke, sind aber übers Ziel hinausgeschossen und wirken etwas weniger glaubhaft.

Ich denke Haneke hat hier genau das abgeliefert was er haben wollte, ein für mein Empfinden rohes ungeschliffenes Werk mit tollen Schauspielern das Kammerspielartig aufgezogen wurde und dadurch bedrückend wirkt.
Dazu kreierte er leider eine Handlung, die viel Potential hat, dies aber aus unbekannten Gründen nicht wirklich ausschöpfen will oder kann. Der Plot kann einfach nicht länger als 45 oder höchstens 60 Minuten Minuten bei der Stange halten. Schade drum aber das Projekt Haneke wird weiter verfolgt…

Filmbewertung: 6/10