Free Rainer
Erscheinungsjahr:2007 – Regie: Hans Weingartner
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Elsa Sophie Gambard, Milan Peschel, Simone Hanselmann, Gregor Bloéb, Franziska Knuppe, Urs Conradi
Filminhalt: Wer hat sich nicht schon einmal gefragt wieso im Fernsehen fast ausschließlich nur noch stupide „No-Brain-Unterhaltung“ läuft. Es gibt die berühmten Casting Shows, Pseudo Dokus aus allen Bereichen, ganz zu schweigen von Perlen wie 9Live oder den Klingelton Sendern. Der Vorteil dieser TV-Entwicklung für mich war, dass ich mir eine stattliche DVD Sammlung aufgebaut habe und auf das TV nicht mehr angewiesen bin. Vor einiger Zeit interessierte es mich dann aber doch wie denn überhaupt Quoten entstehen, einfach aus dem Grund, dass ich nicht glauben konnte das Deutschland wirklich so dumm ist wie das TV-Programm aussieht. Um es kurz auf den Punkt zu bringen, unser TV-Programm wird von 5500 Quotenboxen bestimmt, die in fast beliebigen Haushalten stehen. Tolle Wurst habe ich mir da gedacht. Bei meiner Recherche stieß ich aber auch Ende letzten Jahres auf den Film „Free Rainer“ der sich genau um dasselbe Thema dreht. Da ich es nicht ins Kino geschafft habe, erfolgt nun das Review anhand der DVD. Zum Inhalt:
Der Film handelt von dem erfolgreichen TV Produzenten Rainer (Moritz Bleibtreu). Sein bestes Pferd im Stall ist die Sendung „Hol dir das Superbaby“. Dabei handelt es sich um eine Art Herzblatt bei der der Kandidat mit den besten Spermien die Frau abbekommt und mit ihr dann doch bitte Kinder zeugen soll. Rainer selbst ist ziemlich fertig. Er kokst wie ein wilder und ist vollgestopft mit Hass und auch Verachtung für sich und das was er macht. Aber es macht ihm nicht viel aus, denn es bringt zumindest Kohle ein. Ein Autounfall aber krempelt ihn um. Auf einer Kreuzung fährt ihm eines Morgens ein anderes Auto in die Seite. Die Fahrerin: Pegah(Elsa Sophie Gambard), die sich an Rainer rächen will da sich ihr Opa bei einem seiner Sendeformate erhängt hat. Rainer macht sich nun schlau wie es überhaupt zu der berühmten TV-Quote kommt. Er versucht ein anspruchsvolleres Sendeformat zu bringen, bekommt keine Quote wodurch seine Sendung abgesetzt wird. Er kündigt, geladen vor Wut, seinen Job. Rainer vermutet hinter den guten Quoten des Trash TV zuerst eine Verschwörung der Quotenfirma IMA zusammen mit dem Staat und den Sendeanstalten. Er prüft ob die Daten manipuliert werden, doch begreift schnell, dass die Menschen wirklich den Müll sehen der ihnen aufgetischt wird. Zusammen mit Pegah plant er nun den einzig wirksamen Schritt. Die Quoten müssen so manipuliert werden, dass sämtliche Anstalten nur noch anspruchsvolles Programm senden müssen. Dadurch erkennen die an den Müll gewöhnten Zuschauer von ganz alleine wieder die Qualität der Formate. Er mietet sich zu diesem Zweck auf dem Land in ein leerstehendes Hotel ein, heuert einige Arbeitslose an die ihm bei der Arbeit helfen und fängt nun an sämtliche Quotenboxen gegen seine manipulierbaren Geräte auszutauschen. Der Plan geht auf, fortan werden nur noch Fassbinder Themen Abende gesendet oder ambitionierte Dokumentationen. Dies geschieht mit ungeahnten Folgen für Deutschland und auch Rainers alter Freund und Chef Maiwald (Gregor Bloéb) kommt Rainers plötzliches Verschwinden zusammen mit dem Umschwung der Quotenlandschaft komisch vor…
„Free Rainer“ war wirklich mal wieder ein Film ganz nach meinem Geschmack. Der Film beginnt mit einem absoluten Knaller. Rainer wurde auf dem Senderparkplatz von einem Polizeiwagen zugeparkt. Er rammt den Wagen einfach weg, fährt mit einem Affenzahn und Vodka trinkend durch Berlin. Das konnte nicht gutgehen und so fährt er kurz darauf auf einen Wagen mit drei Schlägertypen auf. Aber anstatt zu sich zu kommen, holt er einen Baseball-Schläger aus seinem Auto und geht auf sie los. Wow, was ein Beginn.
