Star Trek Into Darkness

Star Trek Into Darkness
Originaltitel: Star Trek Into Darkness – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: J.J. Abrams

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Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoe Saldana, Simon Pegg, Anton Yelchin, Benedict Cumberbatch, Alice Eve, John Cho, Tom Archdeacon, Bruce Greenwood, Peter Weller u.A.

Filmkritik: Wow. Nachdem J.J. Abrams bereits in „Star Trek 11“ , bzw. schlicht „Star Trek“ dem gesamten Geschichtsuniversum eine Frischzellenkur verpasst und die beliebten, klassischen Figuren rund um Kirk und Spock mit jungen Darstellern dem Publikum wieder näher gebracht hat, geht es nun ans Eingemachte.
Und damit sind sowohl die inhaltlichen, weitergehenden Charakterentwicklungen sowie die direkt anziehende Handlung gemeint, die jetzt – nachdem das Personal eben bekannt ist – von einer cleveren Drehbuchidee zur nächsten springt, ohne allzu gehetzt zu wirken. Abgeschmeckt wird das Ganze einmal mehr mit ausgesucht hochwertiger Optik, erstklassigen Darstellern sowie vielen Momenten, die jahrelanges Fansein belohnen, ohne dabei Neulinge vor den Kopf zu stoßen. Perfekt!

Star Trek Into Remake

Die Geschichte handelt von einem Terroristen namens John Harrison, der scheinbar als Person bis vor einem Jahr gar nicht existiert hat – laut Datenbank – und nun durch ausgeklügelte Angriffe einen Ein-Mann-Krieg gegen die Sternenflotte.
Derweil haut Kirk mal wieder über die Stränge, weil er bei der Erforschung einer gerade am Beginn ihrer Entwicklung stehenden Zivilisation die erste Direktive („Du sollst dich nicht in die Entwicklung eines noch jungen Planeten einmischen.“) etwas überschritten hat. Nicht nur, dass er das Völkchen vor der Ausrottung gerettet hat, sondern derweil auch noch für Spock die Enterprise den Bewohnern gezeigt hat. „Big Deal, so what?“ ist seine etwas kesse Antwort zu seinem Chef, der ihn daraufhin gleich mal von seinem Schiff werfen will.

Aber, Terror sei Dank, bekommt Kirk einen dubiosen Auftrag und mehr wird nicht verraten. Warum? Weil bereits Trailer und Co. es wunderbar geschafft haben möglichst wenig vom Inhalt zu verraten, so dass einige gelungenen Überraschungen auf die Zuschauer warten. Was, ihr wollt euch spoilern? Ok, dann markiert mal den folgenden Text. Auf eigene Gefahr!

Bei dem Terroristen handelt es sich nachher um keinen anderen als Khan. Ja, DEN Khan. Dabei ist die Handlung weniger an den zweiten Star Trek-Kinofilm angelehnt, sondern behandelt viel mehr thematisch Khans ersten Auftritt innerhalb der TV-Serie. Wobei die Drehbuchautoren ebenfalls einige Elemente aus jenem angeblich besten, zweiten Trek-Film variiert in das Drehbuch eingebaut haben.

Zusätzlich wird im Hintergrund bereits originell die Handlung des dritten Streifens vorbereitet, welcher die Sternenflotte im offenen Krieg gegen die Klingonen zeigen wird. Vielleicht. Beim Auftreten der Klingonen – ja, sie kommen etwas frisch designt wieder vor – wird auch die lustvolle Inszenierung schön vor Augen geführt. Erst heißt es, das man auf keine dieser Aliens treffen wird, danach sieht man ihre Schiffe, bevor sie doch die Crew zum Landen zwingen und als man denkt man sieht die Klingonen, tragen diese alle Masken. Nach einem „Mist, das heben die sich wohl für eine Fortsetzung auf.“ Passiert es dann doch und man sieht die Außerirdischen.

Das hört sich jetzt vielleicht nicht nach viel an, aber diese einfache, aber elementare Dramaturgie baut eine tolle Atmosphäre auf. Gleiches gilt für jede andere Sequenz des Films, denn „Star Trek Into Darkness“ ist von der Inszenierung her einer der besten Popcorn-Streifen der letzten Zeit.

Star Trek Into Excellence

J.J. Abrams und seinem Autorenteam ist es zu verdanken, dass “Star Trek” nun bei seinem zweiten Ausflug noch mehr an die klassischen Abenteuer erinnert, gleichzeitig aber als packende Space Opera unterhält UND darüber hinaus für jede Figur der Crew zumindest ein, zwei kleinere, meist aber größere Momente bereit hält.

Der locker-leichte Anfang, welcher auf durchaus dramatische, als auch humorvolle Weise die Einmischung in eine noch rückständigere Zivilisation darstellt, über den weiteren, düsteren Verlauf, der gekonnt als Terror-Analogie funktioniert und sich nicht scheut das Thema ganz im Sinne des „Trek“-Geistes aufzuarbeiten, um am Ende ein positives Statement aus den Geschehnissen zu ziehen. Dabei scheut Abrams auch nicht die bitteren, tragischeren Momente und kommt etwa zu Beginn, als die Rekrutierung eines Selbstmordattentäters gezeigt wird, fast gänzlich ohne Worte aus. Kamera, Darsteller und nichts anderes werden hier gebraucht, um wirklich filmisch bekannte Themen kompakt und elegant einzufangen.

