Uhrwerk Orange
Originaltitel: A Clockwork Orange Erscheinungsjahr:1971 – Regie: Stanley Kubrick
Darsteller: Malcolm McDowell, Patrick Magee, Michael Bates, Warren Clarke, John Clive
Filmkritik: Stanley Kubrick, Regisseur von Filmen wie „Full Metal Jacket“, „Shining“ oder „2001“, hat im Jahr 1971 einen Film mit, damals, schockierender Gewaltdarstellung gedreht, der Titel lautet „A Clockwork Orange“. Der Film ist sogar bis zu Kubricks Tot 1999 in England verboten gewesen. Natürlich ist der Film heute nicht mehr so krass wie es damals gewesen sein muss, aber schockierend ist der Film in einigen Teilen immer noch. Zum Inhalt:
Der Film wird begleitet von einem Off-Kommentar des Hauptdarstellers Alexander DeLarge (Malcolm McDowell). Der Film spielt in einem England, in einer „not so distant future“, also in einer nicht weit entfernten Zukunft. Einige Quellen schätzen 1995, ich würde eher sagen so um 1983-1985. Es gibt ein Übermaß der „old-ultraviolence“, was soviel bedeutet das Jugendbanden aus 3-4 Droogs(Slang im Film für Kumpels) durch London streifen, sich mit anderen Droogs prügeln, Obdachlose verprügeln und in Häuser einbrechen, die Ehe-Frauen vergewaltigen während der Ehemann zusieht. Eine dieser Droogs-Banden führt der Hauptcharakter Alex an. Er und seine 3 Droogs treffen sich jeden Abend in der Korova Milk Bar, trinken dort mit Drogen versetzte Milch um auf Touren zu kommen und ziehen dann Prügelnd durch die Gegend. Sie begeben sich aufs Land und dringend in das Haus der Alexanders ein. Mit Masken bedeckt vergewaltigen sie Frau Alexander, ihren Mann treten sie zum Krüppel. Doch, es kriselt im Vertrauen der Bande. Alex zeigt den 3 anderen aber wieder, dass er der Boss ist. Kurz darauf planen sie ins Haus der „Cat Lady“ einzubrechen, denn dort gäbe es viele Wertsachen zu holen. Alex gelingt es einzubrechen und er erschlägt die Frau mit einem riesigen Kunststoff-Penis. Doch, der Frau gelang es kurz zuvor die Polizei zu verständigen. Alex will fliehen, doch wird von seinen 3 Droogs niedergeschlagen und für die Polizei zurückgelassen.
Alex wird zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Er benimmt sich dort vorbildlich und schafft es den Schein zu wahren ein netter Bürger zu sein, in seinem Innersten brodelt es aber weiterhin. Trotzdem(wohl eher deswegen) schafft er es an einem Experiment des Innenministers teil zu nehmen. Mit dem besonderen Verfahren der „Ludovico Treatment Technique“ kann erreicht werden, dass schon der Gedanke an Gewalt und Sex bestraft wird. Da das ganze aber nur 2 Wochen dauert und das „Opfer“ dann frei ist, anstatt die 14 Jahre Strafe die Alex absitzen muss, ist er ganz wild darauf. Was folgt ist eine Tortur. Alex wird in einem Kinosaal an einen Stuhl drapiert, sein Kopf wird verkabelt und seine Augen mit Klemmen offen gehalten. Ihm werden Filme gezeigt. Filme mit Gewalt, mit Vergewaltigungen, Filme über die Nazis, unterlegt mit Alex Lieblings Komponisten Ludwig van (Beethoven). Nach 2 wöchiger Qual ist Alex „geheilt“. Jeder Gedanke an Gewalt oder Sex löst in ihm Übelkeit aus, es stößt ihn ab. Alex ist nun kein Gewalttäter mehr, er ist willenlos, er wird keine Straftaten mehr begehen können. Das Experiment gilt vorerst als geglückt, aber Alex kommt in der freien Welt nicht mehr klar und auch die Umwelt kommt mit dem neuen Alex nicht zu Recht….
Wow, was ein Film. Die erste Stunde ist wirklich Knallhart. Was einem Kubrick da auftischt ist nicht von schlechten Eltern, Gewalt ohne Sinn, einfach drauf weil es Spaß macht. Vergewaltigungen ohne die geringsten Anzeichen von Reue. Starker Tobak. Dazu werden die Gewaltexzesse noch mit wunderschöner Musik unterlegt, so weiß man als Zuschauer beinahe gar nicht wie man sich verhalten soll. Die Musik macht einem die Szenen angenehm, das gezeigte aber stößt einen ab. Auf jeden Fall sehr stark. Dazu wird auf eine perverse Art und Weise immer wieder der Zuschauer einbezogen. Direkt zu Anfang blickt Alex mit einem irren Blick direkt in die Kamera, die sich dann von ihm entfernt. Bei der Vergewaltigung von Frau Alexander sagt er zu ihrem Mann „Viddy well“, also soviel wie „Passt gut auf“. Das sagt er aber auch direkt in die Kamera, also zum Zuschauer. Solche Szenen, also das direkt der Zuschauer angesprochen wird, gibt es im Film immer wieder und diese wirken natürlich immer besonders intensiv.
