Full Metal Jacket

Full Metal Jacket
Originaltitel: Full Metal Jacket Erscheinungsjahr:1987 – Regie: Stanley Kubrick

Darsteller: Matthew Modine, Adam Baldwin, Vincent D’Onofrio, R. Lee Ermey, Dorian Harewood, Kevyn Major Howard

Filminhalt: „Full Metal Jacket“, Stanley Kubricks Beitrag zur Schilderung des Vietnamkrieges.
Wie man es von Kubrick gewohnt ist, ist auch hier wieder einiges anders als in vergleichbaren Filmen die sich mit dem Thema beschäftigen. Aber kommen wir erst einmal zum Inhalt:

Der Film beginnt in einem Ausbildungslager auf „Parris Island“ während des Vietnamkrieges. Der verdammt harte Ausbilder Gunnery Sergeant Hartmann(R. Lee Ermey in einer Paraderolle) drillt eine Gruppe junger Rekruten zu Kampmaschinen. Zumindest versucht er das mit aller Macht und mit aller Härte durchzusetzen. Er verpasst allen Rekruten direkt Spitznamen, unter anderem Private Joker(Matthew Modine), Private Snowball(Peter Edmund), Private Cowboy(Arliss Howard) und Private Pyle(Vincent D’Onofrio).
Er versucht auch die Schwächen, Ängste und auch Ihre Individualität zu vernichten. Bei dem recht labilen, übergewichtigen, Pyle genannten Rekruten brennen aber am Ende der Ausbildung die Sicherungen durch. Nachdem er durch sein Tölpelhaftes Verhalten den ganzen Zug gegen sich aufgebracht hat, entlädt sich sein ganzer Hass und seine Wut auf den Ausbilder Hartmann. Er erschießt diesen auf dem Baracken Klo und richtet sich dann selbst. Private Joker muss dies alles Tatenlos mit ansehen, er hatte in dieser letzten Nacht in der Baracke Nachtwache zu halten.
Nun kommt ein direkter Umschnitt nach Vietnam. Joker, der auch der Erzähler des Films ist, ist hier nun Kriegsberichterstatter für „Stars and Stripes“. Aber auch an ihm ist Hartmanns Ausbildung nicht spurlos vorüber gegangen. Er schließt sich für eine Reportage einem Marine Squad an, trifft dort Private Cowboy wieder und lernt einige andere, durch den Krieg gezeichnete Typen kennen. Unter anderem den harten Hund Animal Mother(Adam Baldwin). Als das Squad auf einer Patrouille von einem Heckenschützen angegriffen wird, ist es an der Zeit das Joker Hartmanns Ausbildung einsetzen muss. Ob er will oder nicht….

Was Stanley Kubrick hier abgeliefert hat schwimmt ganz oben in der überschaubaren Oberschicht wirklich gelungener Anti-Kriegsfilme mit. Durch die Begrenzung auf einige wenige Charaktere hat man wirklich viele Gelegenheiten sich auf diese Charaktere einzulassen und ist in den starken Szenen des Films umso geschockter.

Besonders das Ende, was sich quasi ganz um Private Joker dreht ist sehr intensiv. Joker hat immer versucht durch seine Sprüche und Witze eine Distanz zum Geschehen aufzubauen was so greifbar nah bei ihm war. Es hat ihn am Ende doch eingeholt. Seine moralische Überzeugung, symbolisch durch sein „Peace“ Abzeichen an der Brust ist nun ein für allemal weggeblasen.

Kubricks Herangehensweise ist auch wirklich interessant. Er baut selber immer wieder witzige Szenen ein, verwendet ganz bewusst einen witzigen, unterhaltsamen Soundtrack und nimmt so die Anspannung aus dem Film, um dann unvorbereitet Loszuschlagen so das dem Zuschauer wie auch Private Joker der Atem stockt.

„Full Metal Jacket“ kann man wohl noch zehnmal sehen und hat immer noch nicht ganz die Wesenszüge aller Charaktere ergründet, aber insbesondere Private Joker wird einem immer klarer. Alle die in der Ausbildung die Zähne zusammengebissen haben, mit sich vereinbart haben, dass sie nie diese Kampfmaschinen werde wollen zu denen sie gedrillt wurden brechen damit in Vietnam. Je länger sie da sind und je mehr Tot und Leid sie erleben umso mehr baut sich der Hass auf. Umso mehr wird sich auf die Werte besonnen die ihnen Hartmann einprügeln wollte, ja eben auch eingeprügelt hat.

Joker und Reporterkollege Raftermann treffen beim Hubschrauberflug zu ihrem Zielort von dem aus sie das Squad begleiten sollen einen MG-Schützen. Nachdem Joker sich zu erkennen gab er sei von „Stars and Stripes“ entgegnet dieser er sei perfekt für eine Artikel. Joker fragt daraufhin:“ Why should we do a story about you?”. Der MG-Schütze sagt:” ‚Cuz I’m so fuckin‘ good! I‘ve done got me 157 dead gooks killed. Plus 50 water buffalo too! Them’s all confirmed!”
Nach dieser Information fragt Joker weiter:“
Any women or children?“. Der Mg-Schütze meint nur locker:“Sometimes“. Joker fragt daraufhin wie er denn Frauen und Kinder erschießen kann. Darauf meint er nur:“ Easy! Ya just don’t lead ‚em so much! Ain’t war hell?“ was soviel bedeutet wie:“Das ist ganz einfach, du darfst nur nicht soweit vorhalten. Krieg ist die Hölle, was?“

Dies ist eine dieser Szenen, die Kubrick ganz bewusst benutzt. Sie ist an Sarkasmus kaum zu überbieten, man schmunzelt sogar leicht, allerdings beschreibt diese Szene das Krieg eben auch die Hölle ist weil aus ihm die Hölle gemacht wird.

„Full Metal Jacket“ ist wirklich ein sehr guter Film und einer der wenigen echten Antikriegsfilme da er eigentlich vollkommen ohne Glorifizierungen und Patriotismus auskommt. Mit einem tollen Soundtrack, einer Handvoll guter Schauspieler (Top: Ermey und Onofrio) und wirklich guten Vietnam Sets, außerhalb des Dschungels spielt er wie oben schon erwähnt in der ersten Liga der Vietnamfilme mit und steht bei mir fast auf einer Stufe mit „Platoon“. Dieser geht das ganze dreckiger an (Dschungel, Drogen, Feinde unter den Soldaten) was mir noch ein wenig besser gefällt, außerdem hat er noch bessere Schauspieler zu bieten.

Filmbewertung: 9/10