Mit so einem Tempo rechnet man beim Genre von „Free Rainer“ eigentlich nicht, und gerade das macht den Anfang so genial. Auch der Wandel von Rainer dem zugekoksten Arschloch der, das was er produziert im Inneren ja selber nicht leiden kann, zu Rainer dem Quoten-Bestimmer für ein „Schlaueres Deutschland“ ist gut gelungen. Moritz Bleibtreu überzeugt einfach von Anfang bis Ende und spielt die Rolle sagenhaft gut.
Im Film gibt es mal tragische, mal komische Momente und mit diesem Konzept kann der Film voll punkten. Er macht einfach wahnsinnig Spaß den Quoten-Rebellen zuzusehen und man wünscht sich beinahe sowas schon für die wirkliche Welt. Wirklich toll ist auch das oben erwähnte Konzept der Sendung „Hol dir das Superbaby“. Es würde sicher keinen Zuschauer wundern wenn dieses Konzept schon bald im TV laufen würde oder sogar schon in einer Schublade vor sich hin staubt und nur auf den richtigen Augenblick gewartet wird. Natürlich muss man einige gegeben Faktoren hinnehmen, zum einen das die Gruppe einen „Computer-Experten“ dabei hat der die Manipulation erst möglich macht, aber diese Faktoren gibt es laufend in Filmen, und das Thema hier ist wohl sogar noch als weitgehend realistisch anzusehen.
Neben Moritz Bleibtreu brilliert im Film auch Gregor Bloéb als fieser Sendeleiter des fiktiven Senders bei dem Rainer arbeitet. Mit ihm gibt es einige tolle Szenen. Die Rolle von Elsa Sophie Gambard ist zwar sehr wichtig für die Handlung, da sie ja der Stein des Anstoßes für Rainer ist, im weiteren Verlauf wird sie aber eher nebensächlich. Das liegt aber mehr an der Rolle im Drehbuch als an ihr. Sie selbst liefert ebenfalls eine gute Leistung ab. Die Darsteller der Arbeitslosen, die erst in der zweiten Hälfte zum Film dazu stoßen, kommen auch gut rüber, hier driftet der Film aber auch ein wenig in Klischees ab. Dass ausgerechnet ein Alkoholiker und ein Inder in der Gruppe dabei sein müssen, fand ich nicht nötig. Man weiß daher direkt. dass der Alkoholiker, wenn er sagt:„Ich habe die Sucht im Griff“ Ärger machen wird.
Besonders fasziniert an „Free Rainer“ hat mich die Grundidee selber. Oft ist es in solchen Fällen, dass man dann aber mit dem Film weniger anfangen kann. Aber bei „Free Rainer“ stimmt auch die filmische Umsetzung dann in fast allen Belangen. Eine gelungene frische Idee die gut umgesetzt wurde. Herrlich ironisch umgesetzt ist dies eine tolle Vision. Das durch das TV-Programm ein Umschwung gehen sollte wird hier mehr als deutlich, wenn das Ergebnis im Film evtl. auch nicht perfekt ist und ein wenig zu rosig daherkommen mag. Das Ende kann aber ebenfalls mit einer weiteren Priese Ironie überzeugen. Klasse.
Filmbewertung: 9/10
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