The Wolf Of Wall Street

The Wolf Of Wall Street
Originaltitel: The Wolf Of Wall Street – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Martin Scorsese

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Darsteller: Leonardo DiCaprio, Matthew McConaughey, Jonah Hill, Margot Robbie, Jon Bernthal, Aya Cash, Jon Favreau, Ethan Suplee, Kyle Chandler, Cristin Milioti, Jean Dujardin, Spike Jonze, u.A.

Filmkritik: Wow. Scorsese hat hier ein richtig geniales Monstrum von einem Film abgeliefert. Leonardo Di Caprio spielt einen Wall Street-Bonzen den es wirklich gab, der Unsummen gemacht, zig tausende Leute beschissen und nachher sogar noch eine Biographie geschrieben hat, dessen Verfilmung das alles hier ist. Wow.

Also selbst wenn der Zuschauer das unmoralische Handeln der geldgeilen Säcke verdammt, zu schade, mit dem Kino-Eintritt an sich hat man so dem Affen sogar Zucker gegeben. Und apropos: Die Protagonisten (oder sind es doch Antagonisten?) benehmen sich ohnehin ständig wie im Zoo. Angefangen bei Matthew McConaugheys Masturbationstipps, über Nutten-Orgien und generellen Maxi-Hedonismus, hier werden alle Regler auf „Overkill“ gestellt, so dass selbst Patrick Bateman aus dem thematisch sehr nahe liegenden „American Psycho“ das Ganze hier für dekadent halten würde. Und das will etwas heißen.

Witzigerweise werden da sogar parallelen zum anarchistischen „Caligula“ wach, wenn ein armer Schlucker sich sämtlichen Regeln widersetzend an die Geld-Spitze bringt und einen &%$§ darauf gibt, wen er dafür hinters Licht führen muss. Und noch ein weiterer Faktor: Es macht unglaublich unmoralischen Spaß dem Ganzen zuzuschauen!

Scorsese ruft an, runter mit den Klamotten!

Und da wir es hier ja mit einem Martin Scorsese-Film zu tun haben, sind plötzlich die prüden Amis sogar bereit sich frei zu machen. „Es ist ja für die Kunst!“ So ist „Wolf Of Wall Street“ sicherlich auch der freizügigste US-Mainstream-Film seit einiger Zeit geworden, auch wenn man Sachen wie einen masturbierenden Jonah Hill nun eigentlich doch nicht „Full Frontal“ auf der großen Leinwand braucht. Aber das ist natürlich Geschmackssache. (Nein, probiert das nicht, so war das nicht gemeint. Bäh!)

Aber apropos Jonah Hill: Der ist „creepy“ wie immer, aber ein großartig funktionierender Teil eines der wohl bizarrsten Ensembles des Jahres. Von Ethan „My Name Is Earl“ Suplee, über John „The Walking Dead“ Bernthal, Spike “Ich drehe selber Filme” Jonze, über Kyle „Argo“ Chandler bis hin zu Jon „Iron Man 1 & 2“ Favreau. Drogen, Sex und Anarchie.

Form, Inhalt und die Wirkung auf den Zuschauer

Aber Martin Scorsese würde natürlich nicht einfach nur einen partygeladenen Drogen-Film inszenieren, sondern hat sich bei all den hübschen Nebensächlichkeiten – natürlich – auch etwas gedacht. Nicht nur schafft er es mit leichter Hand die inhärente Absurdität all dieser Momente zu zelebrieren, sondern auch mit einem moralischen Zeigefinger zu wedeln, ohne dass es überzogen oder falsch wirken würde.

Di Caprio ist dabei die Projektionsfläche für den Zuschauer, der schonungslos die besten, als auch schlechtesten Momente miterlebt und selbst seine Schlüsse ziehen kann. Selbst darüber nachdenken „darf“, was er nun von diesem Film in seinem Herzen mit nach Hause trägt.
Und mit der beste Kniff von Scorsese ist es Di Caprio den ganzen Film über mit dem Zuschauer reden zu lassen, ihnen sozusagen wortwörtlich seinen Lebensstil verkaufen zu wollen. Ironischerweise endet der Streifen schließlich wieder bei einem Auftritt vor einer großen Masse, die verzweifelt versucht zu entschlüsseln, was diesen Geldsack nur so reich gemacht hat. Doch an dieser Stelle weiß der Zuschauer – hoffentlich –bereits, ob er wirklich ein ähnliches Leben haben möchte wie dieser Wall Street-Wahnsinnige, oder doch lieber mit etwas Anstand eine beschaulichere Idylle vorzieht.

„The Wolf Of Wall Street“ ist vieles: Eine übertriebene Komödie, ein trauriges Drama, eine Kampfansage an den unverhältnismäßigen Kapitalismus, eine Zelebrierung des Exzesses. Aber gerade durch die sowohl durch Form als auch Inhalt großartig verwobenen Themen entsteht noch viel mehr, nämlich ein extrem guter Film, der – jetzt kann man das ja in etwa abschätzen – mit Sicherheit einer der besten des Jahres ist.

Filmbewertung: 10/10