Dazu kommt noch der Gebrauch dieser eigenen Sprache, was eine Mischung aus Britisch und Russisch sein soll. Bei einigen Wörtern weiß man stellenweise zuerst nicht was es bedeuten soll, aber durch den Kontext in dem es gebraucht wird, wird das meiste dann doch klar. Es gibt z.B. das oben erwähnte Viddy well oder die Droogs. Auch gibt es das Wort Gulliver für Gehirn und für Sex bzw. eine Vergewaltigung sagt Alex meist nur „the old in-out“. Das sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre im Film.
In der zweiten Phase des Films zeigt sich dann die Macht des Staats. Im Gefängnis geht es beinahe militärisch zu aber Alex kann sich dort gut eingliedern, macht gute Miene zum Spiel und fällt nie unangenehm auf. Bei der Therapie wird dann deutlich, dass der Staat den freien Willen von Alex abschalten will, und das quasi als einzige Lösung ansieht. Bei der Präsentation des „geheilten“ Alex wird dann das perverse Spiel des Staats aufs Maximum gebracht. Sie lassen Alex von einem Schläger provozieren und Alex an dem Schuh des Schlägers lecken. Immer wenn er sich wehren will, wird ihm schlecht, da ihn die Gewalt die er ausführen will nun abstößt. Auch die darauf folgende hübsche nackte Frau die sich ihm anbietet, stößt ihn ab, obwohl sein Innerstes schon denkt „It’s time for the old in-out“. Er ist nun zu diesen moralischen Entscheidungen nicht mehr fähig. Ein Priester, den Alex im Gefängnis kennengelernt hat protestiert deswegen auch direkt. Aber der Innenminister winkt direkt ab, für ihn war das ganze somit ein voller Erfolg. Er sagt weiter, “He will be your true Christian, ready to turn the other cheek, ready to be crucified rather than crucify”. Also, Alex ist nun der wahre Christ. Der, der die andere Wange hinhält, der lieber gekreuzigt wird als selbst zu kreuzigen. Der quasi kastrierte Alex darf zurück in die freie Welt, was die dritte Phase des Films einläutet.
Diese dritte Phase sei hier nicht vorweg genommen, aber Alex trifft einige alte Bekannte wieder die gar nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Kubrick dreht hier geschickt das Mitleid vom ehemals verhassten Alex eben auf Alex selber. Der Zuschauer ertappt sich dabei, wie ihm der vom Staat verkorkste Alex leid tut, besonders dabei was ihm bis zum Ende hin widerfährt.
Kubrick ist hier wirklich ein toller Film gelungen. Am meisten stach für mich der Soundtrack heraus, der beinahe Orchestral gut gelungen ist und die Szenen, besonders zu Beginn, derart Kurios wirken lassen das man sich als Zuschauer unsicher ist wie man das verarbeiten soll. Malcolm McDowell spielt Alex einfach perfekt. Kubrick soll gesagt haben, ohne McDowell hätte er den Film nie gemacht. Ich denke nicht, das es nicht noch andere gibt die derart gut gewesen wären, aber McDowell war schon eine sehr gute Wahl. Stark sind ebenfalls die Settings. Die Wohnungen sehen recht 70s mäßig aus und wirken ein wenig spacig. Frauen tragen meist bunte Perücken und besonders die Szene mit Alex am „umpol“ Apparat angeschlossen, brennt sich ins Hirn.
Clockwork Orange, ein wahnsinnig guter, sehr interessanter Film. Zuerst denkt man „was wird das denn wenns fertig ist?“, so verstörend ist der Beginn wo man den 4 Droogs bei ihrem Werk zusieht. Aber wenn man dann langsam sieht wie sich der Film entwickelt versteht man auch wieso die erste Hälfte gerade so abstoßend sein muss. Der Film wird, jetzt nach der Erstsichtung (wieso habe ich so lange gewartet??) sicher noch viele Male geguckt werden. Der Film hat viel Potential was ausgeschöpft werden kann, sowie sicher viele Details die man verpasst beim ersten Mal.
Filmbewertung: 10/10
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