Im weiteren Verlauf wird natürlich nicht auf Action und Krawall verzichtet, dieser ist aber stets ein Resultat der Handlung und wirkt nicht um seiner selbst willen eingebaut. Von einem überraschenden, aber originellen Team-Up innerhalb des Films ganz zu schweigen. Aber diese Dualität aus Unterhaltung mit Sinn dahinter wird auch bei kleineren Momenten gezeigt. Etliche Momente funktionieren auf zwei verschiedene Weisen: Zum Einen ist etwa eine kleinere Szene der Charakterentwicklung einer Figur dienlich, bietet dabei allerdings ebenso einen Insider-Gag für langjährige Trekies, ohne das jetzt jene die es nicht verstehen aus der Handlung gerissen werden.

Selbst viele überraschende Rettung in letzter Sekunde sind von der Handlung bereits seit Anfang an des Films vorbereitet und mutieren so nicht zu einem Zaubertrick, sondern einer logischen Entwicklung innerhalb des Geschehens. Apropos logische Entwicklung, so viel sei verraten: „Star Trek Into Darkness“ funktioniert ebenfalls als Teil 2 der neuen, wie auch als Teil 12 der generellen Kinofilmreihe. Wow.

Star Trek Into Fantrouble?

Mit dem wiedereinsetzen der politischeren Hintergrundthemen, dem deutlich dreidimensionaler gezeichneten Bösewicht und dem moralisch grauen Hintergrund bei der Sternenflotte, dürften nun auch Freunde der klassischen Serie wieder zufriedener sein, auch wenn hier natürlich nicht für 45 Minuten in bunt ausgeleuchteten Pappkulissen diskutiert wird, bevor Kirk einem Kerl mit Make-Up auf die Nase hauen darf.

Und noch ein Markier-Mich-Text: Einigen Fans dürfte wohl auch nicht gefallen, dass hier ein Charakter nach der Hälfte der Handlung als „Khan“ offenbart wird, aber – im Ernst – was solls? Wenn man nicht mit der Vorstellung ins Kino geht, dass dieser Khan genauso wie der vorherige sein soll, wird man einen von Benedict Cumberbatch großartig dargestellten Bösewicht geliefert bekommen, welcher seine ganz eigene Dynamik mit der Crew entwickelt. Und, ohne zu viel zu spoilern, aber, wie gesagt, dieser Streifen hier ist thematisch eher ein Remake von KHANS ERSTEM AUFTRITT. …ok, ich glaube, jetzt haben es auch alle Begriffen.

Nicht falsch verstehen, ich mag die klassische Reihe sehr gerne, aber als zeitgemäße Umsetzung ist „Star Trek Into Darkness“ einfach phänomenal gut gelungen. Denn anstatt nur die auch jenseits der Fans bekannten Elemente auf Kinoformat und Hochglanz aufzublasen, schafft gerade bei diesem zweiten Teil das Dreh-Team ebenfalls den Geist des klassischen „Star Treks“ zu atmen. Ich wüsste nicht, wie es besser gemacht werden könnte.
Aber vielleicht hat man ja auch während des Reviews bereits gemerkt, dass ich mich hier mit der Kritik schwer tue. In diesem Fall schlicht und ergreifend deshalb, weil mir nicht einfallen würde, wie man dieses Werk noch verbessern kann.
Hier hat man es ausnahmsweise geschafft sowohl einen Film für die Fans, als auch für Neulinge zu schaffen. Ein Unterfangen, welches meistens mit der Nase voran im Dreck landet.

So fällt dann auch die Bewertung sehr positiv aus, wobei ich nicht so recht weiß, ob ich jetzt 9 oder 10 von 10 Punkten vergeben soll. Oh. Bevor wir zu einem Ende kommen: Die 3D-KONVERTIERUNG ist gut gelungen. Am Anfang und einmal im 2. Drittel habe ich mich sogar instinktiv geduckt, das kommt auch nicht so oft vor.
Die Schnittfolge ist zwar oftmals eigentlich zu schnell für das Format, aber durch die präzise Optik und die niemals desorientierende Inszenierung kann man mit der dritten Dimension gut leben. An etlichen Stellen, etwa bei einem Raumanzug-Flug durch ein Asteroidenfeld, bei Schießereien oder gar viel zu hoch angesiedelten Actionszenen (Handschweiß-Alarm!), bietet sie sowohl tolle Pop-Out, wie auch Tiefenschärfe-Momente. Wenn man also nicht ein konsequenter Nichtmöger oder penetranter Nörgler ist, wird man mir der konvertierten Version sehr gut leben können.

Und, ach, was solls? „Star Trek Into Darkness“ war ein Streifen, bei dem ich nachher richtig gehend „pumped“ war für den Rest des Tages, weil er einfach so einen Spaß gemacht und dabei auch noch handwerklich schlicht ausgezeichnet war. Die Darsteller sind erstklassig, der Sound eingehend. Die Situationen sind dramatisch, als auch herzerwärmend und clever. Die Action ist rasant und die Themen wie auch Charakterentwicklungen klug zu Ende gedacht. Gibt es also irgend etwas schlechtes? Ja, das nun folgende lange Warten auf Teil 3!

Filmbewertung: 10/10

P.S.: Und Peter Weller ist natürlich so großartig wie eh und je. Und noch besser: Seine Rolle im Geschehen ist gar nicht mal so klein. Klasse!

C4rter stimmt noch schnell mit ein:Ja, da ist dem JJ doch wieder ein Kracher gelungen. Wer hätte gedacht, dass er an die Qualitäten des zweiten Originalfilms herankommen würde? Zwar würde ich nicht sagen, dass er besser ist als der erste Reboot-Teil, doch auch mit 9/10 ist zu dem Film alles gesagt. Gerne mehr davon.

Filmbewertung: 9/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 9,5/10